Der Landkreis Kitzingen ist seit seiner Gründung im Rahmen der Gebietsreform 1972 zusammen gewachsen und zusammengewachsen, erklärte Landrätin Tamara Bischof beim offiziellen Festakt am Samstag in der Kitzinger Realschule. Dorthin waren ehemalige und aktive Kreisräte, Bürgermeister und weitere Ehrengäste geladen. Unter ihnen alle drei bisherigen Landräte, also auch Mit-Gründer Rolf Bauer (1970 – 1984) und Bischofs Amtsvorgänger Siegfried Naser (1984 – 2000).
Bischof erinnerte in ihrer Festrede daran, dass der Landkreis vor der Zusammenlegung rund 38.000 Einwohner hatte; danach waren es knapp 80.000, heute sind es rund 92.000. Die Region Kitzinger Land nannte sie "den perfekten Ort, um zu leben und zu arbeiten". Bischof: "Wir leben, wo andere Urlaub machen." Infrastruktur, Wirtschaft, Landschaft seien auf hohem Niveau. Dazu komme die große Bedeutung des Weins und des Tourismus.
Die Landrätin erinnerte daran, wie sich der Landkreis bei seiner Bildung nach Norden, Richtung Gerolzhofen, und nach Osten, Richtung Scheinfeld, erweiterte. Die einst kreisfreie Stadt Kitzingen verlor diesen Status, bekam aber ein eigenes Bauamt und den Titel Große Kreisstadt. Während die Gebietsreform weitgehend ohne Konflikte verlief, löste die Veränderung durch Eingemeindungen 1978 deutlich mehr Unruhe und Protest aus, so in Gnodstadt, Willanzheim, Herrnsheim und Hüttenheim. Es dauerte, bis ehemals selbstständige Dörfer zueinanderfanden und lernten, Eigenständigkeit abzugeben.
Doch am Ende habe das Kitzinger Land profitiert. Ziele der Reformen in Bayern waren leistungsfähigere Verwaltungen, Gemeinden und Landkreise betonte Bischof, um für gleichwertige Lebensbedingungen zu sorgen. Kindergärten, Schulen, Wasser- und Abwassersysteme, Sportstätten und Verkehrsinfrastruktur entstanden neu. Schließlich bündelte der Landkreis auch seine Krankenhaus-Landschaft. Aus fünf kleinen Häusern wurde 1984 das Klinikum Kitzinger Land, zentral gelegen, damit noch ortsnah und technisch auf dem neuesten Stand. Gerade wird es für rund 100 Millionen Euro saniert.
Blühende Landschaften im Landkreis Kitzingen
Der Landkreis habe seit seiner Gründung viel erreicht: eine stabile Wirtschaft, in der sich Weltkonzerne ebenso finden wie Mittelständler und Handwerksbetriebe, ergänzt durch landwirtschaftliche, Garten- und Weinbetriebe.
Der "Weinlandkreis", wie sich die Region nennt und vermarktet, beheimatet mit 2400 Hektar Rebfläche den Großteil der fränkischen Weinproduktion auf seinem Gebiet. Der Tourismus wird immer weiter ausgedehnt. Vorreiter und Vorbild: die Volkacher Mainschleife. Mit dem Landkreis wuchs auch die Verwaltung im Landratsamt auf heute 442 Köpfe. Das Gebäude selbst wurde ab 1987 an- und umgebaut.
Froh ist die Landrätin über die EU-Fördermittel auf dem bisherigen Weg: Rad- und Wanderwege, Kultureinrichtungen und viele Projekte in den Gemeinden konnten mit den sogenannten Leader-Geldern verwirklicht werden.
Bischof erinnerte auch den größten Aderlass der Landkreisgeschichte: Bis spätestens 2007 zogen 10.000 amerikanische Soldaten und ihre Familien aus Kitzingen ab. Private Investoren aus der Region hätten die 400 Hektar Konversionsfläche in Wirtschafts- und Wohngebiete verwandelt. Für die Landrätin ein "sehr geglückter" Wandel. Heute bescheinigen Umfragen und Untersuchungen dem Landkreis, eine "lebens- und liebenswerte Region" zu sein, wie Bischof hervorhob: "Uns alle eint der Stolz auf unser Kitzinger Land."
Der Blick in die Zukunft zeigt Chancen und Risiken
In ihrem Ausblick skizzierte die Landrätin kommende Aufgaben, so den weiteren Umbau der Verwaltung zum Dienstleister für Bürgerinnen und Bürger, das Vorantreiben der Digitalisierung sowie eine offene und transparente Kommunikation mit der Bevölkerung. Die Kreisbehörde wolle "gestalten statt verwalten" und mithelfen, attraktive Wohn-, Lebens- und Arbeitsorte zu schaffen.
Dazu gehöre der Ausbau des Öffentlichen Personen-Nahverkehrs. Habe der Landkreis 1994 noch 270.000 Euro dafür investiert, waren es 2021 schon 3,7 Millionen Euro. Der Eigenanteil des Landkreises, der laut Bischof als einziger in Bayern zwei Verkehrsverbünden angehört, wächst stetig. 2027 hoffe man, die Mainschleifenbahn bis nach Würzburg in den Regelbetrieb nehmen zu können.
Auch sozialen Themen wie der Unterstützung von Familien oder Pflegebedürftige widme sich der Kreispolitik. Und längst kommt sie nicht mehr an Themen wie Klimawandel und erneuerbaren Energien vorbei. Bischof dankte dafür, dass die Kreispolitikerinnen und -politiker oft mit großer Einigkeit entschieden. "Die positive Entwicklung unseres Kitzinger Landes hat stets Priorität vor allen Gegensätzen."
Abschließend sprach die Landrätin von drei großen Herausforderungen der jüngsten Zeit, die es zu meistern galt: die Flüchtlingskrise von 2015, die Corona-Pandemie und den Ukraine-Krieg, in dessen Zuge in wenigen Wochen 1000 Flüchtlinge in den Landkreis kamen. Engagierte Bürgerinnen und Bürger und eine schlagkräftige Mannschaft im Landratsamt hätten zusammen daran gearbeitet. Für die kommenden Monate sagte Bischof eine Energiekrise voraus, der man mit Energieeinsparungen und eigener Produktion begegnen müsse.
Zuversicht beim Blick nach vorn
Die Festrede Bischofs ergänzten ein Zeitzeugen-Interview mit Altlandrat Rolf Bauer und Kreisrat Josef Mend sowie sehr persönliche Erinnerungen der drei Landrätin-Stellvertreter Susanne Knof, Doris Paul und Robert Finster. Die Bevölkerung des Landkreises segneten die Dekane Kerstin Baderschneider und Gerhard Spöckl.
Die Zuversicht der Anwesenden mit Blick auf die Zukunft unterstrichen die fröhlichen Musikeinlagen von Schülerinnen und Schülern des Gymnasiums und der Realschule, besonders der Song von Mark Forster: "Egal, was kommt: Es wird gut sowieso!"