Nicht zuletzt durch den am Amtsgericht Haßfurt viel beachteten Prozess gegen einen Jäger, der bei Knetzgau im vergangenen Jahr Hündin Mara erschossen hat, ist das Thema Jagd sehr präsent in der Öffentlichkeit. Diese Redaktion hat sich mit der Jagd genauer auseinandergesetzt und wirft nun einen Blick auf die relevanten Zahlen rund um Jagd, Jägerinnen und Jäger, Waffen, Abschüsse und Unfälle aus dem Landkreis Haßberge.
1. Wie viele Jägerinnen und Jäger gibt es im Landkreis Haßberge?
Im Landkreis Haßberge sind es insgesamt 879 Jägerinnen und Jäger, wie das Landratsamt Haßberge auf Anfrage dieser Redaktion mitteilt. 775 davon seien Männer, 104 Frauen.
Das heißt, knapp ein Prozent aller Einwohnerinnen und Einwohner des Landkreises – 84.984 Menschen leben hier (Stand: Ende 2022, Quelle: hassberge.de) – gehen auf die Jagd. Die Verteilung der Geschlechter geht dabei zwischen dem Bevölkerungsschnitt (knapp 50 Prozent Frauen im Jahr 2021) und der Jagd deutlich auseinander. Nur knapp 12 Prozent der Gruppe sind weiblich.
2. Wie viele Waffen gibt es im Landkreis Haßberge?
Insgesamt seien 12.111 Waffen im Landkreis Haßberge registriert, die sich auf 2005 Besitzerinnen und Besitzer verteilen. Im Schnitt besitzt also jeder oder jede davon sechs Exemplare. Dabei handelt es sich aber nicht ausschließlich um Waffen, die auf Jägerinnen oder Jäger angemeldet sind. Das sind nämlich rund 6600 Waffen. Die übrigen rund 5500 im Landkreis verteilen sich unter anderem auf Sportschützen, Erben und Altbesitzer, wie die Behörde mitteilt. Dienstwaffen der Polizei seien nicht bei der Waffenbehörde registriert.
Wie Monika Göhr, Pressesprecherin des Landratsamts, auf Anfrage dieser Redaktion erklärt, werden bei der Waffenbehörde nur Schusswaffen registriert. Dazu zählen beispielsweise Kurzwaffen, wie Pistolen und Revolver, aber auch Langwaffen, wie Büchsen und Flinten. Andere, wie Messer und Schlagstöcke, sind nicht registriert.
3. Wie viele Jagdreviere gibt es im Landkreis Haßberge?
Im Landkreis Haßberge gibt es derzeit 205 Jagdreviere, wie Monika Göhr schreibt. Jagdreviere entstehen kraft Gesetzes, wenn die nötigen Voraussetzungen vorliegen würden. Grundsätzlich und vereinfacht gesagt komme es hier tatsächlich auf die Größe an. Dabei unterscheide man zwischen Gemeinschaftsjagdrevieren mit einer Mindestgröße von 250 Hektar zusammenhängender und jagdbare Fläche in Bayern sowie Eigenjagdrevieren mit einer Mindestgröße von knapp 82 Hektar. Der Landkreis Haßberge selbst ist 956.619 Hektar groß.
Gemeinschaftsjagdreviere setzen sich dabei aus Flächen mehrerer Eigentümer zusammen und orientieren sich für gewöhnlich an der Gemarkungs- beziehungsweise Gemeindegrenze, wie es vonseiten des Landratsamtes weiter heißt. Eigenjagdreviere sind hingegen Reviere, die sich aus zusammenhängenden land-, forst- oder fischereiwirtschaftlich nutzbaren Flächen eines einzigen Grundstückseigentümers zusammensetzen.
4. Wie viele Abschüsse gibt es pro Jahr im Haßbergkreis?
Die Abschüsse eines Jagdjahres würden nicht aufsummiert, weil diese Zahl "keinerlei Aussagekraft" habe, schreibt das Landratsamt Haßberge. Aus den einzelnen Revieren im Landkreis müssten der Jagdbehörde aber jährlich mindestens einmal die sogenannten "Strecken", also alles getötete Wild, gemeldet werden.
Dabei wird nicht nur das vom Jäger erlegte Wild gemeldet, sondern auch jenes, das tot aufgefunden oder auf der Straße totgefahren worden sei, erklärt Pressesprecherin Monika Göhr. Im Jagdjahr 2022/2023 seien laut Landratsamt im Landkreis Haßberge 4575 Rehe und 866 Wildschweine erlegt, tot aufgefunden oder überfahren worden.
Diese Zahlen nutzen der Behörde dabei deutlich mehr als nur eine Gesamtzahl der Abschüsse, denn daraus könne zum Beispiel die Populationsentwicklungen über die Jahre abgeschätzt werden und das Risiko der Afrikanischen Schweinepest bei Wildschweinen. Wie das Landratsamt schreibt, könnte bei steigender Wildschweinpopulation von höheren Ansteckungsraten ausgegangen werden, falls die Afrikanische Schweinepest auftritt.
Im Bundesjagdgesetz ist geregelt, was als Wild zählt und somit nicht nur gehegt, also geschützt werden muss, sondern auch gejagd werden darf. Neben Reh- und Dammwild zählen dazu beispielsweise auch Füchse, Feldhasen und Luchse sowie Rebhühner, Fasane, Wildgänse, Wildenten und Höckerschwäne. Die Liste können die Länder aber um weitere Tierarten erweitern, was der Freistaat Bayern beispielsweise mit einer Verordnung getan hat und die Jagd auf weitere Arten wie die Nilgans erlaubt hat.
5. Wie viele Jagdunfälle gab es in der Vergangenheit im Landkreis?
"Eine Meldepflicht bezüglich Jagdunfällen der Unteren Jagdbehörde gegenüber gibt es nicht", so das Landratsamt Haßberge. "In den letzten fünf Jahren wurde der Behörde ein Unfall bekannt", schreibt Göhr weiter. Immer wieder kommt es während der Jagd in der Region und darüber hinaus zu Unfällen. Bekannt wurden beispielsweise zwei Fälle in den Jahren 2012 bei Ottendorf und 2013 bei Humprechtshausen, bei denen Jäger verletzt wurden.