Als es vor Jahren einmal darum ging, das kleine Städtchen Iphofen für die große weite Welt zu porträtieren, griff der Reporter einer überregionalen Tageszeitung tief in den lautmalerischen Farbtopf und schrieb: „Eine Stadt wie ein Spitzweg-Gemälde.“ Der neue Bürgermeister Dieter Lenzer, seit einem Jahr im Amt, wird sich nicht wehren gegen diese illustre Beschreibung, genauso wenig wie sein Vorgänger Josef Mend, der in 30 Dienstjahren eine Ära prägte und als Vater einer Entwicklung gilt, die Iphofen Wohlstand und Anerkennung beschert hat. Auch jetzt wieder. Für ihr denkmalgeschütztes Altstadtensemble und die „klimagerechte Stadtentwicklung“ ist die Stadt bei der Jubiläumsveranstaltung „50 Jahre Städtebauförderung“ in München als eine von 19 Preisträgerinnen in Bayern ausgezeichnet worden.
In der Beschreibung der Jury heißt es: „Die generationenübergreifende, langfristige Strategie hat die Altstadt als Wohn- und Wirtschaftsstandort stabilisiert und mit der Kulturlandschaft und den umliegenden dörflichen Stadtteilen neu verknüpft.“ Was heißt das nun konkret? Zunächst einmal, dass die Anstrengungen und Erfolge der vergangenen fast vier Jahrzehnte als großes Gemeinschaftswerk zu betrachten sind. An diesem Gemälde haben viele mitgewirkt: Bürgerinnen und Bürger, Handwerk, Kommunalpolitik und verschiedene Verwaltungsebenen. Erst einmal aber ging es darum, in der Bevölkerung überhaupt ein Bewusstsein und die Akzeptanz für das Thema zu schaffen. Nur die hohe Identifikation der Altstadtbewohner mit ihrem Städtchen zeitigte die Erfolge, auf die heute alle so stolz blicken.
Ein verrottetes Fachwerkhaus nicht wegzubaggern, sondern es nach zeitgenössischer Art zu dem zu machen, was es einmal war – das war der Ansatz des früheren Bürgermeisters Mend. Und der meist gut gefüllte Stadtsäckel hat es ihm erlaubt, diese Linie zeit seiner 30 Amtsjahre stringent zu verfolgen. Als seine Spielwiese und sein Steckenpferd hat er die Altstadtentwicklung immer betrachtet; sein Nachfolger ist nun dabei, dieses Erbe nicht nur zu verwalten, sondern behutsam und nachhaltig weiterzuentwickeln.
Von einer „klimagerechten Stadtentwicklung“ ist in der Jury-Begründung die Rede, und als Beispiel wird das Nahwärmenetz genannt, das mit Hackschnitzeln aus dem Stadtwald betrieben wird und inzwischen weite Teile der Altstadt versorgt. Die kostenlose Bauberatung der Stadt sichert im Zusammenspiel mit der ständig weiterentwickelten Gestaltungssatzung die anhaltend hohe Sanierungsqualität. Traditionelles wird mit Elementen der Moderne verknüpft, etwa bei der ehemaligen Schule in der Ortsmitte, dem Dienstleistungszentrum.
Mit Blick auf diese Beispiele sprach die bayerische Bauministerin Kerstin Schreyer (CSU) beim Festakt vergangenen Donnerstag in der Allerheiligen-Hofkirche in München von einer „Erfolgsgeschichte“ der Städtebauförderung. Seit dem Start 1971 hätten EU, Bund und Freistaat mehr als 6,5 Milliarden Euro ausgegeben und in 1200 bayerischen Kommunen „viele wichtige Projekte“ angestoßen. „Jeder Euro, der hier investiert wurde, hat das Leben der Menschen in Bayern noch ein Stück besser gemacht“, wurde Schreyer in einer Pressemitteilung ihres Ministeriums zitiert.
Neben Iphofen als „Preisträger“ in der Kategorie „Aktive Mitte und lebendige, attraktive Ortszentren“ hat die Stadt Mainbernheim eine „Anerkennung“ erhalten. Gewürdigt werden die „Wiederbelebung von Leerständen im Ort“ und die „Neugestaltung der historischen Grabengärten vor der Stadtmauer“. Bestes Beispiel für die Jury: die Radlerherberge mit Veranstaltungsraum, ein privat-öffentliches Projekt in der Altstadt mit „innovativem italienischen Beherbergungskonzept“.