
Knetzgaus Bürgermeister Stefan Paulus ist ehrlich: "Wir hätten das Hallenbad auch schon früher öffnen können, wenn wir rein nach den gesetzlichen Vorgaben gegangen wären." Wollte man aber in Knetzgau nicht, das Bad wird etwas später als die anderen Hallenbäder erst am Montag, 12. Oktober, geöffnet. Die Situation im letzten funktionierenden Hallenbad im südlichen Landkreis Haßberge ist eine besondere, so Paulus, da es sich hier um ein sehr kleines Bad handele. In Zeiten von Corona sei es gerade in einem so kleinen Bad besonders wichtig, die Hygienevorschriften umzusetzen. "Wir wollten erst prüfen, ob diese sich für den Alltag praktikabel anwenden lassen", so der Bürgermeister bei einem Vor-Ort-Termin mit dieser Redaktion.
Das einzige Hallenbad im südlichen Landkreis
Mit Unterstützung der Verwaltung habe man sich vor etwa zwei Wochen auf ein Konzept geeinigt, "das uns erlaubt, das einzige Hallenbad im südlichen Landkreis zu öffnen", spielt Bürgermeister Paulus gleichzeitig auf die unbefriedigende Versorgungslage der Menschen im Landkreis Haßberge in Sachen Hallenbäder an. Das Knetzgauer Bad erfülle somit eine wichtige Aufgabe. Hier werden Schwimmkurse der Schulen, von Vereinen, Volkshochschulen und mehreren Wasserwacht-Ortsgruppen durchgeführt.

Paulus weist darauf hin, dass das Bad zwar nur mit Einschränkungen, aber immerhin genutzt werden könne. Die Einschränkungen sind Corona geschuldet und bestehen darin, dass sich immer nur 15 Personen gleichzeitig im Bad aufhalten dürfen. Die Nutzungsdauer ist auf eine Stunde beschränkt. Die Zahl der Duschen wurde aufgrund der Vorschriften zur Abstandhaltung halbiert und auch im Knetzgauer Bad müssen Nutzer ihre Personalien angeben, um im Fall der Fälle rückverfolgt werden zu können.
Eine Menge Engagement hinter den Kulissen
Der Knetzgauer Bürgermeister weist in dem Zusammenhang darauf hin, dass hinter der Organisation eines solchen Bades gerade in einer Zeit, da durch Corona eine Menge Vorschriften umgesetzt werden müssten, um überhaupt öffnen zu können, eine Menge Engagement von vielen Leuten steckt. Paulus nennt hier zum Beispiel die Bademeister, die auch in ihrer Freizeit am Wochenende regelmäßig im Hallenbad die Qualität des Wassers messen, die Reinigungskraft, die eigens aus dem Ruhestand zurückgekehrt sei, um die Reinigung und Desinfektion des Bades während und zwischen den Badegängen zu gewährleisten. All diese Menschen müssten erst einmal da sein, so Paulus, und bereit, sich mit ihrem Herzblut einzubringen, um ihren Mitmenschen wenigstens diese eine Stunde Badezeit zu ermöglichen.

Paulus appelliert deshalb an alle Badegäste, die wegen der Einschränkungen gegenüber der Vor-Corona-Zeit vielleicht etwas unzufrieden seien, dies nicht am Personal auszulassen. Denn dieses sei nicht an den Einschränkungen schuld, sondern dafür verantwortlich, dass alles funktioniert und das Bad überhaupt genutzt werden könne. "Wenn nach einer Stunde Schluss ist, dann ist halt Schluss." Kämmerer Marco Depner wirft ein, dass die Gemeinde sich dessen bewusst sei, wie wichtig für viele Menschen die Nutzung des Bades ist. Depner nennt als Beispiel die KAB-Gruppe, die seit 40 Jahren jeden Donnerstagabend das Bad nutzt, um das Schwimmen mit der Möglichkeit eines Treffpunkts zum gegenseitigen Austausch zu verquicken. "Man wird beim Einkaufen regelmäßig darauf aufmerksam gemacht", so Depner, welche Bedeutung - vor allem auch für die älteren Generationen - das Hallenbad besitzt.
Das Knetzgauer Bad alleine, so Paulus, könne aber diesen Versorgungsauftrag nicht erfüllen. Zum einen sei das Hallenbad in erste Linie ein Lehrschwimmbecken für Kinder, die in der Schule oder Freizeit schwimmen lernen. Die Lebensregion+ (ein interkommunaler Zusammenschluss der Gemeinden Breitbrunn, Ebelsbach, Eltmann, Kirchlauter, Knetzgau, Oberaurach, Rauhenebrach, Sand am Main, Stettfeld und Zeil am Main zur Förderung von Wirtschaft und Familien im Rahmen der ILE - Integrierte Ländliche Entwicklung, die Red.) habe ein Gutachten erstellen lassen. Das Ergebnis, so Paulus, sei eindeutig. Selbst wenn ein immer wieder propagiertes Allianzbad -"wo auch immer" - gebaut würde, sei ein Knetzgauer Bad - vor allem nach der erfolgten Schließung des Zeiler Hallenbades - unverzichtbar. Ein solches Allianzbad könne auch nicht die Versorgung aller in Frage kommenden Schulen abdecken. Und Knetzgau sei derzeit das einzige Hallenbad im gesamten Bereich Maintal des Landkreises. Schulen aus dem Steigerwald könnte nicht zugemutet werden, zum Schwimmunterricht nach Hofheim oder Ebern zu fahren, so der Bürgermeister.
Bund und Land in der Verantwortung
Die Gemeinde Knetzgau ist jedenfalls bereits, so ihr Bürgermeister, ihren Beitrag zu leisten und das Bad am Leben zu erhalten. Die letzte bauliche Sanierung wurde im Jahre 2004 durchgeführt, es wäre also Zeit für eine Sanierung in größerem Umfang. "Vor allem steht eine technische Ertüchtigung an", so Stefan Paulus. Er nennt Investitionen in den Brandschutz, die Wasseraufbereitung mit Gebäudeleittechnik. In Knetzgau sind mit den Anlagen gleichzeitig noch die beiden angeschlossenen Turnhallen mit zu versorgen.

"Wir können das aber nicht ohne staatliche Unterstützung machen", so Marco Depner. Allerdings entscheide die Zahl der Schulklassen, die ein solches Bad nutzen, über eine etwaige Förderung. Stefan Paulus nimmt hier den Freistaat Bayern genauso in die Pflicht wie die Bundesregierung. "Die finanzielle Unterstützung könnte wirklich besser sein", äußert sich der Bürgermeister noch zurückhaltend. "Wir kriegen zwar viele Auflagen und Vorgaben, die wir zu erfüllen haben, aber..."

Das Konzept für die Sanierung sieht einen finanziellen Aufwand von rund 2,13 Millionen Euro für alle Sportgebäude vor. "Die Durchführung hängt davon ab, ob wir Zuschüsse bekommen", so Paulus. Er kann deshalb auch keinen Zeitraum skizzieren, in dem eine Sanierung durchgeführt werden könnte. Zum einen natürlich nicht während der laufenden Hallenbadesaison, zum anderen sei man eben absolut abhängig von einer Förderungszusage. "Die Unterlagen sind alle eingereicht", nun müsse man auf den Bescheid warten.

Zumindest die Knetzgauer haben ihre Hausaufgaben also gemacht. Die Gemeinde hatte nämlich auch schon einmal eine gesamtkonzeptionelle Gefährdungsanalyse in Auftrag gegeben, die das klare Ergebnis gebracht habe, dass niemals eine gesundheitliche Gefahr von einer Anlage des Hallenbades ausgegangen sei. "Die Durchführung der Analyse war Vorgabe des Gesundheitsamtes, nachdem im Oktober 2017", so Marco Depner, "bei einer Beprobung des Duschwassers eine Legionellenkontamination festgestellt" worden sei. Die Gemeine habe schnell gehandelt und die Analyse nicht nur auf die Wasseraufbereitung beschränkt, sondern auf alle haustechnischen Bestandteile der Sportanlagen bezogen. "Die Gefährdungsanalyse", so Depner, "sollte klarstellen, ob mindestens die allgemein anerkannten Regeln der Technik eingehalten werden." Sie sei auch Grundlage der darauf folgenden ersten Sanierungsplanungen gewesen, die schließlich zu einer Kostenschätzung von rund 2,13 Millionen Euro für die notwendige Sanierung geführt hätten.
"Dort wo die Analyse Risiken hervorbrachte", erklärt der Kämmerer, "haben wir sofort gehandelt und unter anderem Teile der Anlage außer Betrieb genommen oder zurückgebaut, Totleitungen abgehängt. Angepasst wurden auch die peronalaufwendigen Spülpläne. Zu Verkeimungen ist es seitdem nicht mehr gekommen. Die Analyse ergab schließlich das Ergebnis, dass unsere Sportanlagen mittel- bis langfristig komplett saniert werden müssen."

Also, das Knetzgauer Hallenbad muss zwar demnächst gründlich saniert werden, es erfüllt aber, so Bürgermeister Paulus, dennoch alle Voraussetzungen, in nächster Zeit für die Allgemeinheit noch als einziges funktionstüchtiges Hallenbad im Maintal ohne irgendeine Gefährdung seiner Nutzer zur Verfügung zu stehen.
