"Ich mache mir Sorgen, dass die Entscheidung wieder verschoben wird auf die Zeit nach der nächsten Bürgermeisterwahl", sagt Robert Burkard. Der Familienvater gehört dem Vorstand des Elternbeirats im Wonfurter Kindergarten an. "Wieder" bedeutet, dass die Sorgen und Nöte der Einrichtung schon zu Zeiten von Dieter Zehendner bekannt gewesen seien, der als Bürgermeister 2012 aus dem Amt ausschied. Inzwischen ist sein Nachfolger Holger Baunacher zum zweiten Mal wiedergewählt.
Doch an den Kernproblemen des Kindergartens hat sich aus Sicht des Elternbeirats nichts geändert, sie lassen sich mit einem einfachen Satz beschreiben: Das Kindergartengebäude an der Hauptstraße 65a ist nicht nur zu klein für die vielen Buben und Mädchen geworden, es ist auch arg in die Jahre gekommen. Der Raumnot ist die Gemeinde inzwischen mit Containern im Garten des Kindergartens begegnet - hier ist unter anderem die Krippe für die kleinsten Besucher eingerichtet. Doch die Container sollen nur eine Übergangslösung sein, wohingegen das Bestandsgebäude von Jahr zu Jahr baufälliger wird. Schon 2016 war die Rede gewesen von der Notwendigkeit eines Gesamtkonzeptes.
Muffig riechende Turnhalle, undichtes Dach und Heizung im Störbetrieb
Einen letzten Vorstoß hatte der Elternbeirat im November unternommen und in einem Brief an Bürgermeister und Gemeinderat zahlreiche Mängel beklagt. Darunter ein völlig überlastetes Stromnetz, eine Heizung, die regelmäßig in den Störbetrieb gehe, marode Fenster, eine "muffig riechende", also vermutlich feuchte Turnhalle, ein undichtes Dach oder zu kleine Gruppenräume.
Vor allem aber machten die Elternvertreter damals deutlich, dass sie des ewigen Hin und Hers leid sind. Immer wieder gebe es Aussagen in die verschiedensten Richtungen, mal heiße es Neubau, mal Sanierung und Erweiterung, mal seien Planungen angeblich in Auftrag und dann wieder nicht, es winkten Zuschüsse oder nicht, oder es werde aus der Übergangslösung Container plötzlich eine mittelfristige Perspektive. Und bei all dem tue sich in Wirklichkeit nichts. "Es muss endlich eine Entscheidung her", bekräftigte am Mittwoch Ramona Berger, eine der beiden Elternbeiratsvorsitzenden, gegenüber dieser Redaktion.
Dabei gibt es seit Jahresbeginn sogar einen eigenen Planungsausschuss, eine "Taskforce" aus Mitgliedern des Gemeinderates, der Kindergartenleitung, des Trägers und der Kirche als Eigentümerin des Kindergartens. Dafür, dass das Gremium noch nichts Wesentliches bewirken konnte, macht Bürgermeister Baunacher auch die Corona-Pandemie verantwortlich. In Wirklichkeit dürften es in erster Linie die Kosten sein, die die Verantwortlichen bis heute haben zurückschrecken lassen.
Bürgermeister: "Wir sind alles andere als kleinlich"
3,5 Millionen Euro veranschlagt Baunacher grob als Minimum - "sowohl für die Generalsanierung als auch für den Neubau". Das würde für die Kommune einen Eigenanteil ebenfalls in Millionenhöhe bedeuten. "Wir sind alles andere als kleinlich, wenn es um unseren Kindergarten geht", sagte der Rathauschef am Dienstag im Gespräch mit der Redaktion. Aber so viel Geld müsse eben sinnvoll investiert werden.
Was mit bedarfsgerecht gleichgesetzt werden kann. Ein zu kleines Haus wäre nicht gut, ein überdimensioniertes aber auch nicht. Als der St.-Andreas-Kindergarten 1974 eröffnete, war er für 70 Kinder aus dem Hauptort und den Ortsteilen Steinsfeld und Dampfach ausgelegt. Trotz allgemeinen Geburtenrückgangs besuchen ihn heute gut 110 Buben und Mädchen. Der Zuwachs hängt mit der inzwischen viel umfangreicheren Kinderbetreuung auch in Krippen und neuen Wohngebieten zusammen. Gerade erst schickt sich Wonfurt an, das Baugebiet Stöcklesacker mit 23 Einfamilien- und drei Mehrfamilienhäusern zu erschließen, da ist ein weiterer "Babyboom" zu erwarten. "Es geht Richtung 120 Kinder - und auf diesem hohen Niveau werden wir die nächsten zehn Jahre vermutlich bleiben", schätzt der Bürgermeister. Doch wie wird es danach weitergehen?
Ein Problem: Die Kirchen haben nicht mehr so viel Geld wie früher
Der Gemeinde gehört der Kindergarten nicht, sondern der Kirchenstiftung Wonfurt. Sie stellt der Caritas als Betreiber Gebäude und Grund mietfrei zur Verfügung. Dafür erwartet sie, dass die Kommune sich um nötige Baumaßnahmen kümmert. Denn es ist Aufgabe der Kommune, für genügend Krippen- und Kindergartenplätze zu sorgen. Doch auch für den Eigentümer gibt es bauliche Verpflichtungen. Hier die Grenzen auszuloten, war in der Vergangenheit nie nötig. "Da hatte die Kirche noch Geld und war immer großzügig", blickt Bürgermeister Baunacher zurück. Dass sich das geändert hat, bestätigte am Donnerstag auch Michael Nowak vom Katholische Pfarramt Wonfurt.
Bis vor zehn Jahren habe die örtliche Kirchenstiftung immer freiwillig rund ein Drittel der nicht förderfähigen Kosten getragen. Angesichts der rückläufigen Einnahmen der Kirche sei das heute nicht mehr möglich. Für seine Pfarrei sagt der Pastoralreferent, er sei heute froh, wenn sie das Haushaltsjahr mit einem kleinen Gewinn abschließe. Weil dies vielerorts so sei, glaubt Nowak, dass in Zukunft die Kirchen immer mehr Kindergärten an die Kommunen übergeben werden.
Bürgermeister Baunacher favorisiert ohnehin einen Neubau auf der grünen Wiese, der dann auf jeden Fall Sache der Gemeinde wäre. Nicht wegen der etwas kompliziert anmutenden Dreiecksbeziehung Gemeinde, Kirchenstiftung und Caritas, sondern weil dann während der Bauphase der alte Kindergarten weitergenutzt werden könnte. Andernfalls müsste Wonfurt noch mehr Container anschaffen und unterbringen - oder für andere Lösungen sorgen, die allesamt weiteres Geld verschlingen würden. Aus dem alten Kindergarten könnte schließlich ein Seniorenheim werden. Welche Lösung der Gemeinderat favorisiert, vermag der Rathauschef derzeit nicht einzuschätzen.
"Neubau oder Generalsanierung - uns ist das egal", macht indes Robert Burkard klar. Der Elternbeirat wolle schlicht und einfach, dass endlich gehandelt wird. Das wünscht sich auch der Caritas-Verein St. Andreas. Aus Kreisen des Betreibers ist zwar zu hören, wie wichtig ihm die gute Zusammenarbeit mit der Gemeinde ist. Und in einer schriftlichen Stellungnahme vom Donnerstag heißt es auch, die Zusammenarbeit bei kurzfristigen Lösungen sei zufriedenstellend. "Wir weisen Mängel auf und erhalten Unterstützung, zum Beispiel die Container, welche den erhöhten Bedarf provisorisch decken oder eine neue Beleuchtung beziehungsweise die Beteiligung an Spielgeräten für den Gartenbereich."
Caritas hofft, dass die Gemeinde das Thema "schnellstmöglich" angeht
Aber in dem von der Vorsitzenden Elisabeth de Ryck und weiteren Verantwortlichen unterzeichneten Papier bringt die Caritas auch ihre Erwartung zum Ausdruck, dass die Gemeinde das Thema Neu- oder Umbau "schnellstmöglich" angeht. Seit Jahren fordere der Trägerverein die Generalsanierung. Doch die Gemeinde habe das immer wieder verschoben oder nicht weiter angegangen. Für den Träger verdient die Sache jedoch höchste Priorität: "Wir wünschen uns eine langfristige Perspektive für die Generalsanierung des Kindergartens, die wir jetzt angehen wollen und stehen jederzeit für Gespräche zur Verfügung", heißt es abschließend in dem Statement.
Damit scheint das Thema Kindergarten in Wonfurt so auf den Nägeln zu brennen, dass an einen Aufschub bis nach der nächsten regulären Kommunalwahl in 2026 nicht zu denken ist.