Vor zwei Jahren war es so weit. Franken stöhnte wieder einmal unter der Hitze, was von oben kam, waren nicht mehr als ein paar Tropfen auf heißen, staubtrockenen Boden. Und Artur Steinmann sah die Zeit gekommen, einen Epochenwandel einzuläuten. "Der Kampf ums Wasser hat jetzt begonnen", sagte der fränkische Weinbaupräsident damals im Sommer 2018.
Andere hatten diesen Kampf schon länger toben sehen, aber mit der Aussage des höchsten Weinrepräsentanten Frankens hatte das Thema nun auch eine politische Dimension. Es dauerte denn auch nicht lange, bis die Politik reagierte. Die bayerische Staatsregierung hat ein Pilotprojekt aufgesetzt, am 14. Dezember endet die Bewerbungsfrist. Es geht dabei um beispielhafte Bewässerung im Weinberg.
Nach Stand der Dinge bewirbt sich ein halbes Dutzend Kommunen aus Mainfranken um das Förderprojekt. Aus dem Landkreis Kitzingen sind es Iphofen, Mainstockheim, Nordheim/Sommerach und Volkach (mit gleich zwei Projekten). Hinzu kommen Randersacker aus dem Landkreis Würzburg und Oberschwarzach aus dem Landkreis Schweinfurt. Es steht viel auf dem Spiel. Denn der Freistaat will sich mit bis zu zehn Millionen Euro am Aufbau der Infrastruktur in einer modellhaft ausgewählten Winzergemeinde beteiligen. Wo Steinmann vom "Kampf ums Wasser" redet, spricht Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) von der "Bewässerung der Zukunft". Mit der Förderung zielt sein Ministerium auf "intelligente Projekte, mit denen Wasser effizient, schonend und nachhaltig zu den Feldern gebracht wird". Wichtiger Baustein dabei: die Speicherung von Wasser für Trockenzeiten.
Der Minister spricht von der "Wasserzukunft Bayern 2050"
Schon heute wird in Bayern ein Teil der Anlagen vom Freistaat bezahlt. Nun aber geht es darum, sich neu aufzustellen und auszurichten. Minister Glauber sprach in seiner Regierungserklärung Ende Oktober im Landtag von der "Wasserzukunft Bayern 2050". Mit diesem Generationenprojekt werde das "Wasserland Bayern" fit gemacht für die Zukunft.
Wasserland Bayern? Da muss Hermann Schmitt erst einmal schmunzeln. Der Geschäftsführer des Fränkischen Weinbauverbands sieht den Freistaat geteilt: in einen wasserreichen Süden und den dürstenden Norden. Die Kunst bestehe darin, für einen vernünftigen Ausgleich zu sorgen. Schon 2007 gab es im Verband eine erste Studie dazu.
Schmitt sieht das Thema ausreichend erforscht und appelliert an den Freistaat, sich nicht lange mit einem Pilotprojekt aufzuhalten, sondern nachhaltige Bewässerungskonzepte wie das Projekt "Vinaqua" in Volkach gleich breit zu fördern. Die Weinberge von 45 Winzern liegen dort in einem Trinkwasserschutzgebiet. Regen und Schmelzwasser aus den Hängen werden in Speicherbecken gesammelt und zur gezielten Beregnung von 100 Hektar Weinbergen genutzt. Die Winzer begrünen die Fläche auch dauerhaft, so dass bei Starkregen weniger Erde abgetragen wird. Für Matthias Mend, Fachberater an der Landesanstalt für Wein- und Gartenbau Veitshöchheim (LWG), geht es bei dem jetzigen Pilotprojekt weniger um Forschung, sondern eher darum, wie eine Förderung sinnvoll umzusetzen ist.
Rund 6000 Hektar Rebfläche gibt es in Franken, verstreut über sanft hügeliges Land oder steil ansteigende Lagen und bewirtschaftet von 3700 Winzern im Haupt- oder Nebenerwerb. Mit mehr als drei Milliarden Euro Jahresumsatz ist der Weintourismus ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) spricht von "Vorzeigeregion in Sachen Weinbau". Schon an den Zahlen lässt sich ermessen, was auf dem Spiel steht. Es gehe, sagt Hermann Schmitt, auch um den Erhalt einer über Jahrhunderte gewachsenen "Kulturlandschaft".
Ein Sechstel der fränkischen Weinberge wird bewässert
Gut 500 Liter Wasser braucht ein einziger Weinstock im Jahr – das zeigt die Dimension des Vorhabens und erklärt, warum etwa in Iphofen ein Speichersee mit 190 000 Kubikmeter Volumen benötigt wird. Nicht jede Rebe verlangt nach regelmäßiger Bewässerung, ältere Stöcke mit ihren bis zu zwölf Meter langen Wurzeln gelangen noch an Nachschub, wenn jüngere längst aufgegeben haben. Doch der Trockenstress nimmt allgemein zu. Ein Sechstel der fränkischen Weinberge, also etwa 1000 Hektar, wird der LWG zufolge schon heute mit Schläuchen aus einer Tröpfchenbewässerung versorgt. Langfristiges Ziel ist es, ganz Weinfranken damit auszustatten.
Noch gibt es Winzer, die zögern, weil auch sie einen Teil der Investitionskosten tragen müssten. LWG-Fachberater Mend hat Datensätze gewälzt, er hat Klimamodelle studiert und am Ende eine simple Rechnung aufgemacht, mit der er den Betrieben die Angst nehmen und Perspektiven aufzeigen will: Bei 20 Prozent Ertragsausfall im Jahr wegen fortschreitender Trockenheit hätten sich die Beschaffungskosten der Bewässerung selbst für einen Genossenschaftswinzer, also einen reinen Traubenerzeuger, binnen eines Jahrzehnts amortisiert. Geschäftsführer Schmitt vom Weinbauverband erinnert an die harten Kämpfe bei der Flurbereinigung in den 1950er Jahren. "Für die Winzer war das nicht billig. Aber hätten sie damals nicht investiert, gäbe es den Weinbau in Franken heute nicht mehr. Solche Weitsicht braucht es."
Das Umweltministerium wird einem Sprecher zufolge im ersten Quartal 2021 entscheiden, wer den Zuschlag für das Pilotprojekt erhält. Fest steht: Aus dem Bereich Weinbau kann und wird es nur einen geben. Der Sieger hat dann bis Jahresende Zeit, alle Bedingungen zu erfüllen. So sollte ein Großteil der örtlichen Winzer hinter dem Projekt stehen. Außerdem müssen bestehende Brunnen zur Weinbergsbewässerung stillgelegt werden. Das Ministerium beteiligt sich im Gegenzug zur Hälfte und mit maximal zehn Millionen Euro am Aufbau einer Bewässerungsinfrastruktur.
ca 300.000 cbm verteilt auf 2 Speicher oben auf dem Panoramahügel wie o.g.
das ist grob 300 Meter lang, 100 Meter breit und 5 Meter tief/oder hoch je nachdem wie es gebaut wird. Und das ganze 2 mal im Herzen der viel beworbenen fränkischen Toskana.
Das wären zusammen 8 Fussballplätze - mit Blick von der Vogelsburg ???
Dann könnte man doch gleich ein Pumpspeicherwerk daraus bauen - dann hätte es einen zusätzlichen Mehrwert - aber dann wäre das Geschrei groß bei diesen Ausmaßen. Aer nur fen Wein - interessiert das keine S.......
Aber warum muss dann der Steuerzahler mit 10 Millionen subventionieren ???
10 Millionen sind gerade mal 0,33 Prozent vom 3 Milliarden. --- Kann sich die Wirtschaft nicht selber finanzieren? - Das Prinzip: 'Wer hat, dem wird gegeben' ist nicht wirklich plausibel.
In 20 Jahren werden wir noch weniger Wasser zur Verfügung haben. Wasserrückhaltebecken werden wir brauchen. Aber nicht für den todbringenden Alkohol.
Man darf sich doch nicht auf den status quo beziehen in Bezug auf die künftige Rebsortenauswahl, alternatives Wassermanagement usw.
In den südlichen Regionen Europas wird doch genug Wein in einer teils überragenden Qualität erzeugt. Da regnet es doch noch viel viel weniger. Und trotzdem arbeitet man da kaum mit riesigen Wasserspeichersystemen. Bitte mal entsprechende Modelle mit den Ausmaßen hier zeigen, was das für Landschaft bedeutet.??
Es geht also auch anders -und viel nachhaltiger. Kompetente Biowinzer zeigen es. Wie der Biowinzer Christ in Nordheim.
Und wie soll es weitergehen. ist eine Winzergemeinde der große Sieger. haben nicht alle das Recht gleich behandelt werden ??
Selbst wenn der Staat 50 % fördert, müssen Millionenbeträge auf die Flasche Wein einkalkuliert werden. Bei teilweise 2,99 Euro für besten Frankenwein. Was soll die denn dann künftig kosten ? Wo bleiben hier entsprechende Aussagen dazu.
Eine tragische Entwicklung, wenn man bedenkt, wie alt Weinstöcke werden können, wenn man die jetzt entfernen müßte.
Offensichtlich braucht ja auch bei Tröpfchenbewässerung ein Weinstock 500l pro Jahr. Da kommt in unseren Weinbaugebieten ganz schön was zusammen.
Die Gießwasserspeicherung, wie oben im Bild, sammelt ja auch nur den Regen. Kein Regen, kein Gießwasser. Dem Main kann man auch nicht unbegrenzt Wasser entnehmen, dem Grundwasser ebenfalls, dessen Spiegel sinkt ja eh schon. Bei letzteren beiden würde man sich immerhin den Dünger sparen. Genug Nitrat ist da schon drin.
Also, wo soll das Wasser in der benötigten Menge herkommen? Das kann doch nur von sehr viel weiter weg kommen.
Naja, vielleicht wird neben der Südlink Stromtrasse gleich eine Wasserpipeline mit rein gelegt. Ich hör' schon die Gegener plärren, die neben einer Wasserader nicht schlafen können und denen das Rauschen in den Leitungen zu laut ist. Da ist bestimmt auch irgendwas mit Infraschall...