Donuts, Torten oder auch Pizza: Die Sprache der Ballonfahrer ist Gebäck-orientiert. Dabei geht's bei ihren Meisterschaften nicht um Teig, Füllung oder Belag. Sondern unter anderem darum, einen Marker aus luftiger Höhe vom Korb eines Heißluftballons aus möglichst nahe ins Zentrum eines Zielkreuzes fallen zu lassen. Die besondere Herausforderung dabei aber ist: das zwei Tonnen schwere Luftfahrtgefährt auf einem vorgegebenen Kurs überhaupt erst dorthin zu dirigieren.
Zum zehnten Mal ging Martin Wegner aus Thüngersheim (Lkr. Würzburg) in diesem Oktober bei den Deutschen Meisterschaften der Ballonfahrer an den Start. Und er erfüllte die gestellten Aufgaben so perfekt, dass er erstmals in seiner Piloten-Karriere den Titel gewann und auf dem Sieger-Treppchen ganz oben stand.
Wetter spielte nicht mit: Nur drei von sechs Wettkampffahrten möglich
Es hätte wohl kaum besser laufen können für das "Ballon-Team Martin Wegner" am Tegernsee. Dabei seien die äußeren Wettkampfbedingungen alles andere als optimal gewesen, sagt der Thüngersheimer. Tiefe dunkle Wolken verhüllten immer wieder das Tegernseer Tal und verhinderten mehrfach Startversuche. Von den geplanten sechs Wertungsfahrten konnten letztlich nur drei durchgeführt werden, erzählt Wegner. Da hieß es für den Heißluftballon-Piloten: cool bleiben.
Diese nötige Coolness hat sich Martin Wegner angeeignet, seit ihn die Faszination Ballonfahren packte: Während seines BWL-Studiums war Wegner vor 20 Jahren auf eine Annonce gestoßen, in der ein Ballon-Verfolger gesucht wurde. Ein Helfer also, der mit Fahrzeug und Anhänger dem Heißluftballon folgt, um ihn nach der Landung abzutransportieren. Martin Wegner erinnert sich noch genau an seine Premiere als Helfer: "Gleich an der ersten Veranstaltung, an der ich beteiligt war, starteten 250 Ballons. Dieses beeindruckende Bild ließ mich nicht mehr los, bis heute."
Als Deutscher Meister für internationale Wettbewerbe und Weltmeisterschaft qualifiziert
2008 ging er dann selbst das erste Mal bei einer Deutschen Meisterschaft als Pilot an den Start. Jetzt, beim zehnten Mal, errang der 44-jährige Vater von vier Kindern den Sieg. Und als Deutscher Meister qualifizierte sich Martin Wegner samt seinem Boden-Team für alle internationalen Wettbewerbe im kommenden Jahr, darunter auch für die Weltmeisterschaften in Slowenien.
Auch wenn am Tegernsee witterungsbedingt nur drei Wettkampffahrten gestartet werden konnten - auf das Gesamtergebnis hatte dies keinen Einfluss. Denn zu überlegen erfüllte der Thüngersheimer die neun von der Wettkampfleitung gestellten Aufgaben. Eintausend Punkte waren pro Aufgabe möglich, zwei Mal konnte sich Wegner die volle Punktzahl sichern. Bei den anderen sieben Aufgaben errang er jeweils 900 Punkte. Den obersten Platz auf dem Siegertreppchen konnte ihm angesichts dieser Dominanz kein anderer der 27 weiteren Starter streitig machen.
Sportballone sind schlanker - und schneller
"Mit etwas physikalischem Verständnis ist das komplexe Geheimnis des Ballonfahrens einleuchtend", sagt Wegner. "Steigen oder sinken ergibt sich durch Erwärmung oder Abkühlung der 2000 Kubikmeter Luft, die sich in der 25 Meter hohen Hülle eines Racer-Ballon befinden." Die Form dieser "Wettkampfballone" ist etwa schlanker und tropfenförmiger und weniger rund als übliche Passagier-Ballone. Dadurch ändere sich das Fahrverhalten, sagt Wegner: "Sportballone sind schneller navigierbar, fallen und steigen schneller", erklärt der Ballon-Pilot. "Bei den sportlichen Anforderungen bringt das bei schnellen Höhenwechseln erhebliche Vorteile."
Die Herausforderung bleibt der Vortrieb, der Wind: Der verhält sich in unterschiedlichen Luftschichten ganz anders, fehlt bisweilen auch gegensätzlich oder ist turbulent. Die passenden Luftströme zu finden, um die geforderten Aufgaben zu meistern, ist die Kunst.
Bei den Meisterschaften gehört neben dem Marker-Abwurf nahe am Zielkreuz unter anderem auch das Lösen von "dreidimensionalen" Aufgaben dazu. Die Wettkampfleitung wertet dabei die Fahrt anhand von GPS-Daten aus. Die genaue Aufgabenstellungen erhalten die Piloten erst kurz vor dem Start beim gemeinsamen Morgen-Briefing. Dann gilt es für jeden, den optimalen Startplatz dafür auszuwählen, sagt Wegner.
Konstant erfolgreich - und deshalb in der Nationalmannschaft
Seit 2009 ist der Thüngersheimer Mitglied der Deutschen Nationalmannschaft, der die führenden sechs der Rangliste über jeweils zwei Jahre angehören. Konstante Erfolge sind also Grundvoraussetzung, um für die Nationalmannschaft an den Start gehen zu dürfen.