
Die Antwort kommt schnell. "Ja!", sagt Josef Ramthun, Geschäftsführender Gesellschafter von Franken Guss, auf die Frage, ob die Sanierung der Kitzinger Gießerei und ihrer Chemnitzer Tochter Sachsen Guss gelingen wird. "Ja!", sagt zeitgleich Unternehmensberater Jörg Heus. Für beide ist klar, dass das laufende Insolvenzverfahren zu einem guten Ende kommen wird.
Einen guten Anfang hatte es, weil der Franken-Guss-Chef eine Insolvenz in Eigenverwaltung anstrebte, bevor seine Gießereien zahlungsunfähig oder überschuldet waren. Ende April 2024 schlüpfte Ramthun unter den Schutzschirm, den der Gesetzgeber für kriselnde Unternehmen geschaffen hat.
Insolvenz in Eigenregie: Es geht um Gläubiger, ein Lebenswerk und rund 1400 Arbeitsplätze
Bei der klassischen Insolvenz übernimmt ein Verwalter die Regie. Auch das Schutzschirmverfahren ist eine Insolvenz, doch der Inhaber behält dabei die Zügel in der Hand. In beiden Fällen sind die Gläubiger das Maß aller Dinge: "Sie müssen befriedigt werden – das ist das Ziel", erklärt Ramthun.
Sein Augenmerk liegt freilich auf dem Erhalt des Unternehmens und der rund 650 Arbeitsplätze in Kitzingen und rund 750 in Chemnitz. Auch Ramthuns Ehefrau und Kinder sind in den Betrieben engagiert. Weil sein Lebenswerk durch ständig steigende Kosten in Gefahr geriet, zog Ramthun im Frühjahr die Reißleine.

Allein die Energiekosten für die stromfressende Kitzinger Gießerei seien von sechs Millionen Euro im Jahr 2018 auf 24 Millionen heuer gestiegen, sagt der Franken-Guss-Chef. Als man im Gegenzug höhere Preise bei den Kunden durchsetzen wollte, habe man sich eine Abfuhr geholt.
Schutzschirmverfahren hilft Unternehmen bei der Sanierung und beachtet Gläubiger-Interessen
Der Schutzschirm hilft: Zum einen senkt er die Kosten, weil die Bundesagentur für Arbeit für drei Monate die Zahlung der Gehälter und Löhne übernimmt. Zum anderen erlaubt das Verfahren, mit den Kunden neue Verträge auszuhandeln und sich von verlustträchtigen alten zu verabschieden.
"Kunden sagten uns, dass sie Preiserhöhungen nicht mitgehen würden – außer in einem Insolvenzverfahren", erklärt Ramthun. Tatsächlich hätten die Kunden, darunter Konzerne mit großer Marktmacht, jetzt für sie schlechtere Konditionen akzeptiert.

Franken Guss beliefert vor allem Automobilhersteller und Zulieferer, die selbst Probleme haben: In der gebeutelten Branche herrscht Kostendruck, die Umstellung auf die E-Mobilität läuft schleppend, der Absatz von heimischen Elektroautos bleibt hinter den Erwartungen zurück.
Doch die Gießereien seien systemrelevant für Teile der Kundschaft, erklärt Ramthun seinen Vorteil. Franken Guss biete eine große Bandbreite an Produkten, sei in manchen Bereichen Technologieführer und deshalb nicht von heute auf morgen ersetzbar.
Auch Lieferanten habe man halten können, die zugleich Gläubiger sind und deren Forderungen wegen des Insolvenzverfahrens auf Eis liegen. Man habe durch viele Gespräche "Vertrauen geschaffen" und "disziplinierte Verlässlichkeit" bei den Zahlungen demonstriert.

Die Lieferanten zogen mit und gewährten "einen lückenlosen Geschäftsbetrieb", sagt der Gießerei-Inhaber. Dafür kommt Franken Guss ihnen entgegen, leistet Zahlungen in Vorkasse oder mit verkürzten Zahlungszielen von wenigen Tagen.
Wie geht es nun weiter? Im August ist aus der vorläufigen Insolvenz in Eigenverwaltung eine tatsächliche geworden. Zurückgestellte Forderungen werden fällig, die Insolvenzgeld-Zahlungen laufen aus.
Franken-Guss-Chef: Ohne Personalabbau wird es nicht gehen
Franken Guss und Sachsen Guss müssen an einer strukturellen Sanierung der Unternehmen arbeiten, Ramthun erwartet auch auf mittlere Sicht keine Besserung der Auftragslage für die Gießerei-Produkte: Die Großabnehmer aus den Sparten E-Mobilität, Windkraft, Maschinen- und Landmaschinenbau fahren alle ihre Nachfrage zurück.
So bleibe ihm nur, die Kapazitäten zu verringern, sagt der Unternehmer. In beiden Gießereien müssten rund zehn Prozent der Belegschaft gehen. Befristete Verträge würden auslaufen, über Vorruhestandsregelungen wolle er sprechen. Beschäftigte hätten auch von sich aus gekündigt, erklärt der Betriebsratsvorsitzende Erich Mirnig auf Nachfrage. Noch habe es "keine Einbußen" für die Belegschaft gegeben. Man sei "auf einem guten Weg" und bekomme dabei Unterstützung von außen.
Für Ramthun bleibt das Ziel, Kosten und Erlöse in Einklang zu bringen: "Das ist knackige Betriebswirtschaft." Er wolle sich um neue Aufträge in Bereichen mit Zukunftsaussichten bemühen, zum Beispiel in der Wasserstoff-Industrie.
Gläubiger müssen auf Teile ihrer Forderungen verzichten
All diese Sanierungsbemühungen sollen die Gläubiger überzeugen, erklärt Unternehmensberater Jörg Heus von der Management- und Beratungsgesellschaft AMBG aus Naumburg (Saale). Sie müssen dem Insolvenzplan zustimmen und auf Teile ihrer Forderungen verzichten.
Kommt Ramthun mit seinem Plan durch, könnte ein Gericht das Insolvenzverfahren zum Jahresende aufheben. Dass Franken Guss und Sachsen Guss dann saniert sind und mit neuen Produkten, neuen Preisen und neuer Struktur eine Zukunft haben, davon ist der Inhaber überzeugt: "Wir haben schon viele Hindernisse aus dem Weg geräumt. Also werden wir das auch noch schaffen."
In welcher Welt lebt denn diese Betriebsführung ??
gez. R.König
"Na also, geht doch" werden sich die Kunden denken und in 3 Jahren kommt das Murmeltier wieder.