zurück
Schweinfurt
Autozulieferer ZF präsentiert Halbjahreszahlen: Es bleibt beim geplanten Abbau von Arbeitsplätzen
Die schwächelnde Nachfrage für Elektroautos belastet das Geschäft. Es bleibt beim angekündigten Abbau von 11.000 bis 14.000 Stellen allein in Deutschland.
Der hoch verschuldete Konzern ZF will massiv Arbeitsplätze streichen. In welchem Maße der Standort Schweinfurt (Bild) davon betroffen sein wird, ist weiterhin offen.
Foto: René Ruprecht | Der hoch verschuldete Konzern ZF will massiv Arbeitsplätze streichen. In welchem Maße der Standort Schweinfurt (Bild) davon betroffen sein wird, ist weiterhin offen.
Karl-Heinz Körblein
Karl-Heinz Körblein
 |  aktualisiert: 07.08.2024 02:38 Uhr

Der Autozulieferer ZF steckt in der Krise. Die von ZF Friedrichshafen jetzt für das erste Halbjahr veröffentlichten Geschäftszahlen lassen darauf schließen, dass sich der angeschlagene Konzern nicht sehr schnell erholen wird. Das Unternehmen leidet darunter, dass die Elektrifizierung bei Automobilen nicht wirklich vorankommt und die Verschuldung von über zehn Milliarden Euro auf das Ergebnis drückt.

Betriebsrat und IG-Metall befürchten Stellenstreichungen in Schweinfurt

Geplant ist deshalb die Streichung bis zu 14.000 Stellen allein in Deutschland. Dass der Standort Schweinfurt mit gut 9000 Mitarbeiter nicht unberührt bleibt, fürchten vor allem der Betriebsrat und die IG-Metall. 6000 der hier Beschäftigten sind im Bereich der E-Mobilität tätig. Schweinfurt gilt als Leitstandort für die E-Mobility. In den Bereich wurde in den letzten Jahren erheblich investiert. Dabei gilt der Wettbewerb als hart.

Wie sich die angekündigte Zusammenführung von Standortverbünden auswirkt, soll Teil einer Neustrukturierung des Konzerns sein. Über die Kosten für den Stellenabbau wurden noch keine Angaben gemacht.

Den Stellenabbau wolle man sozialverträglich abwickeln

Zu einzelnen Standorten wollten sich der Vorstandsvorsitzende Holger Klein und Finanzvorstand Michael Frick in der Pressekonferenz zur Präsentation der Halbjahreszahlen nicht äußern. Den Stellenabbau wollte man jedoch sozialverträglich abwickeln. Betriebsbedingte Kündigungen schlossen sie jedoch nicht aus. Derzeit bestehen eine Reihe von Betriebsvereinbarungen, die das zunächst verhindern. Für Schweinfurt gilt das bis ins Jahr 2025.

Holger Klein, der Vorstandsvorsitzende von ZF Friedrichshaften, musste zur Halbjahresbilanz einen Umsatzrückgang melden.
Foto: Felix Kästle, dpa | Holger Klein, der Vorstandsvorsitzende von ZF Friedrichshaften, musste zur Halbjahresbilanz einen Umsatzrückgang melden.

Wie Frick berichtete, ist der Umsatz im ersten Halbjahr auf 22 Milliarden Euro (Vorjahr: 23,3 Milliarden) zurückgegangen. Das Betriebsergebnis sank von 941 Millionen auf 780 Millionen Euro und damit die Marge von vier auf 3,5 Prozent. Das Ergebnis sei stark beeinflusst von hohen Ausgaben für Forschung und Entwicklung in Höhe von 1,8 Milliarden Euro.

Die hohe Verschuldung, die auf den Erwerb des amerikanischen Zulieferers TRW und des Bremsen- und Sicherheitsspezialisten Wabco zurückzuführen ist, konnte durch den Verkauf von Geschäftsteilen, unter anderem an einer indischen Beteiligung, leicht reduziert werden. Die Abspaltung der Airbag-Sparte ZF Lifetech laufe nach Plan. Im Gespräch sind ein Verkauf oder Börsengang. Auch damit wolle man, so Frick, die Schuldenlast und damit die hohen Zinskosten senken.

Anleihen in Europa und den USA sollen Planungssicherheit schaffen

Durch verschiedene Finanztransaktionen, unter anderem Anleihen in Europa und den USA, habe man für die nächsten Jahre Planungssicherheit geschaffen, betonte Frick. Die Platzierung seien am Markt auf sehr großes Interesse gestoßen, sagte Frick. "Was das Vertrauen der Investoren in ZF unterstreicht."

Für das zweite Halbjahr geht ZF jedoch von einer weiteren Eintrübung aus. Die Nachfrage vor allem für elektrisch betriebene Fahrzeuge habe sich schwächer entwickelt als zunächst angenommen. Darum rechne das Unternehmen mit einer Umsatzspanne von lediglich 42,5 bis 43,5 Milliarden Euro, halte jedoch, so Frick, an einer angekündigten operativen Marge von 4,9 bis 5,4 Prozent fest. Dabei setze man auf eine weiterhin verstärkte Flexibilisierung der Produktion.

Große Hoffnung verbindet Frick mit der Internationalen Automobilausstellung Transportation in Hannover vom 17. bis 22. September. Dabei präsentiere ZF als weltweit größter Zulieferer für Hersteller von Nutzfahrzeugen und Flottenbetreiber eine Reihe neuer Angebote.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Schweinfurt
Karl-Heinz Körblein
Autozulieferer
Elektroautos
IG Metall
Internationale Automobil-Ausstellung
Personalabbau
Wirtschaft in Schweinfurt
ZF Friedrichshafen AG
Zulieferunternehmen
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Peter Koch
    Auch wenn die Elektrifizierung von Autos richtig voran käme hätte ZF ein Problem mit Elektroautos. ZF hat, offensichtlich ohne langfristige Lieferverträge, E-Motoren entwickelt und in die Massenproduktion investiert, Valeo übrigens auch. Das war richtig dumm von den Spitzenmanagern.
    https://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/e-auto-motor-mercedes-will-zulieferer-ausstechen/29379644.html
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Fred Reinshagen
    @Peter Koch

    Töricht war auch, mit niedrigsten Zinsen riesige Zukäufe zu machen, in der Annahme, dass die Zinsen so niedrig bleiben. Und jetzt muss ZF Fachpersonal entlassen, das es beim vmtl. auf Dauer (Demografie) herrschenden Fachkräftemangel wohl nie wieder so kriegt.

    Und so hat die Konzernleitung auch noch die Zukunft von ZF verbaut - denn wär beim nächsten Aufschwung erst mit der Suche nach neuen Mitarbeitern beginnt, hat schon verloren.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Peter Koch
    Dem kann ich nur zustimmen. Allerdings müsste man ja nicht zwingend Fachpersonal entlassen weil ja angeblich noch Gewinn gemacht wird. Der Gewinn reicht aber wohl nicht um die Aktionäre hinreichend zu befriedigen.
    Anscheinend können auch Stiftungen anspruchsvolle Aktionäre sein.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten