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Volkach
Ernste Worte in der Mainfrankenkaserne Volkach: "Wie glaubwürdig ist eine Bundeswehr, die keine Reserve hat?"
Soldaten in Uniform, die beschimpft werden? Nicht in Volkach! Der Stadtrat bekam in der Mainfrankenkaserne einen Einblick in deren Leben – und in die Probleme der Bundeswehr.
Bei der Bundeswehr zu Gast war der Volkacher Stadtrat bei seiner Jahresabschlusssitzung. Dessen Mitglieder bekamen in der Mainfrankenkaserne (im Bild beim feierlichen Appell im Herbst) einen Einblick, wie das Leben als Soldat in Volkach verläuft.
Foto: Thomas Obermeier (Archivfoto) | Bei der Bundeswehr zu Gast war der Volkacher Stadtrat bei seiner Jahresabschlusssitzung. Dessen Mitglieder bekamen in der Mainfrankenkaserne (im Bild beim feierlichen Appell im Herbst) einen Einblick, wie das Leben ...
Barbara Herrmann
 |  aktualisiert: 22.12.2024 02:28 Uhr

Von wegen vorweihnachtliches Geplänkel bei der Bundeswehr: Bevor der Volkacher Stadtrat in seiner vierten Jahresabschlusssitzung in der Mainfrankenkaserne zum gemütlichen Teil im Casino überging, lauschten die Mitglieder zwei ebenso interessanten wie ernsten Vorträgen. Der Bataillonskommandeur Oberstleutnant Manuel Goldschmitt und der stellvertretende Regimentskommandeur Oberstleutnant Markus Klose sprachen einige Knackpunkte bei der Bundeswehr an.

Zuerst jedoch gab Klose einen Einblick, warum sich sein zweiter Einsatz in Volkach anfühle wie "nach Hause kommen". Er war bereits von 2009 bis 2011 in Volkach stationiert. Nun erlebe er erneut, bei der Bevölkerung willkommen zu sein. "Es ist überhaupt kein Problem, nach Dienstschluss in Uniform runter zum Supermarkt zu fahren oder ein Eis zu essen", sagte der Oberstleutnant. Das sei längst nicht überall so, aber "wir fühlen uns hier richtig wohl".

Wohnungsnot in Volkach ist auch für die Bundeswehr ein Problem

Damit das so bleibt, seien allerdings verschiedene Herausforderungen zu lösen. Da wäre zum einen die unveränderte Wohnungsnot, die Regimentskommandeur Matthias Kampf bereits vor einem Jahr angesprochen hatte. Auch die Soldatinnen und Soldaten suchen in Volkach nach bezahlbarem Wohnraum – und finden ihn nicht. Zum anderen habe die Mainfrankenkaserne selbst "erheblichen Infrastrukturbedarf".

Das liege unter anderem an "mehreren 100 Fahrzeugen zusätzlich", die nach Volkach kommen werden. Und, so Oberstleutnant Klose: "Wir brauchen auch Leute, die das bedienen können und Raum dafür, das zu üben." Mehr Platz sei also nötig, um das Ziel zu erreichen, wehrhaft zu werden.

Die Verbundenheit der Stadt mit der Bundeswehr zeigte der Volkacher Stadtrat bei seiner vierten Jahresabschlusssitzung in der Mainfrankenkaserne. Im Bild dankt (von links) Bürgermeister Heiko Bäuerlein dem Bataillonskommandeur Manuel Goldschmitt und dem stellvertretenden Regimentskommandeur Markus Klose.
Foto: Barbara Herrmann | Die Verbundenheit der Stadt mit der Bundeswehr zeigte der Volkacher Stadtrat bei seiner vierten Jahresabschlusssitzung in der Mainfrankenkaserne.

Genau um dieses Ziel ging es auch beim Vortrag von Oberstleutnant Manuel Goldschmitt. Er führt seit März das Volkacher Logistikbataillon 467. Das sogenannte Elefantenbataillon ist bekanntlich eines von vier, die dem nun in Volkach angesiedeltem Logistikregiment 4 unterstellt sind.

Elefantenbataillon schrumpft von acht auf sechs Kompanien

Aus dem 467 werde nun ein "schweres Bataillon", erläuterte Goldschmitt. Diese Änderung habe zur Folge, dass aus aktuell 1123 Leuten in acht Kompanien künftig 1006 Leute in sechs Kompanien werden. "2029 müssen wir kriegstauglich sein. Darauf richten wir hier alles aus", betonte der 40-Jährige aus dem Spessart.

Schon jetzt befinde man sich mit Russland in einer Grauzone, "auch wenn noch kein Schuss gefallen ist".  Als Beispiele nannte er Hackerangriffe und Sabotage-Versuche und stellte die Fragen: "Was ist unser Trigger? Wann verlegen wir nach Polen oder Litauen?"

Ähnlich wie Oberstleutnant Klose betonte auch Goldschmitt, dass der Kernauftrag in Volkach die Logistik sei – von Regiment und Bataillon. "Und wenn ich den nicht kann, bin ich auf dem Gefechtsfeld überflüssig und nur ein lohnendes Ziel."

"Abschreckung funktioniert nur, wenn man glaubhaft macht, dann man es kann."
Oberstleutnant Manuel Goldschmitt, Kommandeur des Logistikbataillons

Um diesen Kernauftrag zu erfüllen und insgesamt die Bundeswehr besser aufzustellen, brauche es in seinen Augen aber vor allem personelle Verstärkung für die Truppe – auch bei den Reservisten. "Wie glaubwürdig ist eine Bundeswehr, die keine Personalreserve hat?", fragte er in die Runde der Stadtratsmitglieder.

Wenn Russland sich in der Ukraine nur im November 45.000 Verluste, also Gefallene und Verwundete, leisten könne, müsse Deutschland da deutlich nachlegen. "Abschreckung funktioniert nur, wenn man glaubhaft macht, dass man es kann", betonte der Bataillonskommandeur.

Öffentliche Gelöbnisse und eine Serenade im Fackelschein

Sein Lösungsansatz: Man müsse mehr Werbung machen für den Beruf als Soldat. Die Idee, alle jungen Menschen wegen des Wehrdienstes anzuschreiben, sei eine Möglichkeit. Eine andere sind die öffentlichen Gelöbnisse, von denen 2025 zwei in Gerolzhofen und Haßfurt geplant sind. Zudem könnten sich die Volkacher am 1. April auf eine Serenade im Fackelschein auf dem Marktplatz freuen.

Lauter Ideen, die beim Volkacher Stadtrat auf Gegenliebe stießen. Bürgermeister Heiko Bäuerlein bedankte sich für das gute Miteinander und nannte die Patenschaft der Stadt "schon fast eine Verbrüderung".

 
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  • Marc Stürmer
    Herr Englert, solange ich in diesem Land haufenweise Steuern bezahle ist es mir nicht egal, wie diese ausgegeben werden!

    Wer wie Sie von "Verantwortungsbewusstsein" redet, meint in Wirklichkeit unkritischen Gehorsam gegenüber oben.

    Und all die netten Eigenschaften, die Sie aufzählen, nunja - Sie haben auch wohl gnädigerwise vergessen, dass es auch die Großeltern-Generation war, die Hitler an die Macht verhalf und so mit dazu beitrug, dass das Land in Schutt und Asche lag. Und wie heißt es so schön: wer's kaputt macht, darf's auch wieder reparieren.
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  • Peter Forster
    Wir müssen verteidigungsbereit und -fähig sein, sonst tanzt uns jeder Despot auf der Nase herum. Das zeigt leider die Menschheitsgeschichte. Jeder möchte Frieden, doch einen Frieden wie in Butscha wünsche ich mir nicht, auch nicht meinen Kindern. Die Nachrüstung mit Raketen 1980 (Nato-Doppelbeschluss) unter Kanzler Schmidt hat damals für viel Diskussion gesorgt, letztendlich hat er 10 a später für das größte Abrüstungsprogramm in der Geschichte gesorgt. Ich finde es auch unsäglich, sich im 21. Jahrhundert mit Krieg beschäftigen zu müssen, aber die Realität zwingt uns leider dazu. Ob die USA wie 1942 Europa noch einmal so unterstützen würden, kann man bezweifeln. Auch unter jenen gab es Millionen Tote und Verwundete, auch wenn es nicht "ihr" Krieg war. Bei uns ist man offenbar nicht einmal mehr bereit, das eigene Land zu verteidigen!
    Meine Hochachtung vor einer demokratischen Armee wie der Bundeswehr! Und wenn sie mich zu einer Wehrübung einladen wollen, nur zu!
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  • Johannes Metzger
    Alle Soldaten mit Dienstzeitende seit dem 01. Oktober 2021 werden nach ihrem Dienstzeitende automatisch für sechs Jahre in einer Grundbeorderung geführt.
    Leider üben diese gut ausgebildeten Soldaten nicht.
    Grund, es fehlt an Material mit dem man üben kann, die Wirtschaft wehrt sich mit Händen und Füssen dagegen, dass ihre MA bis zu 6 Wochen im Jahr zu WÜ einbezogen werden und verdammt teuer ist das auch. Denn die Wehrübenden erhalten nicht nur einen Sold, sondern der Gehaltsausfall muss auch ausgeglichen werden.
    Da schwadronieren viele Politiker, vor allem aus dem schwarzen Lager von Wehrpflicht, sind aber nicht bereit Geld für das bereitzustellen, was jetzt schon problemlos möglich ist. Und die Lobby der Wirtschaft ist im schwarzen Milieu ja wie zuhause.
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  • Mario Nikola
    Wir müssen also kriegstüchtig werden? Es ist unglaublich, haben wir tatsächlich nichts gelernt? Ich bin jetzt 52 Jahre alt, uns hat man immer gepredigt "Nie wieder Krieg". Zu Recht! Jeder Krieg ist Scheiße! Ausnahmslos jeder Krieg. Es gibt niemals einen Gewinner bei Krieg, nur Leid und Elend und Zerstörung. Ich bin entsetzt darüber, dass heute in Deutschland die Menschen wieder völlig "kriegsbesoffen" daher reden. Es werden unsere Kinder sein ,unsere Enkel die wir in den Krieg schicken müssen. Ich möchte das nicht! Ich habe keine Kinder in die Welt gesetzt um sie in den Krieg zu schicken! Das ist die Konsequenz die sich sich daraus ergibt. Wer Krieg möchte soll sich bitte freiwillig melden,die Möglichkeit besteht. Geht in den Krieg, ihr Politiker und ihr Maulhelden auf den heimischen Sofas ,am warmen Ofen und mit gefüllten Kühlschrank.Ich wünsche allen ein frohes und friedliches Weihnachtsfest 🌲
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  • Elisabeth Hofmann
    Sie würden sich dann lieber kampflos den russischen Besatzungstruppen unterwerfen wollen mit ihrer Familie?? Wenn alle von der Ukraine bis Portugal so denken würden, wäre hier Butschal überall???
    Gruß L. Hofmann
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  • Marc Stürmer
    Ob es Ihnen nun gefällt oder nicht: dieser Staat steht bei vielen Bürgern nicht besonders hoch im Kurs, weil die sich noch genau daran erinnern, wie man mit Ihnen während der Corona-Pandemie umging. Illegale Ausgangssperren etc.

    Dazu kommen viele, weitere Dinge.

    Staaten kommen und vergehen, der Tod aber ist endgültig. Nur hat vom ehrenvollen Heldentod fürs Vaterland weder der Held noch seine Hinterbliebenen etwas.

    Da ist abhauen und weiter leben die weitaus bessere Alternative für viele.

    Abgesehen davon ist die Bundeswehr, wenn Russland morgen losmarschieren würde, gar nicht in der Lage das Land zu verteidigen. Auch daran hat die Politik lange gearbeitet.
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  • Elisabeth Hofmann
    wohin wollen Sie denn abhauen ?? und in welchem freien Land wollen sie denn dann leben ??

    und was hat das mit Corona zu tun ?
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  • Marc Stürmer
    Es ist ja schön für Sie, dass Sie die staatlichen Repressalien während Corona schon längst vergessen haben.

    Millionen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen geht es da anders.

    Wenn Sie für das Land einstehen wollen, dann hält Sie niemand davon ab. Die nächste Bundeswehr-Kaserne finden Sie sicher auch ohne meine Hilfe.
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  • Manfred Englert
    Früher, in den 70er Jahren, gab es den Spruch "Lieber Rot als tot"
    Und als Bundeskanzler Schmitt gegen diesen komischen Spruch handelte, in dem er die Verteidigung unserer Freiheit und unseres Landes mit Raketen aufrecht erhielt, wurde dieser sehr gute Kanzler von den eigenen Leuten demontiert!
    Abschreckung, Herr Nikola, ist das Einzige, das dieser russische Despot abhält, weitere Verbrechen zu begehen!
    Als dieser Mörder Putin uns geschickt seit 1990 einlullte, wir wegen Ausbruch des Weltfriedens unsere Wehrhaftigkeit glaubten nicht mehr zu brauchen und diese durch Abschaffung der Wehrpflicht und Verringerung der Pesonaldecke stark beförderten, ist die Sorge groß.
    Unsere Freiheit muß auf jeden Fall mit allen Mitteln verteidigt werden.
    Und, Herr Nikola, der es sich zu Hause bequem und alle Annehmlichkeiten genießen möchte, scheinen Sie zu sein.
    Und ich kann Ihnen versichern, "Kriegsbesoffene" kenne ich nicht. Und Sie wollen im Ernstfall verteidigt werden? Von wem?
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  • Johannes Metzger
    Wehrhaft müssen wir sein. Kriegstüchtig heißt, dass wir neben einem Verteidigungskrieg auch einen Angriffskrieg führen können. Ich halte diese Wortwahl für unüberlegt und gefährlich. Auch wenn sie aus dem rechten Lager viel Beifall bekommt.
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  • Erich Spiegel
    Wirksame Abschreckung ist das beste Mittel zur Verhinderung eines Krieges. Eine Beschwichtigungspolitik (Appeasement) gegenüber Diktatoren garantiert keinen Frieden wie die Geschichte lehrt (siehe „Münchner Abkommen“ von 1938). Ein Jahr später begann der 2. Weltkrieg. Die Aufrüstung der Bundeswehr wird Milliarden kosten, auch zu Lasten des Sozialetats. Dazu muss die Bevölkerung bereit sein. Auch die Politik muss den Mut haben der Bevölkerung reinen Wein einzuschenken, auch wenn man damit keine große Begeisterung auslöst. Aber Aufrüstung ist notwendig, weil Amerika uns (sehr wahrscheinlich) nicht mehr verteidigen wird. Der Durchschnittsamerikaner ist nicht (mehr) bereit für Europa den Kopf hinzuhalten, so wenig wie der Deutsche für die Ukraine.
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  • Marc Stürmer
    Nein, Herr Spiegel, nein! Wer die Bundeswehr auf Kosten der Ärmsten der Gesellschaft finanziert, der gefährdet den inneren Frieden und pflanzt den Samen für massive Unruhen!
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  • Manfred Englert
    Eigentlich kann Ihnen das doch egal sein, denn Sie würden ja sowieso sofort abhauen und unseren Staat und dessen Bürger alleine lassen in der Verteidigung der Freiheit!
    Verantwortungsbewußtsein scheint Ihnen zu fehlen, vermutlich war das dann während der Coronazeit auch schon so.
    Alle diese Errungenschaften die Sie aufzählten (voller Kühlschrank etc pp) haben Sie dem Zupacken dieser Solidargemeinschaft zu verdanken nach dem Debakel das unser Despot "Führer"angerichtet hatte.
    Offensichtlich sind Sie zu jung, um die Mängel noch in den 50ern miterlebt zu haben und geschichtsvergessen sind Sie zudem, sonst wüßten Sie, unter welchen Entbehrungen unsere Vätergeneration, Ihre Großeltern diesen unseren Staat mit allen Freiheiten aufgebaut hatten, immer im Angesicht der Unfreiheit in der damaligen DDR.

    Und das darf nicht leichtfertig aufs Spiel gesetzt werden
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