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Würzburg
Hebammenausbildung jetzt an der Uni: In Würzburg startet ein neues, duales Bachelor-Studium mit nur 22 Plätzen
Mit dem Wintersemester beginnt der Studiengang Hebammenwissenschaft in Würzburg. Der Hebammenverband begrüßt die Akademisierung – doch warum gibt es nur 22 Plätze?
Schulleiterin Edith Kroth (links) übt mit einer Schülerin der Berufsfachschule für Hebammen in Würzburg am Modellbauch. In Zukunft werden die Schülerinnen und Schüler jedoch studieren müssen, um Hebamme zu werden.
Foto: UKW/Daniel Peter | Schulleiterin Edith Kroth (links) übt mit einer Schülerin der Berufsfachschule für Hebammen in Würzburg am Modellbauch. In Zukunft werden die Schülerinnen und Schüler jedoch studieren müssen, um Hebamme zu werden.
Anna Kirschner
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:19 Uhr

An der Würzburger Universität startet mit diesem Wintersemester erstmals der Studiengang "Hebammenwissenschaft". Das duale Studium löst die Hebammenausbildung an der Berufsfachschule am Uniklinikum (UKW) ab. Wie das Studium abläuft, warum die Ausbildung an die Uni verlegt werden musste und wieso die Studienplätze begrenzt sind.

Wie funktioniert das Hebammenstudium an der Universität Würzburg?

Die Regelstudienzeit für den Bachelor-Studiengang in Hebammenwissenschaften beträgt sieben Semester. Nach dem Abschluss haben die Studierenden nicht nur den Bachelor in der Tasche, sondern auch die Berufserlaubnis als Hebamme, erklärt Stefan Dreising, Pressesprecher des UKW.

Der Studienplan für das duale Studium ist vollgepackt. Denn damit am Ende eine Berufserlaubnis steht, muss das Studium die Vorgaben des Hebammengesetzes und der Studien- und Prüfungsordnung erfüllen. Laut Hebammengesetz müssen die Studierenden mindestens 2200 praktische Stunden und mindestens 2200 Theoriestunden durchlaufen. In der Praxis sind die Studierenden im UKW im Kreißsaal, auf der Wochenstation, in der Schwangerenambulanz, der Kinderklinik und weiteren Stationen eingesetzt, berichtet das Klinikum.

Wie viele Bewerber gab es?

Nach Angaben des UKW wurden aus 100 Bewerberinnen 22 Personen ausgewählt, die nun in Würzburg studieren.

Der erste Jahrgang von Studentinnen traf sich am Montag zum Semesterauftakt in der Frauenklinik des UKW.
Foto: Thomas Obermeier | Der erste Jahrgang von Studentinnen traf sich am Montag zum Semesterauftakt in der Frauenklinik des UKW.

Warum gibt es nur 22 Studienplätze?

"Die Kapazitätsplanungen finden auf Landes- und Ministerialebene statt", schreibt das UKW auf Anfrage dieser Redaktion. Die Begrenzung auf 22 Studienplätze hat mehrere inhaltliche Gründe. Einerseits gibt es fachpraktischen Unterricht, in dem die Praxis geübt wird. Dort müsse in Kleingruppen unterrichtet werden, erklärt Dreising. In der praktischen Ausbildung in der Klinik brauche es eine noch engere Anleitung. Darüber hinaus bewege sich die Ausbildung in einem sensiblen Bereich: Die Studierenden werden etwa bei Geburten und Schwangerenkonsultationen dabei sein.

Außerdem seien die Stationen in der Praxis genau vorgegeben, sagt Dreising. Danach habe man ausgerechnet, wie viele Studierende eingesetzt werden können. Eventuell werde in den folgenden Semestern nachgesteuert. Zum Vergleich: In der Hebammenfachschule konnten bisher pro Jahrgang nur 16 Auszubildende starten. Aktuell sind dort noch 32 werdende Hebammen in der Ausbildung.

Sind die Hürden höher als früher?

Für die Ausbildung an der Hebammenschule war bisher mindestens eine zehnjährige Schulbildung Voraussetzung. Der überwiegende Teil der Schülerinnen hatte allerdings auch bisher eine Hochschulzugangsberechtigung, berichtet Dreising. Nun sei eine (Fach-)Hochschulreife oder eine gesundheitsberufliche Ausbildung mit zwei Jahren Berufserfahrung Voraussetzung für das Studium der Hebammenwissenschaft.

Welche eigenen Kosten haben die Studierenden?

Die Studierenden zahlen den normalen Semesterbeitrag. Der beläuft sich inklusive Semesterticket im ersten Semester auf aktuell 143,60 Euro. Die werdenden Hebammen erhalten ein monatliches Studienentgelt von 1515 Euro. Dieser Betrag ist im Tarifvertrag festgelegt.

Warum wurde die Ausbildung akademisiert, also an die Hochschule verlegt?

"Deutschland setzt damit europäisches Recht um und ist das letzte Land in Europa, das auf den Bachelorabschluss umstellt", erklärt Dreising. Denn eine EU-Richtlinie von 2013 sieht als Zugangsvoraussetzung für die Hebammenausbildung eine mindestens zwölfjährige allgemeine Schulbildung vor. Dies hat aber aus gesetzlichen Gründen zur Folge, dass die Ausbildung akademisiert werden muss, wie der Deutsche Hebammenverband in einem Papier erläutert.

Außerdem habe sich die Arbeit der Hebammen in den vergangenen Jahren stark gewandelt, berichtet eine Sprecherin des bayerischen Gesundheitsministeriums auf Anfrage: "Die Versorgungsaufgaben sind zunehmend komplexer geworden. Nicht zuletzt deshalb und aufgrund der sehr verantwortungsvollen selbstständigen Tätigkeit der Hebammen wird eine akademische Qualifikation als sehr sinnvoll angesehen."

Was bedeutet die Akademisierung für bereits tätige Hebammen?

Für die Hebammen, die im Kreißsaal, in Geburtshäusern oder freiberuflich Frauen versorgen, ändert sich laut Dreising nichts. Allerdings müssen die Hebammen, die im Bachelor-Studiengang unterrichten, selbst mindestens einen Bachelor haben. Bis 2025 gibt es aber laut UKW eine Übergangsfrist, so dass vorerst alle Lehrerinnen, die bisher an der Berufsfachschule unterrichtet haben, auch an die Hochschule wechseln werden – unabhängig von ihrem Abschluss. Für die Praxisanleiterinnen in der Uniklinik gilt die Bachelor-Voraussetzung nicht.

Die Lehrkräfte und Verantwortlichen des neuen Studienganges Hebammenwissenschaft sind (von links) Mira Pflanz (Studiengangleiterin), Mona Sebald, Daniel Leonhardt, Dr. Kerstin Hubert, Kristina Stanzel, Martina Göb, Marlene Winkler, Edith Kroth, Prof. Achim Wöckel (Direktor Frauenklinik), Christiane Völk, Prof. Matthias Frosch, Prof. Sarah König.
Foto: Thomas Obermeier | Die Lehrkräfte und Verantwortlichen des neuen Studienganges Hebammenwissenschaft sind (von links) Mira Pflanz (Studiengangleiterin), Mona Sebald, Daniel Leonhardt, Dr.

Was sagt der Hebammenverband zur Akademisierung?

Der bayerische Hebammenverband habe sich über Jahrzehnte hinweg für die Akademisierung des Hebammenberufs eingesetzt, sagt Maria Jacobi, zweite Vorsitzende des Verbands. "Frauen fordern zu Recht eine Versorgung auf der Grundlage der aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse. Diese kann nur von entsprechend wissenschaftlich ausgebildeten Hebammen in Zukunft sichergestellt werden." Trotz der höheren Hürden hält der Landesverband die Akademisierung für einen "sehr wichtigen und richtigen Schritt in Bezug auf den Hebammenmangel." Sie mache den Beruf zukunftsfähig und attraktiv. Generell seien aber bessere Arbeitsbedingungen wichtig, um die Hebammen im Beruf zu halten.

Welche anderen Möglichkeiten gibt es in Unterfranken, Hebamme zu werden?

Die Missio-Klinik in Würzburg bietet jährlich zwei Ausbildungsverträge für das Studium der Hebammenkunde an der Hochschule Fulda an. Außerdem können Interessierte ihre Praxisausbildung am Leopoldina-Krankenhaus in Schweinfurt (zwei bis drei Stellen) oder an den Haßberg-Kliniken (eine Stelle) absolvieren, wenn sie an der Hochschule Coburg Hebammenkunde studieren.

Einen Bachelor in Hebammenkunde können jährlich 30 Studierende (ab 2023: 38) an der TH Aschaffenburg erlangen. Die Hochschule arbeitet mit dem Klinikum Aschaffenburg-Alzenau, dem Hospital zum Heiligen Geist in Frankfurt und dem Klinikum Ansbach zusammen.

 
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  • Klaus-Fiederling@gmx.de
    das ist halt wieder mal typisch deutsch! nur noch Studierte braucht das Land, nur noch Facharbeiter mit mindestens einen Dr-Titel, der handwerkliche Beruf, auch die "normale Hebamme" stirbt so langsam aus. Ich weiß noch, als wir Kinder waren, vor 50 Jahren, hatten wir noch ein paar Klosterschwestern im Ort, die eine wurde immer gerufen, wenn ein Kind auf die Welt kam, da hat keiner gefragt ob die Abitur hatte, glaub die hätte höchstens ungläubig geschaut und kerzengerade herausgelacht: "Was Studium für Hebammen? - Die müssen was in den Armen haben um das Kind auf die Welt zu bringen und den Müttern bei zu stehen in den Stunden vor und nach der Geburt!" Mehr war das damals eigentlich nicht. Und heute? Mindestens eine 1 im Studium, sonst sind das keine Hebammen die man auf werdende Mütter loslassen kann. Mei o mei!!!
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  • Einwohner
    Früher war das ein Ausbildungsberuf. Jetzt braucht man Abitur, muss studieren. Ist das gerechtfertigt? Wundert man sich wenn es weniger Hebammen gibt? Verdient man dann mit Studium so viel wie zuvor? Hauptsache man ist Bachelor?
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  • FNB
    Das mit dem Verdienst ist eine berechtigte Frage. Der Hebammenmangel allerdings hat nichts damit zu tun, dass es zu wenige Interessentinnen gibt. Im Gegenteil. Es ist immer sehr schwer gewesen, einen Ausbildungsplatz zu bekommen. Und auch für das Studium gab es jetzt doch mehr als viermal so viele Bewerbungen wie Studienplätze.
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  • ralfestenfeld@aol.com
    Akademisierung hin oder her - Hauptsache es gibt in Zukunft genügend Hebammen!
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  • gilchrist@gmx.de
    Die Hebamme, mit was beschäftigt sie sich? Mit einem kleinen Teil des Menschen.
    Die Fachkraft für Pflege, beschäftigt sich mit dem ganzen Menschen.
    Wann werden diese Kräfte akademisiert?
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  • Barbara
    Was geschieht mit den Hebammen, die kein Studium abgeschlossen haben??? Haben die plötzlich keine Arbeitsgenehmigung mehr ??
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  • gilchrist@gmx.de
    Die bekommen sicher aufgrund ihrer Erfahrung den Bachelor anerkannt zwinkern
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  • AKirschner
    Hallo @Barbara, wie im Text beschrieben hat die Akademisierung in Deutschland keinen Einfluss auf die bereits tätigen Hebammen. Die dürfen weiterarbeiten. Nur, wenn sie im Bachelor-Studium lehren möchten, bräuchten sie auch selbst mindestens einen Bachelor-Abschluss. Nachteil für die Hebammen, die nach Inkrafttreten der EU-Richtlinie Im Januar 2014 eine nicht-akademische Ausbildung begonnen haben, ist, dass ihre Ausbildung in anderen EU-Ländern nicht *automatisch* anerkannt wird.
    Viele Grüße
    Anna Kirschner
    Redaktionsvolontärin
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