Der Autozulieferer ZF steckt in der Krise. Die von ZF Friedrichshafen jetzt für das erste Halbjahr veröffentlichten Geschäftszahlen lassen darauf schließen, dass sich der angeschlagene Konzern nicht sehr schnell erholen wird. Das Unternehmen leidet darunter, dass die Elektrifizierung bei Automobilen nicht wirklich vorankommt und die Verschuldung von über zehn Milliarden Euro auf das Ergebnis drückt.
Betriebsrat und IG-Metall befürchten Stellenstreichungen in Schweinfurt
Geplant ist deshalb die Streichung bis zu 14.000 Stellen allein in Deutschland. Dass der Standort Schweinfurt mit gut 9000 Mitarbeiter nicht unberührt bleibt, fürchten vor allem der Betriebsrat und die IG-Metall. 6000 der hier Beschäftigten sind im Bereich der E-Mobilität tätig. Schweinfurt gilt als Leitstandort für die E-Mobility. In den Bereich wurde in den letzten Jahren erheblich investiert. Dabei gilt der Wettbewerb als hart.
Wie sich die angekündigte Zusammenführung von Standortverbünden auswirkt, soll Teil einer Neustrukturierung des Konzerns sein. Über die Kosten für den Stellenabbau wurden noch keine Angaben gemacht.
Den Stellenabbau wolle man sozialverträglich abwickeln
Zu einzelnen Standorten wollten sich der Vorstandsvorsitzende Holger Klein und Finanzvorstand Michael Frick in der Pressekonferenz zur Präsentation der Halbjahreszahlen nicht äußern. Den Stellenabbau wollte man jedoch sozialverträglich abwickeln. Betriebsbedingte Kündigungen schlossen sie jedoch nicht aus. Derzeit bestehen eine Reihe von Betriebsvereinbarungen, die das zunächst verhindern. Für Schweinfurt gilt das bis ins Jahr 2025.
Wie Frick berichtete, ist der Umsatz im ersten Halbjahr auf 22 Milliarden Euro (Vorjahr: 23,3 Milliarden) zurückgegangen. Das Betriebsergebnis sank von 941 Millionen auf 780 Millionen Euro und damit die Marge von vier auf 3,5 Prozent. Das Ergebnis sei stark beeinflusst von hohen Ausgaben für Forschung und Entwicklung in Höhe von 1,8 Milliarden Euro.
Die hohe Verschuldung, die auf den Erwerb des amerikanischen Zulieferers TRW und des Bremsen- und Sicherheitsspezialisten Wabco zurückzuführen ist, konnte durch den Verkauf von Geschäftsteilen, unter anderem an einer indischen Beteiligung, leicht reduziert werden. Die Abspaltung der Airbag-Sparte ZF Lifetech laufe nach Plan. Im Gespräch sind ein Verkauf oder Börsengang. Auch damit wolle man, so Frick, die Schuldenlast und damit die hohen Zinskosten senken.
Anleihen in Europa und den USA sollen Planungssicherheit schaffen
Durch verschiedene Finanztransaktionen, unter anderem Anleihen in Europa und den USA, habe man für die nächsten Jahre Planungssicherheit geschaffen, betonte Frick. Die Platzierung seien am Markt auf sehr großes Interesse gestoßen, sagte Frick. "Was das Vertrauen der Investoren in ZF unterstreicht."
Für das zweite Halbjahr geht ZF jedoch von einer weiteren Eintrübung aus. Die Nachfrage vor allem für elektrisch betriebene Fahrzeuge habe sich schwächer entwickelt als zunächst angenommen. Darum rechne das Unternehmen mit einer Umsatzspanne von lediglich 42,5 bis 43,5 Milliarden Euro, halte jedoch, so Frick, an einer angekündigten operativen Marge von 4,9 bis 5,4 Prozent fest. Dabei setze man auf eine weiterhin verstärkte Flexibilisierung der Produktion.
Große Hoffnung verbindet Frick mit der Internationalen Automobilausstellung Transportation in Hannover vom 17. bis 22. September. Dabei präsentiere ZF als weltweit größter Zulieferer für Hersteller von Nutzfahrzeugen und Flottenbetreiber eine Reihe neuer Angebote.
https://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/e-auto-motor-mercedes-will-zulieferer-ausstechen/29379644.html
Töricht war auch, mit niedrigsten Zinsen riesige Zukäufe zu machen, in der Annahme, dass die Zinsen so niedrig bleiben. Und jetzt muss ZF Fachpersonal entlassen, das es beim vmtl. auf Dauer (Demografie) herrschenden Fachkräftemangel wohl nie wieder so kriegt.
Und so hat die Konzernleitung auch noch die Zukunft von ZF verbaut - denn wär beim nächsten Aufschwung erst mit der Suche nach neuen Mitarbeitern beginnt, hat schon verloren.
Anscheinend können auch Stiftungen anspruchsvolle Aktionäre sein.