An einem Ausläufer des Tuz Gölü, einem türkischen Salzsee südlich von Ankara, verliert Marcus Grech die Fassung. Die Luftpumpe seines Fahrrads ist kaputt. Er wirft sie zu Boden, schimpft und trampelt auf ihr herum. "Da hatte ich wirklich die Schnauze voll", sagt der Eltmanner, der sich Anfang Mai 2022 mit seinem Rad vom Landkreis Haßberge aus auf Weltreise begeben hat, im Gespräch mit der Redaktion. Inzwischen kann Grech schon wieder über den Vorfall lachen. Es ist nur einer von vielen Tiefpunkten, die ihm seinen Weg durch die Türkei erschwert haben. Aber der Reihe nach.
Als Grech vom heimischen Eltmann aus zu seiner Weltreise aufbricht, führt ihn sein Weg zunächst von Österreich bis Griechenland durch verschiedene Länder in Europa. Mit der Türkei erreicht er im August schließlich die Schnittstelle von europäischem und asiatischem Kontinent. Nach einem Zwischenstopp in Istanbul geht es – nicht mit dem Rad, aber dafür mit der Fähre – über den Bosporus, denn: "Die Brücken sind für Fahrradfahrer gesperrt", wie Grech berichtet.
Magenprobleme, Fieber und ein kaputter Reifen
Seine weitere Reiseroute soll ihn relativ mittig einmal quer durch die Türkei führen. Zunächst geht es in Richtung der Hauptstadt Ankara. Doch ehe er dort ankommt, kreuzt der erste Tiefpunkt seinen Weg. Der Magen macht Probleme, und nicht nur das, Grech hat Fieber: 39,3 Grad. Also schlägt er provisorisch sein Zelt auf und legt sich zur Ruhe. Als er aufwacht, ist ein Sturm aufgezogen, der die Heringe aus der Verankerung reißt. "Mit meiner Hand und dem Fuß habe ich das Zelt festgehalten, mit der anderen Hand meinen Bauch", erzählt der Eltmanner.
Am nächsten Morgen kann er seine Fahrt zunächst fortsetzen, aber wenig später kündigt sich neues Ungemach mit einem Knall an: Einer der Reifen an seinem Fahrrad ist kaputt. Der Schaden ist so gravierend, dass auch das geflickte Provisorium nicht lange hält. Schiebend erreicht Grech schließlich Beypazari, wo er sich mangels Alternativen einen Kinderradreifen für sein Gefährt kauft. Die Weiterfahrt mit dem Reifen und dem vollbeladenen Rad, vor allem in Kurven: "Ein Abenteuer."
In Ankara angekommen setzt der Eltmanner seine Hoffnungen auf ein Radgeschäft, das auf Reiseräder ausgelegt ist. Doch dieses hat ausgerechnet gerade zu dieser Zeit geschlossen. Einen anderen Laden, der ihm den passenden Reifen bestellen kann, findet er nicht. Also muss Grech sich schlussendlich mit einem einfacheren Modell begnügen. "Meinen eigentlichen Ersatzreifen habe ich in Bulgarien einem anderen Radreisenden geschenkt", fügt er noch an.
80 Kilometer zurück nach Ankara
Von Ankara aus geht es für Grech schließlich weiter in Richtung Bala. Dass er die türkische Hauptstadt bald wiedersehen wird, ahnt er da noch nicht. "Es hat mit einem Knacken angefangen", erzählt der Eltmanner. "Mitten im Nirgendwo hat es dann plötzlich einen Schlag getan und die Pedale sind durchgedreht." Das Tretlager seines Fahrrads ist kaputt. Ein Bauteil, das im Normalfall 200.000 bis 300.000 Kilometer hält, wie Grech berichtet. Doppeltes Pech: Weil schon zu viele Kugeln verloren gegangen sind, lässt sich das Lager auch nicht mehr provisorisch reparieren.
Zu Fuß geht es die zuvor gefahrenen 80 Kilometer zurück nach Ankara. Wie lange man dafür braucht? "Zwei Tage", sagt Grech trocken. Und als wäre das alles nicht schon genug, macht sich auch sein Magen wieder bemerkbar. Dieses Mal erwischt es ihn jedoch noch schlimmer als zuvor. "Durchfall, sobald ich etwas gegessen oder getrunken habe", berichtet er. Auch Medikamente helfen Grech nicht, erst eine Ein-Tages-Kur mit Breitspektrum-Antibiotikum bringt Besserung.
Schließlich kann die Reise weitergehen. 'Heute fahre ich nicht so weit', habe er sich gedacht, 'vielleicht 50 Kilometer.' "Aber so Großstädte, die ziehen sich halt." Am Ende sind es dann doch über 100 Kilometer, die der Eltmanner zwischen sich und Ankara bringt. Dann, am nächsten Tag, erreicht er den Salzsee Tuz Gölü, wenig später kündigt sich die nächste Panne an: Der Hinterreifen seines Fahrrads verliert Luft. Das Flicken an sich ist dieses Mal kein Problem, dafür aber die kaputte Luftpumpe.
Emotional der absolute Tiefpunkt, wie Grech im Gespräch mit der Redaktion erzählt. Dass er dennoch nicht aufgibt, liegt daran, dass sein Weg durch die Türkei keineswegs nur von Negativ-Erlebnissen geprägt ist. Zwischen die vielen Tiefs mischen sich auch immer wieder kleine Hochs. So schiebt er sein Fahrrad, nachdem er seinem Ärger über die defekte Pumpe Luft gemacht und deren Einzelteile wieder zusammengesammelt hat, auf die Straße zurück. "Keine zehn Meter war ich unterwegs, da hält ein Auto an und mir werden fünf Flaschen Wasser hingestellt."
Gastfreundliche Menschen abseits der Touri-Hochburgen
Als Grech gerade dabei ist, die Flaschen einzusammeln, stoppt vor ihm ein Kleintransporter. Dessen Insassen lesen den pannengeplagten Eltmanner und sein Rad auf. Gemeinsam geht die Fahrt weiter nach Aksaray. Es ist das erste Stück, das Grech motorisiert zurücklegt, wie er berichtet. Dass Autos anhalten und die Menschen ihm Wasser oder zum Beispiel einen Apfel mit auf den Weg geben, sei immer wieder vorgekommen, sagt er. Aber nicht nur das.
"Was ich eingeladen worden bin, zum Tee oder zum Essen, ist wirklich der Wahnsinn. Die Menschen in der Türkei sind super gastfreundlich." Anders als in den touristischen Gegenden, wo oft versucht werde, den Gästen aus dem Ausland alles Mögliche zu verkaufen. So erzählt Grech zum Beispiel von einer türkischen Familie, die ihm einfach einen selbstgebackenen Cupcake schenkte, als er gerade an einer Tankstelle Rast machte. Oder von einem Polizisten und dessen Kollegen, die ihn zu Tee, türkischem Kaffee und Baklava auf die Wache einluden.
Oder vom 18-jährigen Mert und dessen Eltern, auch eine Bekanntschaft aus einem Auto, das unterwegs anhielt, als die Insassen den Reisenden aus Eltmann entdeckten. "Wir haben uns total gut verstanden und ausgemacht, dass wir uns in Erzincan treffen", erzählt Grech. Als er in der Stadt ankommt, sind Hotelbetten aufgrund des Semesterbeginns gerade Mangelware. Da läuft ihm zufällig Merts Vater über den Weg. Die Familie lädt Grech nicht nur zum Essen, sondern für eine ganze Woche in eine Pension ein. "Ich durfte nichts bezahlen. 'Du bist der Gast', hat es immer geheißen."
Farbige Tafelberge und hunderte Heißluftballons
Zur Verständigung mit den Menschen vor Ort sagt Grech mit einem Lachen: "Hände, Füße und Englisch." Teilweise werde auch Deutsch gesprochen, "aber selten". Notfalls helfe der Google-Übersetzer. "Alleine schon wegen den Menschen" lohne sich ein Aufenthalt in der Türkei, sagt der Eltmanner. Und dann ist da ja auch noch das Land selbst. Ab Nallihan zum Beispiel, das westlich von Ankara gelegen ist, sei die Landschaft einfach wunderschön, ein bisschen steppig und gesäumt von farbigen Tafelbergen.
Besonders spektakulär war auch der Anblick, der sich dem Radreisenden bei Göreme in Kappadokien bot. Mehrere Hundert Heißluftballons stiegen dort direkt vor ihm und seinem Zelt in den Himmel empor. "Die Ballons wollte ich mir unbedingt anschauen", erzählt der Eltmanner. Jeden Morgen starten diese bei Göreme, vorausgesetzt das Wetter passt. Er habe am Vortag den perfekten Platz zum Campen für sich gefunden, ohne aber genau zu wissen, wie und wo die Ballons starten, berichtet Grech. Am nächsten Morgen dann konnte er von seinem Nachtplatz aus, Espresso schlürfend und aus nächster Nähe, das Ballon-Spektakel beobachten. Glück gehabt.
Was hat er vorher gemacht (gearbeitet)?
Hat er keine Familie (Frau,Kind), dass er sich so eine Superreise leisten kann??
Vieleicht bekommen wir einige Antworten.
Zu Ihren Fragen: Es geht Sie schlichtweg NICHTS an!
das ist doch kein Neid wennman einige Fragen stellt wie man sowas organisieren kann.
Ich finde es SUPER das dies Marcus Grech so machen kann.
Aber ich frage mich, wie geht man sowas an, was für ein Background oder Mut muss man haben um sowas zu machen.
ICH wünsche diesem Mann noch weiter viel Spass, Erfolg (ohne die beschriebenen Problemen) und das er an sein Ziel ankommen wird!! Ich werde seinen Bloc weiter verfolgen.
@gardner: Vermutlich schlummert bei Ihnen selbst der Neid in Ihrem Herzen!
vielen Dank für Ihre Rückfragen! Einige Antworten dürften sich aus dem Beitrag bzw. den Beiträgen ergeben, die wir bislang zur Weltreise von Marcus Grech veröffentlicht haben. Ich habe die Links für Sie hier noch einmal zusammengetragen:
https://www.mainpost.de/regional/hassberge/weltreise-trotz-krieg-und-corona-wie-marcus-grech-aus-eltmann-mit-seinem-fahrrad-den-globus-bereisen-will-art-10788668;
https://www.mainpost.de/regional/hassberge/fahrrad-weltreise-so-erging-es-marcus-grech-aus-eltmann-auf-den-ersten-stationen-in-europa-art-10875619;
https://www.mainpost.de/regional/hassberge/beispiellose-pannenserie-wie-weltreisender-marcus-grech-sich-abseits-der-touri-hochburgen-durch-die-tuerkei-kaempfte-art-11025353
Was den Blog betrifft: Facebook und Instagram sind die Kanäle, auf denen Marcus Grech täglich über seine Reise berichtet. Die Website wird nachgelagert aktualisiert.
Viele Grüße aus der Redaktion,
Rebecca Vogt
Ich dachte der Blog ist immer auf den neusten Stand. Ich bin nicht in Facebook und Instagram. Aber Sie, die MP, werden ja auch immer darüber berichten.
Meine vorhergehende Frage war keine bösartige oder neidische Frage, es war nur neugier.
Ich bin ja nicht so wie andere in dieser Seite!!!
Wenn JA, wann geht es wieder weiter und von welchem Ort?
Weiblich wärs dan "Radreisend:in" ?