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Ebern
Markus Söder in Ebern: Wie der nimmermüde CSU-Chef seine Parteifreunde im Wahlkampfendspurt beflügelt
Der Ministerpräsident und CSU-Parteivorsitzende verspricht in der Frauengrundhalle seinen Einsatz für Franken und den ländlichen Raum. Alles zum Auftritt Söders.
Keine Berührungsängste: Ministerpräsident Markus Söder weiß sich in Ebern umringt von Mitgliedern und Fans seiner Politik und Partei. Rechts im Bild: Digitalministerin Judith Gerlach.
Foto: Anand Anders | Keine Berührungsängste: Ministerpräsident Markus Söder weiß sich in Ebern umringt von Mitgliedern und Fans seiner Politik und Partei. Rechts im Bild: Digitalministerin Judith Gerlach.
Martin Sage
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:32 Uhr

Donnerstagabend in der Frauengrundhalle in Ebern. 400 Stühle sind ordentlich in Reih' und Glied zur Bühne ausgerichtet. Tische gibt es keine, dennoch herrscht eine Art Bierzelt-Atmosphäre. Der Saal ist so proppenvoll wie die Trinkhallen auf der Wiesn. Vielen Besucherinnen und Besuchern bleibt nichts anderes übrig als stehend auf den Star des Abends zu warten. Das tut der Stimmung keinen Abbruch. Die Wartezeit lässt sich mit Knackern, Käsebrot oder Leberkäsbrötchen überbrücken, dazu eine Halbe und die Musik des Blasorchesters Ebern. Bayerische Gemütlichkeit, was will man mehr.

Er, auf den sie alle warten, trifft fast eineinhalb Stunden später ein als geplant, dafür "rockt" er auf der Bühne umso gewaltiger: Markus Söder, Bayerns Ministerpräsident, stattet in der Endphase des Landtagswahlkampfes Ebern einen Besuch ab. Es ist eine Veranstaltung der CSU, deren Vorsitzender er ist. Es kann kommen wer will, doch an diesem Abend scheinen ausschließlich treue Söder-Fans und die heimatliche CSU-Familie versammelt. Kein Zwischenruf, kein Murren, nichts, was im Verlaufe der großen Markus-Söder-Show auf die Anwesenheit politisch Andersdenkender hinweisen würde.

Ein Heimspiel also für den Ministerpräsidenten und CSU-Chef. Doch der legt los, als ginge es in Ebern um die alles entscheidende Wahlschlacht. Wer erwartet hätte, Söder würde erste Abnutzungsspuren zeigen in seinem seit Wochen andauernden Wahlkampf-Marathon, sieht sich getäuscht. Der 56-Jährige sprüht vor Energie, rührt in seiner einstündigen Rede ein ums andere Mal die Werbetrommel für sein Bayern und seine CSU und teilt kräftig in Richtung politischer Gegner aus. 

Klares Bekenntnis zum ländlichen Raum und zu Franken: Markus Söder verspricht in Ebern weiter Unterstützung und bekommt viel Beifall.
Foto: Anand Anders | Klares Bekenntnis zum ländlichen Raum und zu Franken: Markus Söder verspricht in Ebern weiter Unterstützung und bekommt viel Beifall.

Söders Energie elektrisiert den Saal, mobilisiert letzte Wahlkampfreserven unter seiner Gefolgschaft, genau darauf kommt es jetzt wenige Tage vor der Landtagswahl am 8. Oktober an. Mit Argumenten überzeugen muss er in Ebern niemanden. "Wann wird der Mann jemals müde?" fragt sich mancher im Publikum. Die Antwort lautet wohl: Ganz sicher nicht, bevor die Wahllokale schließen.

Ein Ministerpräsident auch auf der kleinen Bühne

Der Vergleich mit dem Bierzelt dürfte kaum jemanden im Saal stören, im Gegenteil: Die in der Frauengrundhalle versammelten CSU-Mitglieder und Fans scheinen genau das an ihrer Partei zu lieben: Dass sie an den Stammtischen, in den Vereinen, in den Dörfern präsent ist. Für sie gehört es zur DNA der Partei, dass ihre Funktionärinnen und Mandatsträger raus zu den Menschen gehen, auch und gerade auf dem Lande. Dass ihr Parteichef mit gutem Beispiel voranschreitet und sich nicht nur in Talkshows und großen Städten zeigt, rechnet ihm die Anhängerschaft hoch an.  

"Und deswegen muss man im ländlichen Raum und gerade in Franken viel Geld investieren."
Markus Söder, für den Bayern nicht nur von München lebt

Die Positionen, die Söder in Ebern vertritt, dürften kaum jemandem im Saal neu sein. Der große Reiz für das Publikum besteht darin, den Ministerpräsidenten live zu erleben: Wie er voller Inbrunst sein Bayern lobt, das dank CSU-Regierung im Vergleich zu allen anderen Bundesländern "einsam an der Spitze" liege. Wie er für nahezu alle Miseren in Bund und Land die Ampel-Koalition und insbesondere die Grünen verantwortlich macht, so, als hätte es die 16 Jahre zuvor mit Regierungsbeteiligung der CSU in Berlin nie gegeben. 

Vor allem aber holt Söder sein Ebener Publikum, darunter Bürgermeister, Gemeinderätinnen und sonstwie kommunalpolitisch in der Verantwortung Stehende, bei den Themen Franken und ländlicher Raum ab. Als junger Abgeordneter habe er das Gefühl gehabt, dass das Geld leichter in München bleibe als nach Franken komme. "Als ich Finanzminister wurde, habe ich gewusst, das stimmt." Als Heimat- und Finanzminister habe er dann begonnen, das zu ändern.

Für Söder lebt Bayern nicht nur von München, sondern auch vom ländlichen Raum. "Und deswegen muss man im ländlichen Raum und gerade in Franken viel Geld investieren", sagt der Mann aus Nürnberg und verspricht unter dem heftigen Beifall seiner Zuhörerschaft, genau das auch weiterhin zu tun.

Söder will kein Leben ohne Schäuferle und Bratwurst

Der Parteichef weiß, was die Basis, zumal die auf dem Lande, bewegt. Und so verspricht er, sich dafür einzusetzen, dass sich die Menschen auch künftig ihr eigenes Haus und ihr eigenes Auto leisten können, er will sich keine Vorschriften beim Gendern machen lassen, niemandem Holz als Brennstoff für die Heizung wegnehmen, die Gastronomie vor Erhöhung der Mehrwertsteuer verschonen, Handwerk und Mittelstand stärken, die Legalisierung von Cannabis verhindern, auf fleischliche Genüsse aber nicht verzichten: "Ein Leben ohne Schäuferle und Bratwurst ist denkbar, aber doch nicht wirklich sinnvoll." Klimaschutz soll es mit ihm "mit den Menschen und nicht gegen die Menschen und mit der Wirtschaft und nicht gegen die Wirtschaft" geben. Söder glaubt, für alles die bessere Lösung parat zu haben als alle anderen, voran die Ampel.

Nur einer hier ist nicht CSU-Mitglied: Eberns Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD, 3. von links) schaut Ministerpräsident Söder beim Eintrag ins Goldene Buch der Stadt über die Schulter. Mit im Bild (von links): Landrat Wilhelm Schneider, Landtagskandidatin Juliane Demar, MdL Steffen Vogel, Ministerin Judith Gerlach, Eberns CSU-Chefin Isabell Zimmer, CSU-Kreisvorsitzende Dorothee Bär und Landrat Thomas Habermann (Rhön-Grabfeld).
Foto: Anand Anders | Nur einer hier ist nicht CSU-Mitglied: Eberns Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD, 3. von links) schaut Ministerpräsident Söder beim Eintrag ins Goldene Buch der Stadt über die Schulter.

Ob sein Wunsch nach Verlängerung der Atomkraftwerklaufzeiten oder nach schnellerer Abschiebung straffällig gewordener Asylbewerber: Der CSU-Chef bedient am Donnerstagabend sämtliche Themen, die dem konservativen Lager auf dem Herzen liegen: Wortgewaltig, aber auch mit jeder Menge Wortwitz. Söder bringt den ganzen Saal immer wieder zum Lachen. Etwa wenn er flunkert, es werde wohl noch eine Weile dauern, bis Ebern U-Bahn-Anschluss erhält, nur um dann festzustellen: "Wenn der Bürgermeister in die CSU geht, geht es vielleicht ein bisschen schneller." Das allerdings schließt Rathauschef und SPD-Mann Jürgen Hennemann aus, der wegen der Eintragung des Ministerpräsidenten ins Goldene Buch der Stadt Ebern anwesend ist.

"Wenn der Bürgermeister in die CSU geht, geht es vielleicht ein bisschen schneller."
Markus Söder scherzhaft über eine U-Bahn-Linie nach Ebern

"Der hätte auch Kabarettist werden können", meint ein Parteifreund anerkennend über den Landesvater. Söder ist in Ebern leidenschafticher Politiker und Unterhaltungskünstler in einem. Und unermüdlicher Wahlkämpfer für die CSU und sich selbst sowie an diesem Abend für die Kandidatinnen und Kandidaten im Stimmkreis Haßberge/Rhön-Grabfeld, als da wären Juliane Demar und Steffen Vogel, die in den Landtag wollen. Und die Landräte Thomas Habermann und Wilhelm Schneider, die für den Bezirkstag antreten. Das Quartett wirkt nach Söders Auftritt beflügelt, ebenso der ganze Saal. Aus Sicht des Parteichefs und der CSU also ein gelungener Abend.

 
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  • Mike Rösler-Fischer
    Je mehr söder lügt desto mehr Energie bekommt er. Und dazu seine Nebenwerte auf dem Bild.
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