Der Ukraine-Krieg könnte Auswirkungen auf die Gewerbesteuereinnahmen in Iphofen haben. "Ich kann ihnen heute nicht sagen, wie viel Geld wir am Ende des Jahres noch haben. Es ist ernst gemeint, wenn ich sage, dass uns das Geld ausgehen könnte", sagte Iphofens Bürgermeister Dieter Lenzer vor 120 Bürgerinnen und Bürgern in der Bürgerversammlung. Denn die Folgen des Ukraine-Kriegs könnten sich negativ auf die Gewerbesteuereinnahmen auswirken.
"Wir haben eine Umlagenbelastung von über sieben Millionen Euro, die wir leisten müssen, egal wie viel oder wenig Gewerbesteuer wir einnehmen", beschrieb Lenzer ein düsteres Szenario. Im städtischen Haushalt sind dieses Jahr 11,5 Millionen Euro an Gewerbesteuereinnahmen vorgesehen, wovon alleine 90 Prozent vom größten Zahler in der Stadt stammen. Im ersten Halbjahr seien die Einnahmen laut Lenzer planmäßig verlaufen, doch das zweite Halbjahr sei noch abzuwarten. "Das Risiko für uns ist groß, wenn das Gas tatsächlich abgestellt würde und unser größter Gewerbesteuerzahler nicht mehr produzieren könnte", gab der Bürgermeister zu bedenken.
Fehlende Bauplätze
"Wir haben im Stadtgebiet 50 unbebaute Grundstücken, das ist doppelt so viel wie wir derzeit anbieten können", benannte Lenzer einen Missstand in Iphofen. Doch der Stadt seien die Hände gebunden. Seit geraumer Zeit weise die Stadt nur auf Flächen in ihrem Besitz Bauland aus, doch ist das ein schwieriges Unterfangen.
Verkehr in der Stadt
"Wir werden auf absehbarer Zeit den fließenden Verkehr überwachen, mal sehen wann und wo die Blitzer bald stehen", bemerkte Iphofens Bürgermeister auf die Anfrage eines Bürgers und erklärte gleich: "Zu mir braucht niemand zu kommen, ich nehmen kein Knöllchen zurück." Außerdem wurde auch über den autofreien Marktplatz diskutiert. "Wir sollten den Verkehr besser lenken und auch meist freie Parkplätze wie an der Karl-Knauf-Halle verweisen", sagte Lenzer dazu.
Hallenbad: Neubau oder Sanierung?
Ein Neubau wäre wirtschaftlicher als eine Sanierung, ließ Lenzer zum Hallenbad wissen, doch gebe es für Sanierungen mehr Zuschüsse "und nebenbei brauchen wir auch noch das Geld für die Investition", sagte er. Frühestens 2025 sei mit der Umsetzung zu rechnen.
Beitrag der Stadt zur Energiewende
"Was tut die Stadt als Beitrag zur Energiewende?", fragte Christian Neubert in der Bürgerversammlung. Der Bürgermeister dabei verwies auf die Fernwärmeversorgung durch die städtische Hackschnitzelheizanlage mit CO2-freier Wärmeerzeugung für städtische Gebäude. Er berichtete, dass es tägliche Nachfrage gebe, ob man sich dem Nahwärmenetz anschließen könne. Doch die Anlage in der Anton-Sabel-Straße sei an der Kapazitätsgrenze angelangt. Deswegen suche die Stadt nach einem Standort für ein zweites Heizwerk.
Zudem habe der Stadtrat beschlossen, sich stärker für Photovoltaikanlagen zu öffnen und Planungen für Windkraftanlagen wieder aufzunehmen. Als erster Standort für eine Photovoltaikanlage wurde das Dach Karl-Knauf-Halle beschlossen. Daneben habe Iphofen bald zehn E-Ladestationen und damit die meisten in der Umgebung.
Keine gute Nachricht hatte der Bürgermeister zum Thema Strom, denn die Stadt muss seinen Stromliefervertrag nach einer europaweiten Ausschreibung neu abschließen. Dabei habe nur die N-ergie ein Angebot abgegeben, was dazu führen kann, dass die Stromkosten der Stadt im schlimmsten Fall um bis zu 300.000 Euro pro Jahr in die Höhe schnellen könnten. "Wir tun vieles, aber alleine die Welt können wir nicht retten", sagte Lenzer abschließend zur Thematik. Auch der Vorschlag, nachts die Straßenbeleuchtung abzuschalten, werde das nicht tun. Aber da sich in der Bürgerversammlung zeigte, dass die Iphöferinnen und Iphöfer dafür offen sind, nimmt Lenzer diese Anregung mit in den Stadtrat.
Kommt eine Bürger-App?
Der Bürgermeister kündigte an, dass es eventuell mit Bayern Funk eine Bürger-App für Iphofen ins Auge gefasst werde. Diese könnte im Herbst an den Start gehen, deswegen sollten sich die Bürgerinnen und Bürger in App-Stores darüber informieren.
Immer ein Thema: Bürgerpflichten
Bestandteil einer jeder Bürgerversammlung sind die Bürgerpflichten. Lenzer wies darauf hin, dass der Grüngut-Abfall am Friedhof besser getrennt werden müsse. Das Landratsamt habe schon gedroht, verunreinigten Grünabfall zurückzuweisen. Zum Thema Grüngut informierte Lenzer auch, dass der Grüngutplatz im Stadtteil Nenzenheim heuer geschlossen wird und dafür aber die Anlieferungszeiten in Iphofen ausgeweitet wird. Grüngut-Abfall fällt auch an, wenn die Hecken an den Gehwegen zurückgeschnitten werden. Auch darauf wies der Bürgermeister bei den Bürgerpflichten hin. Und wenn die Gehsteige dann frei von störenden Zweigen sind, sollen auch keine Autos darauf parken. Zu guter Letzt noch die Bitte, keine Feuchttücher in den Toiletten zu entsorgen.
Abgeschlossene und kommende Projekte
"Gott sei Dank ist das Genusshaus fertig und eröffnet", kommentierte das Stadtoberhaupt die Investition von 2,3 Millionen Euro in das ehemalige Kaufhaus Stöhr. Der Bau einer Linksabbiegerspur auf der Bundesstraße 8 bei Possenheim sei so gut wie abgeschlossen und auch die zweite Erweiterung der Iphöfer Kindertagesstätte St. Barbara ist fertig und wurde auch schon eingeweiht. Als kommende Projekte nannte Lenzer unter anderem den barrierefreien Ausbau des Bahnhofs, die energetische Sanierung des Pfarrhauses und das Baugebiet Ost 4.