
Wie Knauf eine Woche nach dem Hacker-Angriff vom 29. Juni mitteilt, arbeite die IT "weiterhin mit Hochdruck daran, unsere Systeme zu bereinigen und unsere Kommunikationskanäle wiederherzustellen". Das vermeldet der Baustoff-Konzern auf seinen Internetseiten. Presseanfragen dazu werden derzeit nicht beantwortet.
In der Erklärung auf der Homepage heißt es weiter, dass alle Ansprechpartner im Kundenservice, insbesondere Auftragserfassung und Verkaufsinnendienst, immer noch nicht telefonisch oder per E-Mail erreichbar seien. Allerdings stünden die Außendienstmitarbeiter unter den bekannten Telefonnummern zur Verfügung. Ansprechpartner seien "idealerweise per Mobiltelefon" zu kontaktieren.
Cyber-Attacke auf Knauf: Bestellungen nur mit Einschränkungen möglich
Knauf informiert in erster Linie seine Kundschaft darüber, dass Bestellungen über die Außendienstmitarbeiter abgewickelt werden können. Allerdings gebe es Einschränkungen, wie eine Artikel-Begrenzung pro Lkw oder ein vorab definiertes Produktsortiment. Dennoch gibt sich das Unternehmen "zuversichtlich, bald wieder auf gewohnten Wegen mit Ihnen kommunizieren zu können".
Zugleich warnt das Unternehmen, dass "einige Kunden, Lieferanten und andere Partner während des Angriffs gefälschte Knauf E-Mails erhalten" hätten. Knauf empfiehlt daher dringend, "alle E-Mails von Knauf, die nicht von offiziellen, Ihnen bekannten Knauf E-Mail-Adressen stammen, sofort und ungelesen aus Ihren Accounts zu löschen. Öffnen Sie diese Mails nicht und klicken Sie auf gar keinen Fall enthaltene Links an", warnt Knauf.
Wie berichtet, war Knauf am frühen Morgen des 29. Juni Opfer einer Cyber-Attacke geworden. In der Folge waren Computer und damit der E-Mail-Verkehr sowie Festnetztelefone lahm gelegt. Die Belegschaft wurde aufgefordert, ihre Computer-Systeme herunterzufahren und ausgeschaltet zu lassen.
Unternehmen verstärkt von Cyberattacken und Lösegeldforderungen betroffen
Offensichtlich, so ist aus Belegschaftskreisen zu hören, ist Knauf weltweit von dem Hacker-Angriff betroffen mit anhaltenden Problemen bei Bestellungen, Produktion, Lieferungen. Über das Ausmaß der Störungen gibt es offiziell keine Auskünfte. Allerdings berichten inzwischen auch Medien anderer Länder darüber, so zum Beispiel der österreichische Radio- und TV-Sender ORF über Auswirkungen des Angriffs auf den Dämmstoff-Hersteller Knauf Insulation mit Niederlassungen in Kärnten.
Das Polizeipräsidium Unterfranken teilt auf Anfrage der Redaktion mit, dass ihre Cybercrime-Spezialisten mittlerweile die Ermittlungen aufgenommen haben. Allerdings stünden sie noch am Anfang. In Frühjahr ließen bereits Cyberattacken auf große deutsche Firmen wie den Autoverleiher Sixt und den Landmaschinenhersteller Fendt aufhorchen.
In beiden Fällen, so hatte Spiegel online berichtet, hätten Ermittler eine Cybercrime-Bande namens "Black Basta" ins Visier genommen. Diese kriminelle Gruppe verschlüssele bei ihren Angriffen Firmendaten und verlange für deren Freigabe Lösegeld. Das Polizeipräsidium Unterfranken äußerte sich nicht dazu, ob auch im Fall des Hacker-Angriffs auf Knauf in diese Richtung ermittelt wird.
Beobachter der Szene berichten allerdings von zunehmenden Hackerangriffen auf deutsche Unternehmen mit immensen Schadensvolumen, oft verbunden mit Lösegeldforderungen. Gründe für die Zunahme der Attacken lägen in der zunehmenden Digitalisierung und auch im Trend zu mehr Home-Office. In der Folge böten sich Tätern immer mehr Gelegenheiten.