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Obersteinbach
Markus Söder lässt im Steigerwald keine Zweifel: Mit ihm als Ministerpräsident wird es hier keinen Nationalpark geben
Im Wahlkampf-Endspurt sucht die CSU den Schulterschluss mit den Freien Wählern: Bayerns Ministerpräsident kam extra in den Steigerwald, um Nationalpark-Gegner zu beruhigen.
Er spricht die Worte, die hier viele hören wollten: Der Steigerwald wird kein Nationalpark - zumindest nicht unter Ministerpräsident Markus Söder. Der CSU-Chef am Freitag beim Auftritt in Obersteinbach im Landkreis Haßberge.
Foto: Anand Anders | Er spricht die Worte, die hier viele hören wollten: Der Steigerwald wird kein Nationalpark - zumindest nicht unter Ministerpräsident Markus Söder.
Martin Sage
 |  aktualisiert: 15.07.2024 14:55 Uhr

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hat den Gegnerinnen und Gegnern eines Nationalparks im Steigerwald versichert, dass es mit ihm dort keinen dritten Nationalpark geben wird. "Das kann ich Ihnen garantieren", sagte der CSU-Chef am Freitagnachmittag auf dem "Obsthof Reinhart" in Obersteinbach (Lkr. Haßberge) vor gut 500 Zuhörerinnen und Zuhörern.

Es war genau das, was die große Mehrheit der Menschen, die aus allen Teilen des Steigerwaldes und seines Vorlands auf den Bauernhof von Ingo Reinhart gekommen waren, hören wollte, von Söder persönlich. Viele von ihnen trugen grüne T-Shirts mit der Aufschrift "Der Steigerwald muss Naturpark bleiben" - es signalisiert die Mitgliedschaft im Verein "Unser Steigerwald", dem rund 5000 Personen, Kommunen und Verbände angehören. Der Verein, der seit Jahren vehement gegen die Nationalpark-Idee kämpft, hatte die Versammlung zusammen mit dem CSU-Kreisverband Haßberge organisiert.

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Endspurt im Wahlkampf: Gerhard Eck hatte Markus Söder in den Steigerwald geholt

Dass Markus Söder jetzt im Wahlkampf-Endspurt auch noch einmal den Steigerwald und damit an zwei aufeinanderfolgenden Tagen den Landkreis Haßberge besuchte, beruhte auf der Initiative seines ehemaligen Innenstaatssekretärs und "Unser Steigerwald"-Vorsitzenden Gerhard Eck aus Donnersdorf (Lkr. Schweinfurt). "Der hat mich nahezu gezwungen, ein Signal zu senden", erklärte Söder auf dem Obsthof.  

Obwohl sich der Ministerpräsident und die Staatsregierung zuletzt mehrfach gegen einen dritten Nationalpark positioniert hatten, schien dieses Signal nötig zu sein. "Wir wollen die klare Ansage, dass er keinen Nationalpark macht, nicht in der nächsten Legislaturperiode, und überhaupt nicht", forderte beispielsweise wie viele andere auch Doris Hornung aus Obersteinbach.  

Im Juli hatte ein Bündnis aus sieben Naturschutzverbänden das Ergebnis einer Umfrage veröffentlicht, wonach 73 Prozent der Bürgerinnen und Bürger Bayerns einen Nationalpark Steigerwald gut oder sehr gut finden und die Zustimmung bei den CSU-Wählern noch höher sein soll.  Das nährte in den Teilen der Bevölkerung, die den Nationalpark ablehnen, die Befürchtung, dass Söder nach der Landtagswahl am 8. Oktober doch umschwenken könnte. 

Laut Polizei waren es rund 500 Menschen, die am Freitag in Obersteinbach (Lkr. Haßberge) von Ministerpräsident Markus Söder einen klare Ansage zum Thema Steigerwald hören wollten. 
Foto: Anand Anders | Laut Polizei waren es rund 500 Menschen, die am Freitag in Obersteinbach (Lkr. Haßberge) von Ministerpräsident Markus Söder einen klare Ansage zum Thema Steigerwald hören wollten. 

Und Söders Partei war nicht entgangen, welch werbewirksamen Auftritt Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger vor drei Wochen im Steigerwalddorf Wustviel hatte, gerade einmal zwei Kilometer Luftlinie von Obersteinbach entfernt. Der Vize-Ministerpräsident hatte eindeutig zu verstehen gegeben, was er von einem Nationalpark Steigerwald hält - nämlich gar nichts - und zum Beispiel erklärt, er könne gut verstehen, dass die Menschen hier keine Lust hätten, "Feigenblatt für die grüne Schickeria" zu spielen. 

"Der Steigerwald gehört Euch und wird nicht zum Nationalpark umgewidmet."
Ministerpräsident Markus Söder (CSU) in Obersteinbach

Aus CSU-Kreisen hieß es, die Partei habe deshalb befürchtet, im Steigerwald massiv Stimmen an die Freien Wähler zu verlieren. Gerhard Eck bestritt gegenüber der Redaktion in Obersteinbach, dass solche Gedanken bei der Söder-Einladung eine Rolle gespielt hätten. Der Besuch sein schon lange vorher ausgemacht gewesen.

Matthias Bäuerlein,  Bürgermeister der Gemeinde Rauhenebrach, zu der Obersteinbach zählt, wünschte sich am Freitag ohnehin, dass beim Thema Nationalpark zwischen seine Freien Wähler und die CSU "kein Blatt Papier passt". Ins gleiche Horn blies sein Vorgänger Oskar Ebert, wie Bäuerlein Freier Wähler und zudem Zweiter Vorsitzender des Vereins "Unser Steigerwald". Er setzte auf Geschlossenheit der Koalition in Sachen Nationalpark, schließlich würden beide Parteien ja aller Wahrscheinlichkeit nach auch die nächste Regierung stellen.

Landtagsabgeordneter Steffen Vogel: Hätte die CSU gewollt, gäbe es den Nationalpark schon

Steffen Vogel, CSU-Landtagsabgeordneter aus den Haßbergen, meinte mit Blick auf ein Nein zum  Nationalpark: "Wir sind uns einig", das sei die gemeinsame Linie der Koalitionspartner. "Hätten wir den Nationalpark gewollt, so wäre er zwischen 2013 und 2018 gekommen. Da haben wir nämlich alleine regiert", fügte Vogel hinzu.  

Ein Plakat in Obersteinbach (Lkr. Haßberge) machte den Ministerpräsident darauf aufmerksam, dass es auch in seiner CSU Befürworter eines Nationalparks gibt.
Foto: Martin Sage | Ein Plakat in Obersteinbach (Lkr. Haßberge) machte den Ministerpräsident darauf aufmerksam, dass es auch in seiner CSU Befürworter eines Nationalparks gibt.

Ausführlich begründete Söder in Obersteinbach, weshalb der Steigerwald so bleiben soll wie er ist. Aber die Argumente für oder wider Nationalpark sind seit Jahren die gleichen, sieht man einmal von der zunehmenden Befürchtung ab, dass der Klimawandel von den berühmten Steigerwaldbuchen, denen der höchste Schutzgedanke gilt, nicht viel übrig lassen wird. Für Söders Publikum war allein der eine Satz wichtig: "Der Steigerwald gehört Euch und wird nicht zum Nationalpark umgewidmet."

Nationalpark-Freunde bleiben an diesem Freitag still

Nationalpark-Befürworterinnen und -befürworter gaben sich auf dem "Obsthof Reinhart" nicht zu erkennen. Florian Tully vom Verein "Nationalpark Steigerwald" hatte im Vorfeld erklärt, man verzichte bewusst auf Präsenz, um eine "direkte Konfrontation" zu vermeiden. Darüber dürfe aber nicht vergessen werden, dass es auch im Steigerwald und der dortigen CSU-Anhängerschaft viele gebe, die den Nationalpark wollen. Das signalisierte am Freitag in Obersteinbach immerhin ein großes Transparent. Darauf zu lesen: "Herr Ministerpräsident, Geschäftsleute u. CSU-Mitglieder warten auf den Nationalpark"

 
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Kommentare
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  • Willi Rößner
    Nationalpark oder Trittsteinkonzept für den Steigerwald? Die Entscheidung der Regierung für das Trittsteinkonzept ist richtig!
    Die international anerkannte höchste ökologische Qualität wurde von der UN als TOP 10- Projekt ausgewählt.
    Gegenüber einem NP ersetzt es jährl. 3.000 Tonnen Kunststoff, erspart es 15 Mio. Liter Öl und vermeidet 36.000 Tonnen fossiles CO2.
    15.000 Bewohner werden energiesicher mit ökologischer Wärme versorgt, unabhängig von Dunkelflauten und internat. Versorgungskrisen.
    Gegenüber dem NP Bayer. Wald hat der Steigerwald die höheren Arbeitseinkommen und die niedrigere Arbeitslosigkeit. Warum sollte man lohnstarke Ganzjahresarbeitsplätze abbauen und durch saison- wetter- und trinkgeldabhängige Touristikarbeitsplätze mit Schicht- und Wochenendarbeit im Niedrigstlohnbereich ersetzen? Holzarbeiter schulen um zu Zimmermädchen?
    Von den NP- Kosten kann man 500 Pflege- oder Lehrkräfte finanzieren.
    Es gibt keine Anordnungen einer NP- Behörde von oben herab.
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  • Bernd Schuhmann
    Rechts blinken ,…… und dann links abbiegen.
    DER MARKENKERN DER CSU seit Söder.
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  • Johannes Metzger
    Das bedeutet dann Söder abwählen. Obwohl —- selbst wenn Söder weiter MP bleiben sollte, der hat ja keinen eigenen politischen Kompaß und wechselt seine Meinung schneller wie andere die Unterwäsche.
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  • Mike Rösler-Fischer
    Im Osten sagte man zu solchen wie söder wendehals. Genau dies trifft zu.
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  • Hubert Endres
    Bei dem Nationalpark geht es um einen Waldbestand, wie der Name schon sagt. Die Photovoltaikanlage wurde auf einer freien Ackerfläche errichtet. Erkennen Sie den Unterschied ?
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  • Peter Koch
    Schau mer mal was aus Söder nach der Wahl wird, er wäre nicht der erste Nürnberger der schnell von den Bayern abgesägt wird.
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  • Georg Wohlfart-Mitznegg
    Der flexible Herr Söder bringts tatsächlich fertig, am einen Tag die großflächige Verschandelung der Landschaft im #naturparkhassberge durch eine größenwahnsinnige Photovoltaikanlage zu loben und am nächsten Tag die herrliche Natur im #naturparksteigerwald zu preisen .
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  • Hartmut Haas-Hyronimus
    Wo kämen wir auch hin, wenn wir etwas für die Umwelt tun würden?
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  • Hans Müller
    Menschen mit solchen Argumente hören nicht zu, glauben nur Sie hätten die Weisheit mit Löffeln gefressen. Die Gegner des Trittsteinkonzeptes haben leider die Zeichen der Zeit nicht erkannt.

    Nun gut, aber die Freien Wähler und die CSU werden wohl die nächste Koalition bilden.
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  • Hartmut Haas-Hyronimus
    Und Aiwanger schafft endlich den Klimaschutz ab.
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