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Würzburg/Schweinfurt/Kitzingen
Kein Gas aus Russland: Wirtschaft sieht 50.000 Jobs in Unterfranken in Gefahr
Sollte es zum Gas-Embargo gegen Russland kommen, dann hat das für Unterfrankens Unternehmen wohl schlimme Folgen. Welche, das wurde jetzt in Würzburg deutlich.
Kein Gas, kein Guss: Sollte es zum Embargo gegen Russland kommen, dann sind in Unterfranken offenbar tausende Arbeitsplätze in Gefahr. Unser Bild entstand bei Franken Guss in Kitzingen.
Foto: Thomas Obermeier | Kein Gas, kein Guss: Sollte es zum Embargo gegen Russland kommen, dann sind in Unterfranken offenbar tausende Arbeitsplätze in Gefahr. Unser Bild entstand bei Franken Guss in Kitzingen.
Jürgen Haug-Peichl
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:08 Uhr

Betriebe in der Region schlagen Alarm: Wenn es in Folge des Krieges in der Ukraine kein Gas mehr aus Russland geben sollte, dann stünden in Unterfranken 50.000 Arbeitsplätze auf dem Spiel. Das war die Botschaft eines Pressegesprächs mit Firmenvertreterinnen und Firmenvertretern, zu dem die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw) am Mittwoch in Würzburg eingeladen hatte. 

Nach den Worten von Geschäftsführer Josef Ramthun müsste die Franken Guss in Kitzingen den Betrieb herunterfahren, sollte es zum Gas-Embargo gegen Russland kommen. Alle 650 Beschäftigten müssten dann um ihre Jobs bangen. "In unseren Gießereien geht ohne Gas nichts."

SKF in Schweinfurt: Keine Alternativen zum Erdgas

Ähnlich äußerte sich Geschäftsführer Ulrich Albert vom Papierwerk DS Smith Paper in Aschaffenburg, wo 200 Menschen arbeiten. "Ohne Erdgas kann unser Werk nicht produzieren." Alternativen zum Gas gebe es für seinen Betrieb derzeit nicht.

Eine Umstellung auf andere Energieträger sieht auch Finanzchef Thomas Burkhardt vom Wälzlagerhersteller SKF in Schweinfurt nur in der Ferne. "Wir brauchen noch Zeit, um diesen Weg gehen zu können." SKF benötige Gas vor allem in seiner Metall-Härterei. Lieferant seien die Stadtwerke Schweinfurt. "Eine Bevorratung haben wir nicht", so Burkhardt.

Nach seinen Worten sind 3000 der etwa 4000 Schweinfurter SKF-Beschäftigten in der Fertigung eingesetzt. Wie viele Arbeitsplätze dort bei einem Gas-Aus in Gefahr wären, könne er nicht sagen. Burkhardt forderte die Politik zur Unterstützung der am Gas hängenden Wirtschaft auf.

Lobbyverband vbw will Politik wachrütteln

"Wir müssen laut schreien", sah vbw-Regionalgeschäftsführer Michael Bischof seinen Lobbyverband in dieser Hinsicht in der Pflicht. Wenn die Bundesregierung beim Gas aus Russland nicht weitsichtig handle, "dann liefert sie die bayerische Wirtschaft an den Galgen aus".

Was das unter Umständen bedeutet, sollen die Ergebnisse einer vbw-Umfrage unter 1100 Unternehmen im Freistaat mit zusammen einer Million Beschäftigten verdeutlichen. Demnach müssten 22 Prozent der Firmen ihren Betrieb einstellen, sollte es kein Gas mehr aus Russland geben. In Unterfranken seien dann 50.000 Jobs bedroht, behauptet die vbw unter Berufung auf das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in Halle (IWH).

Allein im Raum Würzburg 10.000 Jobs in Gefahr

Das entspreche 6,6 Prozent der Erwerbstätigen in der Region, ergänzte vbw-Regionalvorsitzender Wolfgang Fieber am Mittwoch. "Allein in Stadt- und Landkreis Würzburg fielen 10.000 Arbeitsplätze weg." Es könne dann stellenweise zu einer Verdopplung der Arbeitslosenzahl kommen.

Sollten im Zuge des Ukraine-Kriegs die Gaslieferungen aus Russland ausbleiben, dann sieht Franken-Guss-Chef Ramthun nicht nur sein Werk in Kitzingen in Gefahr. Auch die Zulieferbetriebe seines Unternehmens und die Kundschaft, darunter große Autokonzerne, bekämen die Folgen zu spüren. "Wenn einer in der Kette nicht mehr liefert, dann kommt die ganze Kette zum Erliegen", sagte Ramthun. Das Thema mache seine Beschäftigten "sehr ängstlich".

Klares Nein zum Gas-Embargo gegen Putin-Regime

"Ein Gas-Embargo wäre ein schwerer Einschnitt für die Beschäftigten, für die Gesellschaft und für unseren Standort", fasste vbw-Regionalvorsitzender Fieber zusammen. "Hier schaden wir uns mehr als Russland." Bayern laufe genauso wie der Rest Deutschlands Gefahr, in eine Rezession zu rutschen.

Die Firmenvertreter waren sich am Mittwoch einig, dass das drohende Ende der Gasversorgung aus Russland eine Herausforderung sei, die jene der Corona-Krise noch übersteige. Die bayerische Wirtschaft unterstütze die aktuellen Sanktionen gegen das Putin-Regime, betonte Fieber. "Ein Gas-Embargo lehnen wir derzeit aber entschieden ab."

 
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