Während die Bahnstrecke Würzburg – Nürnberg ihr Nadelöhr bei Kitzingen verloren hat, geht auf der darunter liegenden Staatsstraße 2270 weiterhin nichts voran. Wie die Redaktion von der Kitzinger Stadtverwaltung und der Deutschen Bahn erfahren hat, müssen sich die Autofahrer noch wochen-, wenn nicht monatelang gedulden. Zunächst bis 29. November.
Die Bahnstrecke Kitzingen – Buchbrunn/Mainstockheim war am ersten Juni-Wochenende von sintflutartigen Regenfällen unterspült worden. Daraufhin musste der Bahnverkehr eingestellt werden; Ersatzbusse fuhren. Später war eine eingleisige Nutzung möglich. Da der betroffene Streckenabschnitt an einem Hang liegt, ließ die Bahn dort großflächig das Gelände roden. Die am Fuße des Bergs liegende Staatsstraße 2270 wurde Teil der Baustelle und ist seit Monaten für den Durchgangsverkehr gesperrt.
Laut Bahn dauern die Arbeiten an der unterspülten Strecke noch länger
Zum Fortschritt und Aufwand der Arbeiten teilt die Bahn jetzt mit, dass die betroffene Strecke im Landkreis Kitzingen wieder zweigleisig und mit voller Geschwindigkeit befahrbar sei. "Die Züge sind damit wieder ohne Einschränkungen zwischen Nürnberg und Würzburg unterwegs", erklärt eine Bahn-Sprecherin.
Die Arbeiten an dem vom Starkregen beschädigten Hang seien allerdings noch nicht abgeschlossen, so dass die Staatsstraße unterhalb der Gleise gesperrt bleiben müsse. Das sei auch deshalb nötig, um die Entwässerung der beschädigten Bereiche herzustellen. Die Bahn bittet dafür um Entschuldigung.
Der Starkregen von Anfang Juni, so erklärt die Bahn weiter, habe die Bahnstrecke Nürnberg – Würzburg zwischen Kitzingen und Dettelbach "massiv beschädigt". Im betroffenen anderthalb Kilometer langen Abschnitt habe es gleich mehrere Hang- und Dammrutsche gegeben, Gleise seien unterspült worden.
"Insgesamt gab es Beschädigungen an 18 Stellen", teilt die Bahn-Sprecherin mit. Da der betroffene Abschnitt noch dazu in einem Trinkwasserschutzgebiet liege, seien alle Bauarbeiten mit dem Wasserwirtschaftsamt abzustimmen. Zusätzlich habe ein Umwelt-Ingenieur die Arbeiten vor Ort begleitet.
Bahn und Stadt planen, den Bereich um die Gleise neu zu entwässern
"Ursache für die Bewegung im Erdreich waren die großen Wassermassen aufgrund des Starkregens", erläutert die Bahn. Grundsätzlich würden die Gleisanlagen zwar über "leistungsfähige Entwässerungsanlagen" verfügen. Diese seien auch auf Starkregen wie zuletzt ausgelegt und könnten große Mengen Wasser aufnehmen und ableiten. Aber: "In den geschädigten Abschnitten befinden sich oberhalb der Gleisböschung landwirtschaftliche Flächen, auf denen sich große Wassermengen gesammelt und über das Gleis ergossen haben", so die Sprecherin.
Für diese Flächen gebe es nun, abgestimmt mit der Stadt Kitzingen, eine Entwässerungsplanung. "So wurde die Tiefen-Entwässerung im Gleisbereich neu aufgebaut und neu dimensioniert", erklärt die Bahn. Zudem würden in einem neuen Stützbauwerk Rinnen und Speicher eingebaut, die das Oberflächenwasser weiterleiten sollen. Auch dazu muss die Bahn sich mit Stadt und zuständigen Behörden abstimmen.
"Um den Schaden aufnehmen und die Instandsetzungsmaßnahmen ausarbeiten zu können, mussten zunächst die Hang- und Dammrutschbereiche gerodet und freigelegt werden", erklärt die Bahn-Sprecherin. Erst danach habe der Bau der neuen Infrastruktur beginnen können.
Die Sperrung der Straße könnte sich noch deutlich länger hinziehen
Mit Blick auf den Umfang der Schäden und die nötige Sanierungsarbeiten macht die Bahn wenig Hoffnung, dass die Baustelle bald beendet werden kann. "Die Reparatur und der Wiederaufbau sind aufwendig und zeitintensiv. So mussten die Bereiche, in denen der Bahndamm ins Rutschen geriet, durch Stützbauwerke aus Beton gesichert, Signalfundamente entlang der Strecke neu gebaut und das Gleisbett erneuert werden." Nun soll die Entwässerung in den Hangbereichen geplant und gebaut werden.
Die Kitzinger Stadtverwaltung teilt dazu mit: Die Deutsche Bahn habe über ihre beauftragte Firma einen Antrag eingereicht, die Straßensperrung bis zum 29. November zu verlängern. Mitarbeiter der Stadt hätten sich vor Ort von deren Notwendigkeit überzeugt. Wegen weiterer Abstimmungen und Genehmigungsverfahren "kann sich die Sperrung auch länger hinziehen", erklärt die Stadtverwaltung.
Anlieger könnten weiterhin zu ihren Grundstücken gelangen. "Für alle anderen Verkehrsteilnehmer und für uns als Stadt Kitzingen ist diese weitere Verzögerung sehr ärgerlich", sagt Oberbürgermeister Stefan Güntner. Der Verkehr innerhalb der Stadt bleibe damit belastet. Die Umleitung der gesperrten Strecke erfolgt über die Bundesstraße 8 und die Kreisstraße 27, also von und nach Mainstockheim über Buchbrunn und Repperndorf zur B8.
Sorge bereitet der Stadt ein weiteres Thema: Die Staatsstraße 2270 sei durch die Nutzung als Baustelle schwer beschädigt und daher nicht mehr nutzbar, erklärt OB Güntner. Wenn also die umfangreichen Bauarbeiten abgeschlossen seien, bedeute das nicht, dass die Straße wieder geöffnet werden könne. Im Gegenteil: Wegen der dann nötigen Sanierung erwartet der OB, dass die Trasse weiter gesperrt bleiben müsse.