Zum Schluss also Frank Sinatra. Als alles gesagt ist am Montagabend, als ein ganzes politisches Leben noch einmal im Zeitraffer vorübergezogen ist, nimmt Josef Mend eine Anleihe beim großen US-amerikanischen Sänger und Entertainer. „Am Ende war es mein Weg, den ich gegangen bin – weil ich davon überzeugt war“, sagt er. Dann ist Schluss. Offiziell ist Mend zwar noch bis 30. April Bürgermeister der 4721-Einwohner-Kommune Iphofen. Abschied genommen hat er aber schon an diesem lauen Frühlingsabend im Festsaal der Karl-Knauf-Halle, in den der Stadtrat nicht etwa wegen des feierlichen Aktes gezogen war, sondern um den gebotenen Abstand zu halten in Zeiten der Corona-Krise.
Es ist ein Abschied auf Etappen. Um 18.58 Uhr spricht Mend: „Das Ende naht.“ Da rasselt er noch einmal Zahlen und Fakten der vergangenen sechs Jahre herunter, nennt den Dreiklang von „Bildung, Betreuung und Familie“ als Schwerpunkt der politischen Arbeit und lobt den Stadtrat – dafür, dass der sich „Neuem nie verschlossen hat“. Was Mend als Vorreiter-Projekte nennt – ob die Vinothek oder das geplante Genusskaufhaus in der Altstadt – sind auch seine Projekte. Er hat sie dem Stadtrat vorgeschlagen und hartnäckig verfolgt. Für diese visionäre Kraft einerseits und seine Beharrlichkeit andererseits erhält Mend Lob und Anerkennung von allen Seiten. Ludwig Weigand, enger Weggefährte bei den Freien Wählern und seit 2008 erster Stellvertreter des Bürgermeisters, würdigt ihn als „Ideengeber und Wachrüttler“. CSU-Fraktionssprecher Klaus Brehm erklärt: „Du wusstest, wo du hinwillst, hattest klare Vorstellungen.“
Die raren Konflikte hat Mend wegmoderiert
Es sind Worte des Dankes und des Respekts: für einen „außergewöhnlichen Kommunalpolitiker“, so Weigand, und einen „Fachmann in allen Bereichen“, der bei Problemlösungen „in erster Linie Mensch gewesen ist und erst dann Bürgermeister“. In 30 Amtsjahren hat es Mend nie darauf angelegt, großen politischen Streit vom Zaun zu brechen. Die raren Konflikte hat er versucht wegzumoderieren. Von Brehm kommt der dezente Hinweis, er und seine Kollegen hätten sich von der CSU-Basis schon mal anhören müssen, sie seien im Rathaus auf „zu viel Harmonie“ aus. Brehm ist der Ansicht: Gerade mit diesem Pragmatismus habe man sich wohltuend von anderen Räten unterschieden.
Mend kennt seine politische Schuhgröße, doch an diesem Abend, da wieder von großen Fußstapfen die Rede ist, die er hinterlasse, gibt er sich generös und bescheiden. „Mein Erfolg ist auch Ihr Erfolg“, sagt er an die Stadträte gewandt. Um 19.47 Uhr nimmt er die schwere Amtskette ab, geht ein paar Schritte auf seinen Nachfolger Dieter Lenzer zu und legt ihm quasi die Bürde dieses Amtes in die Hände. „Viel Erfolg und alles Gute“, sagt er. „Und passt auf Iphofen auf.“
Zwei weitere Stadträte gehen nach 30 Jahren
Nicht nur Mend wird nun nach 30 Jahren aus dem Amt scheiden, auch Ludwig Weigand und Hilar Burkard verlassen nach drei Dekaden den Stadtrat. Zum Abschied verleiht Mend ihnen die Bürgermedaille der Stadt, verbunden mit Dank und Anerkennung. Burkard, seit 1990 Sport- und Jugendreferent, würdigt er als engagierten Kämpfer für den Erhalt des Hallenbads, Mitbegründer des Iphöfer Jugendhauses und geschätzten Verbindungsmann zwischen Vereinsvertretern und Stadt. Weigand, seit 2008 Vizebürgermeister, lobt er als hilfsbereiten, ehrlichen und standfesten Kommunalpolitiker, der stets auf Ausgleich bedacht gewesen sei.
Die CSU verliert gleich drei Räte: Rupert Maier, seit 2002 im Amt und von Mend als „grüner Rebell“ seiner Partei bezeichnet, Kulturreferent Klaus Brehm und Ingrid Stahl, beide 2008 in den Stadtrat eingezogen. Bernd Hartmann, der die SPD nach parteiinternen Querelen mittlerweile wieder verlassen hat, scheidet nach sechs Jahren aus. Ihm fehlte exakt eine Stimme für den Wiedereinzug. Auch Ortssprecher Dieter Servatius aus dem kleinsten Stadtteil Birklingen wird nach sechs Jahren nicht mehr im Rat vertreten sein.