Das kulturelle Geschehen in der Pandemie ist stark eingeschränkt und derzeit mit einer maximalen Belegung von 25 Prozent der Sitzplätze von Theatern und Kinos kaum sinnvoll zu betreiben. Während die staatlich oder städtisch geförderten Bühnen fehlende Eintrittsgelder leichter kompensieren können, sind private Bühnen, die nahezu ausschließlich auf das Geld aus Kartenverkäufen angewiesen sind, sogar in ihrer Existenz bedroht.
Besonders gebeutelt ist in dieser Hinsicht das Würzburger Bockshorn, dessen hochkarätiges Kabarettprogramm nur bei ständig vollem Saal finanziert werden kann. "Für uns ist diese 25-Prozent-Auslastung eine Katastrophe", erklärt Monika Wagner-Repiscus, im Bockshorn für Organisation und Finanzen zuständig. "Viele Künstler stornieren von sich aus die Auftritte, weil sie nicht mehr auf ihre geforderte Mindestgage kommen."
Drei, die nicht abgesagt haben, sondern ganz offensichtlich ihren Spaß auf der Bühne haben, sind die Herren von TBC. Georg Koeniger, Florian Hoffmann und Michael A. Tomis feierten nach zwei Verschiebungen jetzt endlich die Premiere ihres Jubiläumsprogramms "Bevor wir´s vergessen". Es ist ein Rückblick auf 35 Jahre Totales Bamberger Cabaret und versammelt Nummern aus über 20 Programmen.
Unverändert derb und deftig die Wortwahl, ungebrochen männlich geprägt die Themen
Für eine geplante Ausstellung über die Geschichte des Ensembles kramt das Trio in Stapeln von Umzugskartons auf der Bühne nach alten Requisiten, Kostümen und Erinnerungsstücken, die dann die Neu-Interpretation der jeweiligen Nummer auslösen. Schnell wird deutlich: Manche dieser Songs und Sketche haben gehörig Patina angesetzt, manche sind über die Jahre frisch und bühnentauglich geblieben (etwa der "Brennpunkt" zu einem umgefallenen Sack Reis in China), und manche beweisen geradezu prophetischen Charakter.
Gerade der 13 Jahre alte Song "Lob des Zölibats" und die fiktive Diskussion über die Entschädigung von Opfern kirchlichen Missbrauchs ist in den Tagen nach der Veröffentlichung des Münchner Gutachtens zum Missbrauchsskandal von beklemmender Aktualität. Aber um politische Korrektheit hat sich das Trio noch nie geschert. Unverändert derb und deftig auch die Wortwahl, ungebrochen männlich geprägt die Themen und durchaus brachial der Humor.
Konstant geblieben sind auch die dem Auftrittsort angepassten lokalen Bezüge und natürlich der direkte Kontakt zu den Gästen, den die Drei schon zum Einstieg suchen – und finden. Denn das Würzburger Publikum an diesem Premierenabend ist ausgehungert nach Live-Unterhaltung. Von Beginn an gehen die coronaregelkonform großzügig im Saal verteilten 50 Personen begeistert mit und tragen mit ihrer Energie und reichlich Szenenapplaus das Trio durch den Abend.
Auch wenn Dynamik und Atmosphäre eines vollen Saales nicht erreicht werden können, so hilft die gute Laune doch über den ein oder anderen Hänger hinweg, wobei TBC diese mit ihrer Erfahrung und Improvisationskunst locker ins Programm einbeziehen. Dankbar und glücklich sind am Ende beide Seiten, die auf und vor der Bühne, während dem Betreiberpaar Wagner-Repiscus weiter die Sorgen um ihre Zukunft anzumerken sind.
Die für Januar und Anfang Februar geplanten Veranstaltungen sind auf Herbst 2022 verlegt. Für TBC gibt es am 4. und 5. März Zusatztermine. Am 8. März tritt Simone Solga auf.