Seit das Hallenbad in Zeil im Sommer 2019 endgültig geschlossen werden musste, ist das Thema "Allianzbad" ein Dauerthema für die Bürgermeister der ILE Lebensregion plus. "Wir haben in den letzten zwei Jahren auf allen politischen Ebenen Fördermöglichkeiten abgeklopft und möglichst wirtschaftliche Lösungen gesucht. Wenn dann jetzt in der Presse gestichelt wird, die ILE-Gemeinden würden schlafen, dann ist das erstens falsch und zweitens haben auch die Stichler keine Finanzierung", so Matthias Bäuerlein.
Der Bürgermeister von Rauhenebrach ist der Sprecher der ILE, zu der neben der Gemeinde Rauhenebrach auch Oberaurach, Knetzgau, Sand, Eltmann, Zeil, Ebelsbach, Stettfeld, Breitbrunn und Kirchlauter gehören. Bäuerlein hatte Anfang dieser Woche die Bürgermeister von Knetzgau, Zeil und Eltmann zu einem Pressegespräch in sein Rathaus eingeladen, um das Thema zu erörtern.
Das Zeiler Bad zu erneuern, dieser Zug scheint abgefahren. Denn außer der reinen Gebäudehülle wäre hier wohl nichts mehr nutzbar – und auch die Hülle wäre energetisch zu verbessern. Derzeit werde geprüft, ob die bereits fast entkernte Schwimmhalle abgebrochen werden könnte, ohne die angrenzende Turnhalle statisch zu beeinträchtigen.
Auch das Eltmanner Freibad ist sanierungsbedürftig
"Das Erste, was wir in der ILE gemacht haben, war eigenfinanziert eine Standorterkundung durchzuführen", erklärt ILE-Managerin Ulla Schmitt. Die Erkundung brachte das Ergebnis, dass aufgrund der großen Schülerzahlen, die dann keinen Fahrtaufwand zum Schwimmunterricht mehr hätten, Eltmann der strategisch beste Standort für ein neues Hallenbad wäre. Zudem gibt es hier schon ein Freibad – dessen notwendige Sanierung die Stadt aus Kostengründen auch schon viele Jahre vor sich herschiebt.
Die Hoffnung, dass es dafür einmal Fördermittel geben könnte, werden sich wohl nicht erfüllen. Sebastian Schilling ist in der Eltmanner Stadtverwaltung für das Bad zuständig und hat mittlerweile einen dicken Aktenordner zu dem Thema gefüllt. Die Idee eines Kombibades wurde geprüft – ob man dem Freibad im Winter ein Dach verpassen könnte – oder daneben eine Schwimmhalle errichtet, gemeinsame Technik in der Mitte.
Doch bei allen Lösungen stehen riesige Summen im Raum. Dazu kommt, dass die ILE auch noch das Hallenbad in Knetzgau im Auge haben muss. Dieses wurde vor knapp 20 Jahren zwar teilsaniert. Allerdings: "Wenn wir ehrlich sind, hangeln wir uns von Tag zu Tag. Dass wir bisher nicht schließen mussten, verdanken wir allein unseren beiden tüchtigen Hausmeistern und ihrer Kreativität", erklärt Stefan Paulus. Vier bis fünf Millionen würde eine Sanierung mindestens kosten – vielleicht auch mehr, wenn durch die Eingriffe der Bestandsschutz beim Brandschutz verloren ginge. Das Gebäude insgesamt wird im nächsten Jahr 50.
"Eigentlich müssten wir erstmal die Sanierung von Knetzgau angehen, um wenigstens eine Grundversorgung mit Schwimmunterricht zu gewährleisten. Denn ein egal wie gearteter Neubau wird - auch wenn es schnell geht - unter fünf bis sechs Jahren nicht zu realisieren sein", konstatiert Matthias Bäuerlein.
"Wir benötigen mindestens ein weiteres Hallenbad und das Freibad in Eltmann zusätzlich zu Knetzgau für den südlichen Landkreis", erklärt Bäuerlein. "Das ist in der ILE unumstritten." Aktuell gebe es für die 33 000 Einwohner der ILE - das ist ein Drittel der Landkreisbevölkerung - nur das 17 mal 12 Meter große Becken in Knetzgau. Für Wettkämpfe ist es somit zu klein.
Auf 20 bis 25 Millionen Euro hat Eltmanns Bürgermeister Michael Ziegler die Baukosten für ein Hallenbad – oder ein Kombibad – geschätzt, das ein echter Ersatz für Zeil wäre. Also nicht "nur" für den Schulsport, sondern für die gesamte Bevölkerung, für Wasserwacht und Rotes Kreuz, für Vhs und andere. "Schwimmbäder sind Daseins- und Gesundheitsfürsorge", ist Zeils Bürgermeister Thomas Stadelmann überzeugt. Gerade für viele Ältere wäre Schwimmen beziehungsweise Wassergymnastik die wichtigste und schonendste Art der körperlichen Betätigung.
Bundesförderprogramm mit nur 20 Millionen Euro Umfang
Förderfähig indes wäre nur der reine Schulbad-Anteil eines solchen Bades (Becken 10,5 mal 25 Meter, Kosten mindestens 10 Millionen Euro). Deshalb könne man auch nur mit etwa 2,5 Millionen Euro Zuschuss vom Land rechnen. Da hätten alle Förderanträge und Gesprächsrunden mit Landes- und Bundespolitikern nichts gebracht. In München kam man in ganz großer Runde mit allen beteiligten Ressorts zusammen – ohne besseres Ergebnis. "Wir sind ja nicht die einzigen mit diesem Problem und alle Förderprogramme, die aufgelegt sind, sind vielfach überzeichnet. Ein Bundesförderprogramm mit einem Umfang von 20 Millionen Euro – da kann man sich die Bewerbung gleich sparen", erklärt Stefan Paulus.
Die laufenden Kosten sind das Problem
Den reinen Bau zu finanzieren und auf die ILE-Kommunen zu verteilen, die dann zehn Jahre lang oder länger den Kredit tilgen, wäre vielleicht noch machbar – für viele würde das jedoch die freie Finanzspanne im Haushalt fast auffressen. Das weitaus größere Problem wäre allerdings, die laufenden Kosten zu tragen. Schließlich hat die ILE Erfahrungswerte. 350 000 Euro schießt Eltmann jährlich beim Freibad zu, in Knetzgau sind das zusammen mit der Turnhalle, die die gleiche Infrastruktur nutzt, rund 85 000 Euro im Jahr. 800 000 Euro sind es in Gerolzhofen, was eine vergleichbare Größe für ein dem Bedarf entsprechendes Frei- und Hallenbad wäre.
"Und es wird durch die Auflagen immer mehr", zeigt Stefan Paulus auf. 1000 Euro kostet ein Legionellenfilter in jedem Duschkopf seines Hallenbades, der monatlich ausgetauscht werden muss. "Deshalb sind bei uns nur die Hälfte der Duschen in Betrieb. Alle zehn Minuten wird das Wasser im Becken automatisch getestet. Wenn ein Kind reinpieselt, kommt sofort der Meister Proper – und trotzdem müssen alle zwei Wochen Proben ins Labor." "Früher war das einmal im Monat, jetzt vierzehntägig für 600 bis 1000 Euro", ergänzt Sebastian Schilling.
Ein Zweckverband für alle Bäder im Kreis
Für alle Beteiligten ist klar: Ein neues Bad muss her, doch die Kosten sind nur zu schultern, wenn der Kreis mehr übernimmt als einen Baukostenzuschuss und die Buchungskosten für die Realschüler. Die fairste Lösung und vermutlich der einzige Weg der Finanzierbarkeit wäre, wenn alle Bäder im Kreis unter einem Dach versammelt würden, etwa in einem Zweckverband wie beim Tierheim. Darin sind sich die am Gespräch beteiligten Bürgermeister und auch ihre Kollegen in der ILE einig. Sie haben viele Modelle durchgespielt, Exempel berechnet und mit Fachleuten diskutiert – dass sie dem Thema keine hohe Priorität einräumen würden, das wollen sie sich auf jeden Fall nicht nachreden lassen.