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HOFHEIM
Kreis steigt in die Hofheimer Nahwärme ein
Von unserem Redaktionsmitglied Alois Wohlfahrt
 |  aktualisiert: 24.03.2010 17:49 Uhr

Wenn nach dem Vortrag eines Schwarzen eine Grüne beinahe schon ins Schwärmen gerät, dann muss im Sitzungssaal des Kreistags schon etwas ganz besonderes passiert sein. Und es war zumindest eine Premiere: Der Landkreis will Neuland betreten. Er geht unter die Energieversorger. Zumindest ist er jetzt schon mal der „Planungsgemeinschaft Nahwärmeversorgung Hofheim“ beigetreten. Diese soll das Nahwärme-Konzept der Stadt Hofheim auf Herz und Nieren prüfen und alles vorbereiten für die Gründung einer Nahwärmegesellschaft Hofheim.

Was der Bündnisgrünen Rita Stäblein so das Herz aufgehen ließ und ihren „grünen Ohren gefreut hat“, wie sie erklärte: das geschlossene Konzept, das zuvor Hofheims Bürgermeister Wolfgang Borst (CSU) dem Gremium noch einmal in Kürze vorgestellt hatte. Und allein für die Eckpunkte des Konzepts hätte Borst wohl auf jeder grünen Kreisversammlung großen Applaus sicher gehabt: Einsatz heimischer Energieträger wie Biomasse und Holz, Wertschöpfung in der Region und die Verringerung der Abhängigkeit von Öl und Gas – und am Ende kommt sogar noch ein wirtschaftlicher Wärmepreis heraus.

„Kleine Energieversorger vor Ort sind der richtige Weg.“

Rudolf Handwerker Landrat Haßberge

Warum bei einem Hofheimer Energie-Projekt der Landkreis überhaupt ins Boot muss – auch darauf ging Borst noch einmal ein. Großer Abnehmer von Nahwärme wäre nämlich der Landkreis mit seinen Gebäuden in Hofheim. Stadt und Landkreis sind die größten Wärmeabnehmer.

Borst berichtete auch von der Kehrtwende, die man bei der Stadt Hofheim eingelegt hatte: War ursprünglich geplant, dass man nur den Weg für einen privaten Investor und Betreiber für ein solches Nahwärmenetz ebnen wolle, wurde nach Gesprächen mit dem Landratsamt deutlich, dass es wichtig sei, dass Stadt und Landkreis mit im Boot sind, um unter anderem an der Preisgestaltung mitwirken zu können. Und dies soll nun unter dem Dach einer GmbH passieren. Stadt und Landkreis sind an dieser Gesellschaft mit jeweils 25,5 Prozent beteiligt, 49 Prozent soll die Gasversorgung Unterfranken halten, die dazu auch grundsätzlich bereit ist.

Detailliert waren die Berechnungen des planenden Ingenieurbüros schon mehrmals vorgestellt worden. Diese Zahlen und das Konzept nun noch einmal genau zu prüfen, wird Hauptaufgabe der „Planungsgemeinschaft“, einer Vorstufe der zukünftigen GmbH sein, beantwortete Kämmerer Jürgen Lutsch eine Nachfrage von Klemens Albert, ob eine solche Planungsgemeinschaft vor der Gründung der GmbH denn überhaupt notwendig sei.

Borst ging auch auf die verschiedenen Energiequellen ein: Biogas, Hackschnitzel und für die Spitzen ein Ölbrenner. Genügend Hackschnitzel stehen seinen Angaben zufolge durch die jährlich nachwachsenden Mengen in den Wäldern bereit. Es werde auch nicht so sein, dass man dadurch den Selbstwerbern das Holz abgrabe. Hinzu komme, dass man auch darüber nachdenke, Holz aus so genannten Energiewäldern zu gewinnen. Eine Versorgungssicherheit sei bei den Hackschnitzeln auf jeden Fall gegeben, erwiderte Borst eine entsprechende Nachfrage von Oskar Ebert, Bürgermeister in Rauhenebrach.

Für Landrat Rudolf Handwerker ist das Konzept kleiner örtlicher Energieversorger der richtige Weg – nicht zuletzt auch deshalb, um sich Schritt für Schritt von Großversorgern und Multis abkoppeln zu können.

Nahwärmenetz Hofheim

Zur Heizperiode 2011 könnte nach den gegenwärtigen Planungen das Nahwärmenetz Hofheim in Betrieb gehen.

Anschlussnehmer: Realschule, Hallenbad, Krankenhaus, Demenzzentrum, Schulturnhalle, Freibad, Haus des Gastes, Fitnessstudio, TV-Turnhalle, SV Hofheim und St. Brunowerk Häuser.

Option: Altenservicezentrum, Dr. Wieland-Siedlung, Brauerei Raab, sowie diverse Einfamilienhäuser.

Rund zwei Millionen Euro beträgt das Investitionsvolumen.

Zur Versorgung der Gebäude wird eine Wärmelieferung von jährlich rund 4 000 000 Kilowattstunden benötigt. Zum gegenwärtigen Stand beträgt die Länge der Wärmeleitung 1460 Meter. Energiebereitstellung: 80 Prozent der benötigten Wärme, die Grundlast, soll eine Biogasanlage (Bayerischer Bauernverband Haßberge und Maschinenring) abdecken, 17 Prozent soll eine Hackschnitzelanlage (Forstbetriebsgemeinschaft Haßberge) liefern, für Spitzenlasten gibt es eine Ölheizung.

Verantwortlicher Betreiber des Nahwärmenetzes soll die Gasversorgung Unterfranken werden.

 
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