
Es sind große Pläne, die das Unternehmen Maincor vor knapp drei Jahren präsentierte: Ein 260 Meter hohes Windrad am südöstlichen Rande von Knetzgau, das jährlich bis zu 15 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugen soll. Es könnte nicht nur den Bedarf des Rohrherstellers fast vollständig decken, sondern auch die Gemeinde mit preisgünstiger Energie versorgen.
Doch auf den ambitionierten Vorstoß folgten kritische Fragen. Eine von ihnen beschäftigt nun die Gemeinde Knetzgau. Denn um den Windrad-Giganten errichten zu können, müsste die sogenannte Platzrunde geändert werden, die den Start- und Landeanflug auf den Flugplatz Haßurt regelt. Eine entsprechende Testphase könnte im Sommer starten. Ist es künftig vorbei mit der Ruhe in Knetzgau?
Projekt stand zwischenzeitlich wohl auf der Kippe
Zuletzt war es still geworden um die Maincor-Pläne. Eine Anfrage beim zuständigen Luftamt Nordbayern im Januar 2025 zeigte, wie sehr das Projekt wegen bürokratischer Hürden zwischenzeitlich offenbar auf der Kippe stand. "Nach nunmehr erfolgter, detaillierter fachlicher (Vor-)Prüfung ist eine Änderung der bestehenden Motorflugplatzrunde nicht möglich", hieß es damals in einer schriftlichen Stellungnahme. Zuvor hatte Maincor eine formlose Anfrage an die Behörde gestellt, um die Genehmigungsfähigkeit der Pläne auszuloten.
Inzwischen hat sich der Wind gedreht. So signalisierte die Behörde jüngst nun doch "die Bereitschaft, die Motorflugplatzrunde des Flugplatzes an die sogenannte Standard-Motorflugplatzrunde anzupassen", wie die Pressestelle Anfang April auf Nachfrage mitteilt. Allerdings unter gewissen Voraussetzungen.
Gemeinde könnte von Windrad finanziell profitieren
Ein Grund für die Kehrtwende ist offenbar ein Treffen aller beteiligten Akteure im März dieses Jahres im Landratsamt Haßberge. Zuvor hatte "die Gemeinde Knetzgau weiterhin großes Interesse an der Realisierung des Projekts" bekundet, heißt es vonseiten des Luftamtes. Ganz uneigennützig ist diese Unterstützung für die Pläne von Maincor wohl nicht. So könnte das Windrad jährlich rund 150.000 Euro in Kasse der finanziell angeschlagenen Kommune spülen.
Am Ende jenes Treffens im März jedenfalls stand laut Luftamt das Angebot für einen "Probeflugbetrieb mit veränderter Platzrunde", angepeilt für den Sommer dieses Jahres – sofern der Gemeinderat dem Test zustimmt. Der Kommune, so das Luftamt weiter, solle damit die Möglichkeit gegeben werden, die etwaige Lärmbelastung für ihre Bürgerinnen und Bürger selber zu bewerten.

Über welchen Zeitraum der Test stattfinden soll und wie genau die probeweise Start- und -Landerunde aussehen könnte, das stehe nach Angaben des Luftsamtes noch nicht fest. Der Entwurf werde derzeit "maßstabsgetreu ausgearbeitet und danach zunächst der Gemeinde zur Abstimmung übermittelt".
Ein Blick auf die aktuelle Karte zeigt: Bislang führt die Platzrunde südlich an Knetzgau und dem Ortsteil Hainert vorbei. Die angestrebte Verkleinerung aber habe wohl "eine deutliche Annäherung an das Gemeindegebiet" zur Folge, so die Einschätzung der Behörde. Leiser dürfte es für die Bürgerinnen und Bürger also nicht werden.
Maincor: Zustimmung zur Testphase als wichtiger Schritt
Ob es zur Genehmigung des Windradbaus kommt – ein entsprechender Antrag liegt dem Landratsamt Haßberge zufolge noch nicht vor –, bleibt also offen. Trotzdem setzt man bei Maincor viel Hoffnung in Knetzgau und den Gemeinderat: "Eine Zustimmung wäre ein wichtiger Schritt für die Umsetzung des Projekts", schreibt das Unternehmen Anfang dieser Woche auf Nachfrage. Und: "Am 14. April wird der Gemeinderat über die Verlegung der Flugplatzrunde beraten."
Doch das ist offenbar mitnichten der Fall. Denn auf die Agenda der für Montag angesetzten nichtöffentlichen Gemeinderatssitzung hat es die Probeplatzrunde nicht geschafft. Das bestätigen mehrere Mitglieder des Gremiums am Freitag gegenüber dieser Redaktion. Das Rathaus äußerte sich bis Redaktionsschluss nicht zu dem Thema. Bürgermeister Stefan Paulus ließ eine schriftliche Anfrage unbeantwortet.
Gemeinderatsmitglieder äußern Kritik und Bedenken
Im Knetzgauer Gemeinderat, in dem man ohnehin nicht gut auf den Rathauschef zu sprechen ist, sorgt das Vorgehen der Verwaltung für zusätzlichen Unmut. "Die Stimmung in dem Gremium kocht", sagt etwa Benjamin Schraven (Grüne). Erst durch die Presseanfrage habe er erfahren, dass dieses Thema wieder aktuell werde. Es fehle an Transparenz. Er sei "nicht bereit, auf Teufel komm raus alles durchzuwinken, was uns zum Windrad präsentiert wird", so Schraven.
Ähnlich formuliert es Robert Beetz (CWG): "Ich stehe dem mittlerweile sehr kritisch gegenüber", sagt das Ratsmitglied am Freitag im Gespräch mit der Redaktion. Die Fluglärmbelastung sei in den betroffenen Kommunen "eh schon hoch". CSU-Fraktionschef Mark Zehe spricht angesichts der Nähe des Windrads zur Gemeinde von "erheblichen Bedenken". Es sei wichtig, Akzeptanz zu schaffen, doch das gelinge nur, wenn man die Menschen mitnehme.
Auch Bernhard Jilke (FDP/Freie Bürger) fühlt sich übergangen. Er kritisiert, dass Gespräche offenbar hinter verschlossenen Türen stattfanden und nicht mit dem Gemeinderat. "Ich habe bislang nichts vorliegen, woraus ich mir eine Meinung bilden könnte", so Jilke. Inzwischen scheint deshalb Maincor selbst die Informationsinitiative zu ergreifen. So sollen Gremiumsmitglieder zeitnah eine Präsentation mit dem entsprechenden Planungsstand erhalten, wie von mehreren Seiten zu hören ist.
Maincor: Windrad sichert Zukunft des Standorts Knetzgau
Das Unternehmen betonte zuletzt immer wieder, wie wichtig der Bau des Windrads unweit des eigenen Werks im Industriegebiet sei. Man betrachte "eine nachhaltige Energieversorgung als entscheidenden Faktor für die Wettbewerbsfähigkeit und Zukunftssicherheit des Standorts Knetzgau". Die Botschaft, die zwischen den Zeilen mitschwingt, ist mit Blick auf die aktuelle Wirtschaftslage im Land recht deutlich: Das Windrad sichert auch die Arbeitsplätze der in Knetzgau rund 400 Beschäftigten – und umgekehrt. Das dürfte den Druck auf die Entscheidungsträger erhöhen. Auch, weil der Landkreis in den vergangenen Monaten und Jahren schon zahlreiche Industriearbeitsplätze verloren hat.
Trotz der "bestehenden Herausforderungen" möchte man bei Maincor an den Plänen und damit auch am bisherigen Standort für das Windrad festhalten, wie es auf Nachfrage heißt. Ein mögliches Scheitern wird aber offenbar nicht mehr ausgeschlossen: "Sollte das aktuelle Vorhaben nicht realisiert werden können, wird ein alternativer Standort auf der anderen Seite der Autobahn geprüft." Das dürfte den Planungs- und Genehmigungsprozess aber noch einmal deutlich in die Länge ziehen.
Wollen Sie den Bürgern rund um Hassfurt und Knetzgau den Fluglärm für eine "fremde" Stadt zumuten?
Warum hat hier jeder ein "Zipperlein", dass er ins Feld führt, wenn es um Windkraft geht?
Wenn ein Investor "von irgendwo her" Hektar weise bestes Ackerland vernichtet und wohl auch dadurch die Lebensmittelpreise immer weiter steigen, dann regen sich keine Stimmen der Gegenwehr.
Sicher, ein ausgewogener Mix aus Solar- und Windenergie sowie geeigneter Speichertechnologie wäre wünschenswert.
Wenn ein Industriebetrieb für seinen eigenen Strom sorgen will, ist dies aber genauso wünschenswert. Jedenfalls wünschenswerter als permanenter Fluglärm.
Anstatt das Windrad in Frage z stellen, sollte man den Flugplatz in Frage stellen. Wie sagte Gerhard Polt: "Braucht's das?"
Gerhard Fleischmann
Wegen eines Windrades verhindert man einen möglichen Ausbau des Flugplatzes!
Wer weiß was die Zukunft bringt? Wie sich das Industriezentrum SW entwickelt?
Für eine große Neuansiedlung (Conn Barracks) könnte der Flugplatz vielleicht entscheidend sein. Mit seiner idealen Lage: die Landebahn könnte man bei Bedarf nach Osten bis auf 3,0 km verlängern (die Landebahn NW in Frankfurt ist nur 2,8 km lang). Mit wenig Aufwand könnte vom Flugplatz ein direkter Anschluss an die A 70, AS 11 Knetzau geschaffen werden!
Mainfranken hat keinen Regionalflughafen, der hier aufgrund der Topografie bestens mölich wäre.
Es geht hier nicht um ein Projekt, sondern nur darum, sich die mögliche, große Zukunft nicht zu verbauen - die offensichtlich nicht erkannt wurde. Für was haben wir eigentlich Raumordnung & Planungsregionen? Main-Rhön hat ausgerechnet den Sitz in Haßfurt! Man kann sich nur wundern, dass von Steuergeldern bezahlte Fachleute das Potenzial nicht erkennen.