Es war ein lauer Abend Ende April 2020, Josef Mend hatte seine monströse Kette abgestreift und sich damit auch symbolisch der Schwere seines Amtes entledigt. Leichtigkeit ergriff den Mann, der drei Jahrzehnte die Geschicke seiner Heimatstadt gelenkt hatte und im Moment des Abschieds nur einen Wunsch äußerte: "Passt mir auf Iphofen auf!" 10.942 Tage hatte er sein Bürgermeisteramt bekleidet, das ihm selten Last und meistens Lust war, und als er schließlich abtrat, verstand er es, seine Beziehung zu Iphofen auf diesen einzigen Imperativ zuzuspitzen.
Es war noch einmal eine Liebeserklärung an diese Stadt, an die er einen Großteil seines Lebens verlor, die ihm aber auch sehr viel zurückgab. Indem sie sich herausputzte. Indem sie ihn anstrahlte. Indem sie – Jahr für Jahr mehr – seine Handschrift annahm. Und aus der er jetzt, zu seinem 70. Geburtstag an diesem Dienstag, vorsorglich erst einmal geflohen ist.
Zwei Jahre ist es her, dass Mend jenes Amt verlassen hat, das ihn so sehr prägte, das aber umgekehrt auch er prägte wie kaum jemand vor ihm. Als er 1990 mit jungen 37 Jahren, aber reichlich Verwaltungserfahrung ins Rathaus einzog, waren die beiden deutschen Staaten gerade wieder eins geworden, die Sowjetunion ein kollabierender Staat und Iphofen ein Sanierungsfall. Als er ausschied, war die Welt zum globalen Dorf geworden, in dem sich Seuchen rasend schnell verbreiten konnten – und Iphofen ein begehrenswertes Fleckchen im Universum, das sich weitgehend seine Unschuld bewahrt hatte. Unter Mend gelang der Aufbruch in die Moderne, sein Reformeifer war unermüdlich.
Nicht nur mit der Vinothek war Iphofen ein Vorreiter
Die Vinothek war die erste ihrer Art im Landkreis, die Stadt baute lange vor der hitzigen Klimadebatte ein eigenes Wärmenetz auf. Iphofen war Vorreiter in vielfacher Hinsicht, und zu verdanken hatte sie das einem Mann, dessen visionäre Kraft auch seine Kontrahenten rühmten und respektierten. Mend hat Maßstäbe gesetzt – in jeder Hinsicht. Das Antlitz der Altstadt, es wäre ein anderes ohne Mends nachhaltigen Einsatz für die Sanierungsziele. Nicht immer ging er dabei den geraden Weg, bei allem Traditionsbewusstsein war er stets offen für Neues. Architektur verstand er immer als etwas Gleitendes, sie musste sich für ihn am Fluss der Zeit orientieren und stets als solche erkennbar sein.
Dabei ließ Mend sich von einem sicheren Gespür für das Machbare leiten. Er sondierte, auch mal im stillen Kämmerlein, und brachte Projekte so zur Reife. Natürlich halfen ihm die Gewerbesteuermillionen, die das Unternehmen Knauf der Stadt beschert; natürlich tat er sich im Stadtrat leichter mit der Mehrheit seiner Freien-Wähler-Fraktion im Rücken. Aber erstens braucht es neben Geld auch Ideen und Fantasie, zweitens musste er nur ganz selten auf seine politische Mehrheit zurückgreifen.
Mit der Fertighaus-Debatte löste Mend einen Aufschrei aus
Dieser Mann war – bei allem Machtinstinkt – immer auf Ausgleich bedacht, Ideologisches suchte man bei ihm vergeblich, auch wenn manche Fertighausbauer das anders sehen mögen. Am Ende waren aber auch der vielbeachtete Kampf um die "richtige Architektur" und sein Feldzug gegen "Hundehütten" und "Schuhschachteln" bloß der Versuch, Wildwuchs in den Baugebieten zu verhindern und das Beste für Iphofen zu erreichen.
Inzwischen führen diesen Kampf andere. Mend hat den Stab im Frühjahr 2020 an Dieter Lenzer übergeben, einen politischen Ziehsohn, wenn man so will, der mit und unter Mend gewachsen ist. Aus der ersten Reihe, dem Maschinenraum der Politik, mag Mend verschwunden sein, aber er sitzt immer noch im Kreistag und dort der einflussreichen Freien-Wähler-Fraktion vor. Seine Wege zu den Schaltstellen der Macht sind im Zweifel kurz, immer noch ist der Mann bestens vernetzt und vertraut mit Entscheiderinnen und Entscheidern.
Aber er ist jetzt auch öfter zu Hause: bei seiner Frau Maria, die ihm stets den Rücken freihielt für seinen Job, auch wenn er bei Terminen oft der war, der das Licht ausmachte. Seine Kinder Julia und Matthias haben ihm vier Enkel beschert, die ihn auf ganz neue Weise fordern und fördern.
Und auch für die schönen Dinge des Lebens – Reisen, Ausflüge, gutes Essen, ein Tröpfchen Wein – hat er nun deutlich mehr Zeit. Um dem Trubel zu seinem Festtag zu entgehen, ist er mit seiner Frau jetzt erst einmal in die Berge gefahren. Aber er weiß, dass es zu Hause, im Herzen der Iphöfer Altstadt, immer noch am schönsten ist.
seines gleichen. Die Iphöfer können Stolz sein so einen weitsichtigen Bürgermeister gehabt zu haben. Herzlichen Glückwunsch und meinen größten Respekt.