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Eltmann/Bamberg
Scharfe Schusswaffen im Auto geschmuggelt: Drei Männer auf A70 bei Eltmann geschnappt – So lief der Prozessauftakt
Bei einer Verkehrskontrolle Ende 2023 ging der Polizei das Trio ins Netz. Unter der Motorhaube hatte es mehrere scharfe Schusswaffen und Munition versteckt.
Einer der Angeklagten umringt von Polizisten mit seinem Rechtsanwalt. Drei Männer mussten sich am Dienstag vor dem Landgericht Bamberg wegen Verstößen gegen das Waffengesetz verantworten.
Foto: Udo Güldner | Einer der Angeklagten umringt von Polizisten mit seinem Rechtsanwalt. Drei Männer mussten sich am Dienstag vor dem Landgericht Bamberg wegen Verstößen gegen das Waffengesetz verantworten.
Udo Güldner
 |  aktualisiert: 15.07.2024 02:39 Uhr

Ein ganz normaler Mittwochnachmittag auf der Autobahn A70. Die Verkehrspolizei Schweinfurt kontrolliert in der Zeit zwischen Heiligabend und Silvester auf Höhe Eltmann. Hier hat man schon betrunkene Raser aus dem Verkehr gezogen, Lkw-Lenker ohne gültigen Führerschein oder am Steuer eingeschlafene Tesla-Fahrer. Diesmal aber geht den Beamten offenbar ein größerer Fisch ins Netz.

Sie stoppen einen Pkw mit französischem Kennzeichen, in dem sich drei Männer befinden. Es sind Georgier, die auf der Durchreise sind. Als der Fahrer einen georgischen Führerschein vorzeigt, den die Polizisten als Fälschung ausmachen, nehmen sie sich den Wagen genauer vor. Im Motorraum finden sie schließlich in einem Versteck mehrere scharfe Schusswaffen und zugehörige Munition.

Prozess am Landgericht Bamberg unter strengen Sicherheitsvorkehrungen

In dieser Woche mussten die Männern sich nun vor Gericht verantworten: Ein 48-jähriger und ein 54-jähriger Angeklagter sind offenbar die Handlanger, die sich am Steuer abwechselten. Der dritte Mann scheint eine große Nummer innerhalb der georgischen Mafia zu sein. Jedenfalls ist der 49-jährige Angeklagte der Grund, warum der Justizpalast am Wilhelmsplatz in Bamberg zum Auftakt des Prozesses vor der Vierten Strafkammer des Landgerichts einer Festung gleicht.

Einsatzkräfte mit Maschinenpistolen und schusssicheren Westen standen auf dem Flur vor dem Gerichtssaal.
Foto: Udo Güldner | Einsatzkräfte mit Maschinenpistolen und schusssicheren Westen standen auf dem Flur vor dem Gerichtssaal.

Strenge Einlasskontrollen am Haupteingang und vor dem Sitzungssaal, patrouillierende Fahrzeuge in der Umgebung, Hand- und Fußfesseln für alle drei Georgier; sowie dutzende Polizisten, die ständig alles im Blick haben. Einige Spezialkräfte sind sogar mit schusssicheren Westen und Maschinenpistolen ausgerüstet.

Alle Schuss- und Kurzwaffen aus dem Auto waren einsatzbereit

Zurück zur Polizeikontrolle bei Eltmann im Dezember: Bei den Waffen, die die Polizisten im Wagen der drei Männer entdecken, handelt es sich um zwei halbautomatische Pistolen eines spanischen und eines französischen Herstellers mit Kaliber 6,35 und 7,65 mm sowie um eine verdeckt tragbare Waffe Kaliber 8 mm. Allesamt handliche, leicht zu verbergende Schusswaffen. Außerdem finden die Polizisten einen Schreckschuss-Revolver Kaliber 22 italienischen Fabrikats ohne Zulassung.

Wie ein Gutachter des Landeskriminalamts München im Anschluss feststellt, sind alle Schusswaffen und halbautomatischen Kurzwaffen einsatzbereit. Somit ist es ein Verstoß gegen das Waffengesetz, diese mit sich zu führen, und besonders, diese über die Grenze zu schmuggeln. Bis zu fünf Jahre sieht das Waffengesetz hierfür vor.

Ebenso ist es ein Verstoß, die zugehörigen elf Patronen zu besitzen. Dafür drohen bis zu drei Jahre Haft. Die Munition scheint dazu gedient zu haben, einem Kunden mit Probeschüssen zu zeigen, dass die Ware einwandfrei und sofort einsatzbereit ist.

Wie sich herausstellt, sind die drei Georgier über Mulhouse im Elsass, das benachbarte Homburg und den Grenzübergang Neuenburg am Rhein ins Bundesgebiet eingereist. Sie befinden sich auf dem Weg nach Polen, als sie aufgehalten und festgenommen werden.

An Autobahn-Mautstelle gewendet und als Geisterfahrer davongerast

Es ist bereits der zweite Versuch der drei Georgier, Waffen und Munition durch Deutschland zu transportieren, wie in der Gerichtsverhandlung berichtet wird. Einen Tag bevor sie bei Eltmann von der Polizei gestoppt werden, wird die französische Polizei auf das Trio aufmerksam. In der Nähe von Bordeaux an einer Autobahn-Mautstelle kommt es zum Showdown. Die Männer wenden und rasen sieben Kilometer lang als Geisterfahrer in halsbrecherischem Tempo ihren Verfolgern davon.

Den Fluchtwagen lassen sie in einem Waldstück stehen und flüchten zu Fuß weiter. Danach besorgen sie sich den Pkw, mit dem sie dann in Eltmann auffallen. Hier lassen sie es nicht auf eine Verfolgungsjagd ankommen. Seither sitzen die drei in Untersuchungshaft in Bamberg, Würzburg und Augsburg-Gablingen.

Damit die Zeit hinter Gittern ein Ende hat, gestehen die beiden Handlanger über ihre Rechtsanwälte Maximilian Glabasnia und Thomas Drehsen, beide aus Bamberg, die ihnen zur Last gelegten Straftaten. Der dritte Mann schweigt bislang zu den Vorwürfen.

Auf Initiative der Vorsitzenden Richterin Manuela Teubel kommt es zu einer Verständigung. Durch den Deal ist klar, dass die beiden bislang nicht vorbestraften Fahrer mit einer Bewährungsstrafe zwischen zehn und 16 Monaten rechnen dürfen. Sie kämen dann sofort wieder auf freien Fuß.

Der dritte Angeklagte, mit einigen Verurteilungen in Georgien, kommt wohl nicht so glimpflich davon: Eine Freiheitsstrafe von zwei bis zweieinhalb Jahren steht im Raum, ohne Bewährung. Er hat allerdings als Einziger dem Deal noch nicht zugestimmt. Das Verfahren wird am Freitag, 19. Juli, um 10 Uhr fortgesetzt. Dann werden einige Polizeibeamte als Zeugen gehört und die Lebensgeschichten der Angeklagten erfragt. Am selben Tag ist auch mit den Plädoyers und dem Urteil zu rechnen.

 
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  • Matthias Braun
    Bewährungsstrafen und max. 2,5 Jahre sind viel zu wenig. Mit den Waffen sollten ja nicht Cowboy und Indianer gespielt werden sondern schwerste Straftaten verübt werden. Diejenigen die solche Waffen benötigen haben ja schließlich perverse Pläne in Vorbereitung. Zur Deko werden die Knarren sicherlich nicht gebraucht
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