
Quer durch den Landkreis Haßberge zog am Samstag das vom Deutschen Wetterdienst angekündigte Unwetter mit Starkregen. Der Haßbergkreis war dabei aber bei Weitem nicht so stark betroffen wie die Katastrophengebiete in Südbayern. Dennoch reichten die Regenmengen aus, dass Hunderte ehrenamtliche Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehren und des Technischen Hilfswerks (THW) bis in die Morgenstunden des Sonntags gefordert waren.
Alleine am Samstag bis Mitternacht spricht die Integrierte Leitstelle (ILS) Schweinfurt von knapp 100 Einsätzen in der Region Main-Rhön, die dem Unwetter zuzuschreiben waren. Besonders betroffen seien der Landkreis Haßberge und der südliche Landkreis Schweinfurt gewesen, heißt es von der ILS.
Bahngleise bei Treinfeld standen bis zu 30 Zentimeter unter Wasser
Die Gemeinde Untermerzbach war am frühen Samstagabend als erste Kommune im Landkreis von dem Starkregen betroffen. Aber auch die Gemeindegebiete Maroldsweisach und Rentweinsdorf sowie die Stadt Ebern blieben nicht verschont.
"Besonders hohen Einsatz zeigten Anwohner und die Feuerwehren in Treinfeld", sagt Dienstgruppenleiter Christian Bayer von der Polizeiinspektion Ebern. Dort standen die Bahngleise bis zu 30 Zentimeter unter Wasser und mussten von Schwemmgut befreit werden, damit die Bahn diesen Teilabschnitt überhaupt noch passieren konnte.

Im weiteren Verlauf des Abends mussten auch weiter südlich die Einsatzkräfte gegen die Wassermassen ankämpfen. "Südlich der Mainlinie waren die Orte Knetzgau, Hainert, Westheim und Dampfach betroffen", sagt Kreisbrandinspektor Thomas Neeb.
In der Kreisstadt Haßfurt kam es zu Einsätzen im Baugebiet Osterfeld, zudem gab es Einsätze in Sylbach und Prappach sowie auch in Obertheres, wie Kreisbrandinspektor Stephan Biertempfel erklärt. Ebenfalls unter Wasser standen Gebiete im Hofheimer Stadtteil Ostheim sowie in Königsberg und einigen Stadtteilen.
Rund sechs Wochen nachdem Pferdedame "Sissi" auf dem Gelände der Stützenmühle zwischen Oberhohenried und Römershofen im Schlamm versunken war und von der Feuerwehr befreit werden musste, glich das Areal nun einer kleinen Insel. Rundherum breitete sich das Wasser aus, sodass die Feuerwehren Haßfurt, Oberhohenried und Unterhohenried gemeinsam mit dem THW 500 Sandsäcke verbauen mussten, damit keine Gebäude überflutet wurden.
Neben vielen Ortsstraßen waren auch zwei Staatsstraßen vom Hochwasser betroffen. In der Nacht mussten die Verbindungen zwischen Oberhohenried und Römershofen sowie zwischen Ostheim und Junkersdorf aufgrund von überspülten Fahrbahnen komplett für den Verkehr gesperrt werden.
Burgpreppach und den Gemeindeteil Hohnhausen traf es hart
Besonders hart getroffen hat es auch Burgpreppach und Hohnhausen. Dort regnete es zwar "nur" 30 Liter je Quadratmeter, aber "das reicht inzwischen für solche Missionen", beschreibt der stellvertretende Kommandant Chris Przybilski den siebenstündigen Einsatz für die Feuerwehren aus Burgpreppach, Leuzendorf, Hohnhausen, Ibind und Fitzendorf.

In der Wassergasse in Burgpreppach stieg ab 20 Uhr der Wasserpegel innerhalb kurzer Zeit um 30 Zentimeter. Hier wurden 4000 Sandsäcke verbaut und bis zum Erreichen des Scheitelpunkts um 3 Uhr in der Nacht noch weitere 1000 Stück zur Stabilisierung.

In Hohnhausen wurde wieder das gleiche Anwesen überschwemmt wie schon vor zwei Wochen. "Dieses Mal hatten wir allerdings mit doppelt so viel Wasser zu kämpfen", sagt Przybilski. Mit zwei Tauchpumpen im Gebäude und weiteren drei Tragkraftspritzen und einer Fahrzeugpumpe brachten die Feuerwehren das Wasser über Schlauchleitungen direkt hinter den Ort.
THW evakuierte Zeltlager des Nachwuchses und befüllte Sandsäcke
Alle Hände voll zu tun hatte auch das THW Haßfurt. Zuerst mussten 170 Kinder und Jugendliche evakuiert werden, die am Regionalzeltlager auf dem Hellinger Sportplatz teilnahmen. Der THW-Nachwuchs verbrachte anschließend die Nacht in einer Turnhalle.

Nahtlos ging es anschließend weiter mit der Sandsackbefüllung in der Unterkunft in der Augsfelder Straße. Gute Dienste leistete die Sandsackabfüllmaschine des Katastrophenschutzes, dennoch war hier "Manpower" angesagt. Neben den rund 40 THW'lern halfen auch 70 Feuerwehrmänner und -frauen der Dispogruppe "Sandsack" mit.
Zuerst waren die Feuerwehren aus Buch, Oberschwappach, Eschenau, Oberschleichach und Dankenfeld im Einsatz. Diese wurden dann von den Kameraden aus Augsfeld, Schmachtenberg, Ziegelanger, Nassach und Kerbfeld abgelöst.

Neben den THW-Fahrzeugen waren auch die Feuerwehr-Gerätewagen aus Eltmann und Pfarrweisach in die Auslieferung der Sandsäcke zu den einzelnen Einsatzstellen eingebunden. Insgesamt wurden 6400 Sandsäcke ausgeliefert, wovon alleine 4500 nach Burgpreppach gingen, um die dort zu Verfügung stehenden Wasserbarrieren zu ergänzen.

"Unser Konzept hat sich hervorragend bewährt und die Zusammenarbeit mit den Feuerwehren verlief reibungslos und unkompliziert", sagt der THW-Ortsbeauftragte Christian Günther, der ausdrücklich den Ehrenamtlichen seinen Dank für ihren zehnstündigen Einsatz ausspricht. Im Morgengrauen gegen 6 Uhr verließen die letzten Helferinnen und Helfer die THW-Unterkunft.
Im Landkreis Haßberge waren die Feuerwehren zusätzlich auch durch andere Einsätze belastet. So mussten einige umgestürzte Bäume von der Fahrbahn entfernt werden. Bei Mariaburghausen brannte am Mainufer ein Baum aufgrund eines Blitzschlags.
Nach Römershofen wurden Einheiten zu einem angeblichen Hallenbrand alarmiert. Dieser entpuppte sich aber als Fehlalarm. Den Feuerschein einer brennenden Feuertonne vor einem Anwesen hatte der Mitteiler des Notrufs aus der Ferne für einen Gebäudebrand gehalten.