Mit einem "Fränkischen Fastnacht-Flitter" startet der Bayerische Rundfunk an diesem Freitag, 11.11. 2022, um 20.15 Uhr in die neue Faschings-Session. Das neue farbenfrohe Format - mehr Revue, denn Prunksitzung - soll laut BR von der frechen und lockeren Moderation und den Einlagen von Sabrina Anderlik und André Sultan-Sade leben.
Doch dürfen Büttenreden und karnevalistischer Tanzsport nicht fehlen. Neben altbekannten Faschingsgrößen wie Ines Procter und Matthias Walz treten auch vier absolute Fernseh-Neulinge auf: die stimmgewaltigen Schnabelbremsen aus dem mittelfränkischen Heideck und der Fürther Comedien Michael A. Tois, den auch in Unterfranken viele vom "Totalen Bamberger Cabaret" (TBC) kennen.
Den größten Applaus vom Publikum bei der Aufzeichnung in Amorbach im Odenwald bekam ein Neuling aus Unterfranken: Wolfgang Voit aus Wonfurt im Landkreis Haßberge. Voits Vater Hermann hatte 1987 bei der allerersten "Fastnacht in Franken"-Sendung eine Büttenrede gehalten. Jetzt stand er selbst bei der Premiere der "Fastnacht-Flitter" zum ersten Mal vor Kameras auf der närrischen Bühne. Mit seiner Paraderolle als Rentner, der früher alles besser fand. Im Interview verrät Wolfgang Voit, was er von seinem Vater gelernt hat.
Wolfgang Voit: Mein Vater sagte stets: Fernsehen ist schön, Fernsehen ist interessant, aber die Luft ist dünn, weil die Konkurrenz so groß ist. Dennoch muss man diese Erfahrung einmal gemacht haben. Das hat mich neugierig gemacht und darum habe ich mich bei einem Talentwettbewerb des Fastnachtsverbands beworben. Ich habe ein Video eingeschickt und machte mir schon etwas Hoffnung auf die "Närrische Weinprobe", die dann aber Corona-bedingt ausfiel. Im Sommer rief mich der Fastnachtspräsident Marco Anderlik dann an, ob ich Lust hätte, an einem ganz neuen Format mitzuwirken. Das fand ich spannend und ich habe gleich zugesagt. Natürlich habe ich während der Aufzeichnung immer wieder an meinen Vater und an seine Geschichten von "Fastnacht in Franken" gedacht. Vieles kam mir bekannt vor, vieles war ganz anders.
Voit: Ich bin vor jedem Auftritt angespannt. Aber ich kann nicht sagen, dass ich dort in Amorbach nervöser als sonst war. Man gewöhnt sich schnell an die Atmosphäre und die Kameras, es gab ja eine Probe. Natürlich war ich hochkonzentriert, denn ich wusste, wenn ich jetzt eine verkorkste Nummer abliefere, sehen das verdammt viele. Beziehungsweise es wird für die Sendung eben extrem gekürzt.
Voit: Er war ein Vorbild für mich und für meine beiden Brüder. Wir sind alle drei in die Faschingsbütt gestiegen. Ich als jüngster als letzter als die Leute schon fragten: Gell, Du kannst das nicht? Da habe ich meinen Vater gebeten, mir eine Rede zum Ausprobieren zu geben. Dann habe ich mal einen meiner Brüder vertreten und siehe da, es klappte. So schrieb mir mein Vater jedes Jahr eine Büttenrede, die ich vortrug. 2009 wollte ich mal als Frau auftreten. Da winkte mein Vater ab: Eine Frauenrolle musst Du Dir selbst schreiben. Seitdem schreibe ich meine Reden selbst. Mitbekommen habe ich von meinem Vater das Herzblut, das er in seine Büttenreden steckte. Sechs Wochen bevor er 2015 mit über 91 Jahren starb, hielt er noch eine gefeierte Büttenrede beim Weiberfasching hier in Wonfurt.
Voit (lacht): Wenn sie mich wollen, gehe ich hin. "Fastnacht in Franken" ist für mich der Büttenredner-Olymp.
Voit: Nein, und wenn ich selbst an dem Abend unterwegs bin, zeichne ich sie auf. Die ersten sieben Sendungen, als mein Vater auf der Bühne stand, haben wir eh alle gemeinsam angesehen. In den letzten Jahren habe ich quasi als Talisman von meinem Freund Otti Schmelzer auch Karten für die Generalprobe bekommen. Da bin ich doch gerne Talisman.
Voit: Nein, das knüpft eher an das Gejammere vor allem älterer Menschen an, die das Frühere immer glorifizieren. Früher war alles schöner, obwohl es das ja in Wirklichkeit gar nicht war. Das ist mein roter Faden für die Gags in der Rede. Mal schauen, wie das mit mir weitergeht, seit drei Monaten bin ich jetzt ja selbst in Altersteilzeit.