Josef Ramthun ist frustriert und zuversichtlich zugleich: Frust schiebt er wegen der politischen Rahmenbedingungen für die Wirtschaft. Zuversicht strahlt er mit Blick auf seine Unternehmen aus. Und das trotz des laufenden Schutzschirmverfahrens, eine Besonderheit im Insolvenzrecht, das die Kitzinger Gießerei Franken Guss selbst angestrebt hat, um sich aus eigener Kraft aus einer wirtschaftlichen Schieflage zu befreien.
"Franken Guss ist nicht insolvent, nicht zahlungsunfähig, nicht überschuldet", betont der Geschäftsführende Gesellschafter. Warum dann also ein Schutzschirmverfahren, das eine drohende Insolvenz verhindern soll? Ramthun spricht davon, dass seine Unternehmen – Franken Guss in Kitzingen, Sachsen Guss in Chemnitz – durch die Krisen der vergangenen Jahre aus der Balance geraten sind: Corona-Pandemie, Ukraine-Krieg, Energiekrise, steigende Zinsen, höhere Löhne und die Inflation ließen die Kosten nach oben schießen. Allein die Erhöhung der Stromkosten von 2022 auf 2023 habe 25 Millionen Euro betragen, rechnet der Unternehmer vor.
Dabei wollten sich die beiden Gießereien krisenfest aufstellen. Am Standort Kitzingen, der fast ausschließlich an der Automobilindustrie hängt, hat Ramthun rund 20 Millionen Euro in die Produktion von Gussteilen für die E-Mobilität investiert, in Chemnitz rund 15 Millionen in die Erzeugnisse für die Windkraft. Die beiden Schwester-Unternehmen sollten von der Energiewende profitieren und einen Beitrag zu ihrem Gelingen leisten.
Doch dann trat die Autoindustrie bei Elektro-Autos auf die Bremse, weil die Nachfrage einbrach, und die Windkraftanlagen-Produktion geriet in eine Flaute, weil der Ausbau der erneuerbaren Energien nicht wie beabsichtigt vorankommt.
Gefährliche Mischung: Steigende Kosten und sinkende Umsätze
Weniger Umsatz bei steigenden Kosten – eine gefährliche Mischung für ein Unternehmen. Dazu kommt im Fall der beiden Gießereien, dass sie die gestiegenen Kosten nicht über die Produktpreise bei der Kundschaft durchsetzen konnten.
Für Ramthun war es daher Zeit, die Notbremse zu ziehen. Der Unternehmer, der vor 15 Jahren bei Franken Guss einstieg, die Gießerei kaufte und aus der Insolvenz zu neuer Blüte führte, will auch jetzt wieder die Wende schaffen. Und sei es mit einer Rosskur.
"Seit Jahren beißen wir uns die Zähne aus, wenn wir mit den Kunden höhere Preise verhandeln wollen", erzählt Ramthun. Nun habe man mit dem Schutzschirmverfahren ein deutliches Signal gesetzt, dass es so nicht weitergehen könne. Die Kapazitäten müssten der Nachfrage angepasst und Verträge neu verhandelt werden. Sein Ziel: Wolle die Kundschaft an der Entwicklung von Produkten für die Energiewende festhalten, dann müsse sie sich an den tatsächlichen Kosten beteiligen.
Am Ende müssten Kunden, Lieferanten, Mitarbeiter und Banken an einem Strang ziehen, um die angestrebte Sanierung der Gießereien zu bewältigen. Der Unternehmer gibt sich kämpferisch und glaubt, das zu schaffen. Von der Kundschaft gebe es das ermutigende Signal: "Wir stemmen das gemeinsam", berichtet Ramthun. Und auf seine Belegschaft lässt der Chef sowieso nichts kommen.
Fast sprachlos habe er den Beifall der Beschäftigten entgegengenommen, als er ihnen das Schutzschirmverfahren vorgestellt habe. "Die Belegschaft ist großartig", fasst Ramthun die Reaktionen inzwischen in Worte.
Der bestellte Sachwalter, der nun darüber wachen muss, dass die Gläubiger keine Verluste mehr hinnehmen müssen, habe das Verfahren als beste Entscheidung bezeichnet und es bildlich erklärt, zitiert Ramthun: "Das Schutzschirmverfahren ist wie die Behandlung eines löchrigen Zahns. Wird er repariert, kann man ihn erhalten."
Doch Ramthun schaut auch über den eigenen Tellerrand hinaus. Der Unternehmer, der gern bereit ist, sich mit Politikern aufs Podium zu setzen und über die Zukunft des Wirtschaftsstandorts Deutschland zu diskutieren, ist maßlos enttäuscht. Die Politik rufe die Energiewende aus, schreibe in Gesetzen fest, bis wann Unternehmen sie vollzogen haben müssten, schaffe aber selbst nicht die Rahmenbedingungen.
Ramthun fordert von der Politik eine konsequente und zügige Energiewende
Ramthun nennt Franken Guss als Beispiel: Die Gießerei befeuert die Aluguss-Produktion mit Gas und die Eisenguss-Erzeugung mit Koks. Wenn sich Franken Guss von diesen Energieträgern verabschieden soll, brauche man rund 200 Giga-Watt Strom im Jahr – und zwar aus erneuerbaren Energien wie Photovoltaik und Windkraft zu wettbewerbsfähigen Preisen. "Wo bleibt der Ausbau dieser Energieformen, wo die Ertüchtigung der Stromnetze?", fragt Ramthun auch die Politiker in der Region.
Seiner Meinung nach müsste der Strombedarf des Landkreises Kitzingen, ja von ganz Unterfranken ermittelt und dann gehandelt werden – und zwar bald. "Wann fangen wir damit an?", fragt der Unternehmer.
Wenn die Energiewende nicht gelinge, werde es energiehungrige Unternehmen wie Gießereien irgendwann in Deutschland nicht mehr geben, sagt Ramthun. Dabei stecken Gussteile seiner Aussage nach in vielen Produkten, von der Türklinke über Lampen bis zu Autos und Windkraftanlagen. "Diese Wertschöpfung muss im Land bleiben", argumentiert der Unternehmer, und dürfe nicht wie bei der Produktion von Photovoltaik-Modulen nach China abwandern.
So hofft Ramthun, dass das Schutzschirmverfahren seiner Unternehmen nicht nur seine Geschäftspartner wachrüttelt, sondern auch die Politik elektrisiert.
Der Vorschriftenwahnsinn in D oder auch der nutzlosen EU muss endlich Einhalt geboten werden. Ich habe bei der BG angefangen.
Ein falsches Wort oder ein repressive Aussage und der Typ flog raus.
Die Unternehmen müssen ihre Vorzüge wieder lernen, einzusetzen.
Verhandlungen mit der Kundschaft werden in dem guten Rat resultieren, zumindest teilweise, in Billiglohnländer zu verlagern.