Seit bald eineinhalb Jahrzehnten kämpfen Naturschützer für einen Nationalpark im Steigerwald, ebenso lange regt sich erbitterter Widerstand gegen dieses Ansinnen. Beide Seiten haben unzählige und inzwischen hinlänglich bekannte Argumente vorgebracht, ein Aspekt aber hat lange Zeit keine oder zu wenig Berücksichtigung gefunden: Dass der Klimawandel auch den Steigerwald-Buchen, um die es in einem Nationalpark in erster Linie ginge, so massiv zusetzen würde, hätten nicht einmal Experten erwartet. Bis dato hatte die Buche als sehr widerstandsfähig gegolten. Mittlerweile stellt sich jedoch die Frage, ob es überhaupt Sinn machen würde, die Wälder sich selbst zu überlassen.
"Dramatische Kronenverlichtung" bei den Buchen
Forstwirten, Biologen und Geowissenschaftlern ist seit langem bewusst, dass die globalen Klimaveränderungen auch die heimischen Wälder beeinträchtigen. Die Erkenntnis, dass gerade Unterfranken durch Dürre und Wassermangel zu einem Brennpunkt des Geschehens wird, hat sich hingegen erst in den letzten Jahren durchgesetzt. Der Forstbetrieb Ebrach machte schon im vergangenen Jahr bei den Buchen im Steigerwald fehlende Niederschläge für eine "dramatische Kronenverlichtung" verantwortlich, an manchen Waldstandorten seien nur noch 20 Prozent der Bäume gesund. Bei diesem Schadensbild wollen die Förster keinen Unterschied zwischen bewirtschafteten und aus der Nutzung genommenen Fläche ausgemacht haben.
Ulrich Mergner, Leiter des Forstbetriebs Ebrach, will keinen Pessimismus verbreiten, vorausgesetzt, die Menschheit schafft es, die globale Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu beschränken. "Die Förster haben zu allen Zeiten vor großen Herausforderungen gestanden", blickte Mergner bei einer Waldbesichtigung mit dieser Redaktion im September auf mehrere Katastrophen allein der jüngeren Vergangenheit zurück - darunter das Waldsterben der 1990-er Jahre oder die Sturmwürfe durch Wiebke, Kyrill und Fabienne.
Experimente am lebenden Objekt
Allerdings will die Forstwirtschaft nicht einfach nur zuschauen: Sie entnimmt abgestorbene Bäume entlang von Straßen, geht aktiv gegen Wildverbiss vor und pflanzt Elsbeere, Feldahorn und Eibe, die von der Natur her eigentlich stärker im Steigerwald vorkommen würden. Ferner wollen die Förster mit Baumarten experimentieren, die standortfremd, jedoch resistenter gegen Trockenheit sind. "Auch in 20 Jahren wird es hier noch Wald geben, aber er wird anders aussehen als bisher", blickte Mergner voraus. An diesem "Anders" will die Forstwirtschaft eben aktiv mitwirken.
Doch was, wenn aus dem Steigerwald ein Nationalpark würde, wie ihn sich dessen Verfechter auf rund 11 000 Hektar Staatswald im nördlichen Teil, vor allem in den Landkreisen Haßberge und Schweinfurt, wünschen? Gerade erst, anlässlich des 50. Geburtstags des Nationalparks Bayerischer Wald, haben sieben Naturschutzverbände und Bürgerinitiativen ein leidenschaftliches Plädoyer für die Unterschutzstellung gehalten. Und bekräftigt, dass sie weiter auf dessen Verwirklichung hinarbeiten, ungeachtet der Tatsache, dass die Bayerische Staatsregierung in ihrem aktuellen Koalitionsvertrag einen dritten Nationalpark ausschließt. Zurück zum Steigerwald: Würde durch den höchstmöglichen Schutzstatus nicht ein Wald stillgelegt, der dem Klimawandel in der Form, in der man ihn bewahren möchte, gar nicht trotzen könnte? Würde das den Gedanken des Nationalparks nicht ad absurdum führen?
Nationalpark würde keinen "Wald unter einer Glasglocke" bedeuten
Nein, kontern Martin Geilhufe, der Landesbeauftragte von Bund Naturschutz (BN), und BN-Waldreferent Ralf Straußberger. Sie glauben: Worauf die Forstwirtschaft abzielt, schafft der Wald ganz alleine. Zweck eines Nationalparks sei es nicht, "einen Status quo wie unter einer Glasglocke zu erhalten." Geilhufe und Straußberger setzen vielmehr auf natürliche Anpassungsprozesse an Veränderungen wie die Klimakrise, wozu es zweierlei braucht: Erstens Raum und zweitens Zeit.
Mehr Raum für eine natürliche Entwicklung fordern die beiden Naturschützer vor allem auf den schwierigeren Standorten in älteren Buchen- und Laubwäldern. Hier sollen die Staatsforsten schon jetzt am besten gar nicht mehr einschlagen, und hier wie anderswo auch keine absterbenden Bäume und kein Totholz mehr entnehmen. Alles andere, so ist aus ihren Zeilen herauszulesen, würde sich mit der Zeit einstellen: Dort, wo die Buche Lücken hinterlasse, sagen die BN-Vertreter die Entwicklung einer reichen Baumartenvielfalt voraus, ganz ohne Eingriffe der Förster. Beide Seiten verbindet übrigens eine Hoffnung: dass sich bei kommenden Buchen-Generationen jenes Saatgut durchsetzt, das besser an warme und trockene Phasen angepasst ist. "Epigenetische Anpassung" sagt die Biologie dazu. Geilhufe und Straußberger sehen auch dringenden Bedarf an wissenschaftlicher Erkenntnis. Ein Nationalpark böte die Möglichkeit, "sehr gut zu beobachten und zu erforschen, wie die Natur auf den Klimawandel reagiert." Da stört menschliches Dazwischenfunken nur.
Waldbesitzer sind aufgefordert, ihren Wald umzubauen
Diese Laissez-faire-Haltung hält der Verein "Unser Steigerwald", dem sich im Bestreben, das Mittelgebirge als Naturpark zu erhalten, über 4000 Mitglieder angeschlossen haben, für einen Holzweg. Seine Devise lautet: Klimaschutz durch Waldnutzung. Oskar Ebert, vormaliger Bürgermeister von Rauhenebrach und Zweiter Vorsitzender von "Unser Steigerwald", sieht eine große Gefahr darin, dass Großschutzgebiete, in die der Mensch nicht mehr eingreifen darf, nicht oder nicht schnell genug auf den Klimawandel reagieren können. Ebert, dem die Probleme der Buchen sehr wohl bekannt sind, diktiert es geradezu als eine der wichtigsten Aufgaben der Zeit, den Wald aktiv an die Klimaentwicklung anzupassen - nicht nur um des Waldes Willen, sondern auch, um die Klimaziele zu erreichen. "Deshalb sind alle Waldbesitzer gefordert, ihren Wald mit klimaresistenten Baumarten umzubauen."
Nationalpark Steigerwald: Ja oder nein? In den gut 14 Jahren, in denen darüber heftig gestritten wird, ist nun ein weiterer Streitpunkt hinzugekommen: Ob der Wald mit dem Klimawandel besser ganz alleine oder nur mit Hilfestellung zurecht kommt. Das macht es für die interessierte Bevölkerung noch schwerer, eine eigene Meinung zu bilden. Naturpark, Nationalpark, Biosphärenreservat oder Weltnaturerbe, Trittsteinkonzept oder Naturwaldgebiete, allein bei diesen Begriffen sieht gar mancher den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. Und hat längst die Orientierung verloren in einem Waldgebiet, das beileibe kein Urwald, sondern in erster Linie Produkt menschlicher Nutzung ist.
starke Auflichtung der Wälder durch hohe Einschlagsmengen, mechanisierte Forstwirtschaft mit Schwermaschinen und resultierende Bodenverdichtung, Wegebau für die großen Fahrzeuge, Rückegassen in geringen Abständen, etc.
Da macht es absolut Sinn, einen Teil der Wälder aus dem Nutzungsdruck zu nehmen.
Gestern, wir müssen die alten Buchenwälder schützen.
Ich frage vor wem?
Genau genommen sind die Wälder, die sie schützen wollen von Menschenhand gemacht!
Heute, wo selbst Herr Dr. Straußberger, Vertreter vom BN und die Vertreter des Vereins NP3 einsehen, dass der Klimawandel nicht vor dem Steigerwald und seinen Buchen halt macht, ist der Erhalt der alten Buchenwälder uninteressant.
Jetzt macht es nichts aus, wenn die Natur selbst die alten von Menschenhand gemachten Buchenwälder zerstört und somit das, was der Verein NP3 und seine Freund erhalten wollen!
Heute will man beobachten wie der Wald krepiert!
Das Ziel ist das Gleiche, wir wollen einen NP!
Die Schlussfolgerung:
Es geht den Herren nicht um die Natur sondern nur um das Projekt!
Viele Grüße
Erich