
Auf einmal waren die Lichter aus. Daran können sich Hans-Reiner Waldbröl und Ernst Stang noch gut erinnern. Mehr als 30 Jahre lang waren die beiden nach Nordheim gekommen, um im Zehnthof gemeinsam Fisch zu essen. Dann, Ende 2017, waren die Türen plötzlich abgesperrt. Jetzt wollen Waldbröl und Stang mit dafür sorgen, dass sie sich bald wieder öffnen: als Investoren der Zehnthof GmbH & Co. KG.
Damals hatte der Zehnthof für viele überraschend Insolvenz angemeldet. Über drei Jahre war der Gasthof geschlossen. Die damaligen Besitzerin, die Winzergenossenschaft Divino, prüfte mehrere Pläne und Konzepte für den Weiterbetrieb. Dann tauchte 2020 Sternekoch Bernhard Reiser auf und holte den Gasthof während der Corona-Zeit für eine Saison aus dem Dornröschenschlaf. Im darauffolgenden Jahr ging Reiser in die Verlängerung, indem er den Zehnthof von Divino auf Jahre pachtete.
Bernhard Reiser wird in Nordheim als Pächter und Investor einsteigen

Dass eine Institution wie der Zehnthof nicht mehr betrieben wird, ließ dem Bauingenieur und Statiker Waldbröl und dem Architekten Stang keine Ruhe. "Das Objekt wurde zu einer Herzensangelegenheit", erzählt Waldbröl. Gemeinsam mit ihren guten Freunden und jahrelangen Geschäftspartnern, dem Immobilienkaufmann Paul Hupp und Bauunternehmer Reinhold Walz, schmiedeten sie Pläne – und beschlossen, gemeinsam in den Zehnthof zu investieren.
"Alle waren sofort Feuer und Flamme für das Objekt und haben den Wert dieses historischen Anwesens erkannt", beschreibt Hans-Reiner Waldbröl die ersten Planungsgespräche. Auch Spitzenkoch Bernhard Reiser ließ sich bei dieser Konstellation nicht lange bitten: Er war bereit, als Pächter und Investor einzusteigen.
"Jeder weiß, dass er sich auf den anderen verlassen kann. Wir haben schon zahlreiche Bauprojekte im Würzburger Raum erfolgreich zusammen umgesetzt", berichtet Hupp, der den Posten des Geschäftsführers innerhalb der Zehnthof GmbH & Co. KG übernommen hat. "Die Investition im Bereich Gastronomie war jedoch Neuland für uns. Wir sind zwar gute Gäste, aber keine Gastgeber", sagt er. "Ohne die Erfahrung von Bernhard Reiser hätten wir dieses Projekt nicht angehen können."
Neben gehobener Landküche will Bernhard Reiser Firmenevents anbieten
Im November 2021 erfolgte dann der entscheidende Schritt: die Gründung der Zehnthof GmbH & Co. KG sowie der damit verbundene Kauf des Zehnthofs sowie der angrenzenden Kelterhalle. Das Konzept der Investoren sieht vor, dass der Zehnthof künftig neben einem "blitzsauberen" Gasthof mit gehobener hausgemachter Landküche deutlich mehr für Feiern und Firmenevents genutzt wird, um sich dauerhaft gewinnbringend halten zu können.
Eine Übernachtungsmöglichkeit für Gäste war deshalb bei der Entscheidung für eine Investition ausschlaggebend. "Divino hat sich sehr kooperativ gezeigt und uns viel Zeit gelassen. Der Kauf der Kelterhalle war kein Problem", erläutert Hupp.
Die Pläne der Investoren sind umfassend. Neben dem Neubau eines Landhotels mit 52 Zimmern und 18 Autostellplätzen, dazu Stellplätzen für Fahrräder und Motorräder auf dem Areal der Kelterhalle, sieht das Konzept die Renovierung des Gasthofs vor. Diese hat im Anschluss an den Kauf begonnen. Innerhalb eines halben Jahres hat die Zehnthof GmbH rund eine halbe Million Euro in das Gebäude investiert. So ist bereits der große Saal für 140 Gäste mit angrenzenden Zimmern saniert. Auch ein Aufzug ist installiert, um die obere Etage besser versorgen zu können. Im Hof hat die alte Steinmauer eine Komplettrestaurierung erfahren.
Das neue Hotel soll über den Zehnthof mitversorgt werden
Parallel dazu arbeiten die Investoren mit Hochdruck an den Bauplänen für das neue Hotel. Mit im Boot sind von Anfang an die entscheidenden Stellen des Landratsamts und der Denkmalschutzbehörde. Viel Zeit bei der Ausarbeitung der Pläne widmet die Investorengruppe der Optik des Hotels. So legt der Denkmalschutz Wert darauf, dass die Ansicht der historischen Fassade, insbesondere des vorderen Giebels des Zehnthofs, nicht beeinträchtigt wird. Kompromisse hat man gefunden, indem Durchbrüche von der Kelterhalle zum Zehnthof genehmigt wurden. Das ist eine entscheidende Voraussetzung für den laufenden Betrieb, da das Hotel über den Zehnthof versorgt werden soll.
Im Oktober hat der Nordheimer Gemeinderat den Bauantragt bewilligt. Aktuell wartet die Zehnthof GmbH & Co. KG noch auf die Baugenehmigung. Danach könnte es mit dem Bau losgehen. Allerdings möchte die Investorengruppe die wirtschaftlichen Entwicklungen abwarten. "Eigentlich haben wir zu einer Zeit gekauft, in der man es nicht tun sollte", sagt Bauunternehmer Reinhold Walz. "Corona, Krieg, explodierende Energiepreise, ungewisse Lieferfristen, und die Preise in der Baubranche galoppieren davon."

Dennoch zeigt sich der Branchenkenner optimistisch, dass sich die Lage auf dem Bau im Laufe des zweiten Quartals 2023 entspannen werde. Die Preise seien dann wieder besser kalkulierbar. Sobald sich ein klarer Trend abzeichnet, planen die Investoren den Startschuss. "Wir machen das Objekt jetzt erst mal genehmigungsfertig", sagt Walz. "Alles andere wäre ein Pokerspiel.".
Unter normalen Umständen wäre das Hotel laut Walz dann binnen 16 bis 18 Monaten fertig. "Unsere Hoffnung ist, dass 2025 die ersten Gäste übernachten können. Wie es bis dahin ausgeht, ist schwer vorherzusagen. Wir sind gespannt, wie sich alles weiterentwickelt", erklärt Geschäftsführer Hupp. "Wir möchten jetzt auch kein Hotel bauen, in dem die Übernachtungspreise immens hoch sind, nur damit die Kosten gedeckt werden", ergänzt er.

Jetzt steigt an Silvester erst einmal eine große Party im Zehnthof. Spitzenkoch Bernhard Reiser zeigt sich begeistert über die vielen Buchungen. "Wir haben Gäste aus Nordheim und der Mainschleife, aber auch aus Würzburg und der Nürnberger Gegend", sagt er strahlend.
In den Augen des Investoren-Quintetts ist das ein klares Signal: Ihre Idee, ein gut etabliertes Gasthaus in Verbindung mit einem Landhotel umzusetzen, war die richtige Entscheidung. "Die Nachfrage ist da. Die Mainschleife und die Winzergemeinde Nordheim sind touristisch sehr gefragt", ist Reiser überzeugt.
Nicht gedeckter Fehlbetrag 2014 €6000, 2015 €197000, 2016 €385000, 2017 €610000,
2018 €857000, 2019 Liquidation. Das ganze bei einem Eigenkapital von €25000.
Von einer überraschenden Insolvenz kann da keine Rede sein.
Die Divino war alleiniger Eigentümer der ZH Betriebs GmbH.
Quelle www.bundesanzeiger.de
Es ist schön, dass Herr Reiser so sehr von dem Zehnthof überzeugt ist, und da die nächste Zeit verbringen will. Ich wünsche ihm dabei viel Erfolg.