Wer nutzt ihn denn nun tatsächlich, den Flugplatz Haßfurt? Ist es eher ein Tummelplatz für betuchte Hobbyflieger oder ist er doch wichtig für Unternehmen, Rettungsdienste und Organtransporte? Immerhin kostet der Pilotenschein - der regelmäßig erneuert werden muss - rund 5000 Euro und der Jahresbeitrag für Mitglieder des Motorflugclubs liegt bei 1000 Euro. Gehört ein Verkehrslandeplatz zur unbedingt notwendigen Infrastruktur? Müssen ein Landkreis mit rund 84 000 Bürgern oder eine Kreisstadt mit etwa 13 500 Einwohnern unbedingt einen Flugplatz haben? Die Meinungen darüber gehen in der Bevölkerung weit auseinander, wie Meinungsäußerungen von Bürgern auch gegenüber dieser Redaktion zeigen.
Und auch die Fraktionen im Kreistag sind unterschiedlicher Ansicht zu dem Thema. Während die Linke und die ÖDP die Einrichtung am liebsten ganz schließen würden, plädieren CSU und Wählergemeinschaft sogar für einen Ausbau und eine Steigerung der Attraktivität. Für die Haßberge-SPD wäre allenfalls eine Zwischenlösung, eine Art "Flugplatz light", vorstellbar. Und auch die Grünen sehen die Lage realistisch: Eine Privatisierung würde die Situation für die Menschen in den umliegenden Ortschaften nicht verbessern.
Ab 1. Januar hat die Verkehrslandeplatz Haßfurt GmbH, die Stadt Schweinfurt gehört ja dann nicht mehr dazu, einen neuen, einen hauptamtlichen Geschäftsführer. Rolf Schneider, der von seinem Vorgänger Günther Mendel gerade in seinen neuen Aufgabenbereich eingeführt wird, hat für uns in die Flugplatzstatistik geblickt. "Hier unterscheidet man zwischen gewerblichen und nicht gewerblichen Flügen. In den vergangenen Jahren waren das im Mittel rund 2000 gewerbliche und 7000 nicht gewerbliche Flüge. Welche Unternehmen den Haßfurter Flugplatz nutzen, gehen aus dieser Aufstellung nicht hervor."
Auch die Industrie- und Handelskammer Würzburg-Schweinfurt bestätigt die Nutzung durch mainfränkische Unternehmen. "Uns sind mittelständische Unternehmen bekannt, die den Verkehrslandeplatz Haßfurt-Schweinfurt für den Geschäftsflugverkehr nutzen", so IHK-Verkehrsreferent Simon Suffa aus Schweinfurt. "Neben Transportnotwendigkeiten, die der öffentlichen Versorgung dienen", so Suffa, "etwa dem Katastrophenschutz oder der medizinischen Notfallversorgung - Ambulanzflüge / Transporte von Transplantaten -, ist dies ein weiterer Grund dafür, dass die bayerische Raumordnung in jeder Planungsregion einen Verkehrslandeplatz vorsieht. Der Verkehrslandeplatz Haßfurt-Schweinfurt erfüllt diese Funktion in der Planungsregion 3, Main-Rhön - es geht also nicht um die Infrastruktur einer Kreisstadt."
Schneider nimmt den Ball auf: "Der Verkehrslandeplatz ist der Schwerpunkt-Landeplatz für die Planungsregion 3. Hier geht es um die Landemöglichkeiten und die Treibstoffversorgung von Luftfahrzeugen der Streitkräfte, des Bundes und der Landesbehörden sowie Rettungskräfte. Darüber hinaus bietet er zusätzlich die Möglichkeit, die wirtschaftliche Entwicklung einer Region positiv zu beeinflussen. Es gibt Unternehmen, für die bei der Auswahl ihrer neuen Standorte das Vorhandensein eines Verkehrslandeplatzes ein wichtiges Auswahlkriterium ist."
Und welche Ziele hat der neue Geschäftsführer konkret? "Nach einer eingehenden Bestandsaufnahme werde ich alle Fakten nach und nach auf den Prüfstand stellen und auf dessen Notwendigkeit hin überprüfen. Die Änderung der Betriebszeiten ist die erste Maßnahme", kündigt Rolf Schneider an. "Künftig ist der Flugplatz montags geschlossen beziehungsweise steht er nur nach vorheriger Genehmigung zur Verfügung, ebenso vom 15. Dezember bis 15. Januar des Kalenderjahres. Weitere Veränderungen, natürlich auch mit dem Ziel Kosten zu sparen, werden folgen."
Gastronomie steigert die Attraktivität
Landtagsabgeordneter Steffen Vogel und Landrat Wilhelm Schneider können sich vorstellen, zum Beispiel durch Kinderspielplätze, eine Flugplatz-Gastronomie oder Events den Flugplatz für Besucher attraktiver machen, um dadurch letztlich auch die Akzeptanz in der Bevölkerung zu erhöhen. Das wäre durchaus im Interesse von Rolf Schneider. "Wir wollen unseren Bürgerinnen und Bürgern den Verkehrslandeplatz näherbringen. Selbstverständlich würde ich den Flugplatz gerne attraktiver machen, für alle Bürger egal ob jung oder alt. Ein Kinderspielplatz gehört genauso dazu wie ein Flugplatz-Restaurant – keine Frage. Als Ausflugsziel und Attraktion, das wäre eine Bereicherung für die Region. Wo sonst können Sie zum Beispiel Fallschirmspringen gehen, einen Rundflug oder gar einen Flugschein machen? Da gäbe es eine Reihe von Möglichkeiten." Der Geschäftsführer weiß aber auch: "Die Finanzierung dabei ist allerdings eine große Herausforderung." Aber Schnuppertage für Luftfahrtinteressierte oder ein Familienfest am Flugplatz könnten da förderlich sein.
Elektroantrieb in der Fliegerei
Nichts gegen Versorgungsflüge und Organspenden, aber was sagt Rolf Schneider zu den Beschwerden der Menschen, die sich vom Fluglärm belästigt fühlen? "Die meisten Freizeitbeschäftigungen haben zwei Dinge gemeinsam: sie finden meist an Wochenenden statt und es wird immer jemanden geben, der daran Kritik übt. Ein Flugzeug erzeugt eben mal Geräusche – vor allem beim Start und bei der Landung." Die Entwicklung der letzten Jahre zeige, so Schneider, "dass immer mehr lärmreduzierte Triebwerke verbaut werden und der Elektroantrieb immer mehr Einzug in die Fliegerei hält". Die älteren, lauteren Flugzeuge würden in der Entgeltordnung bei den Landegebühren deutlich schlechter gestellt. "Der ein oder andere Flugzeugbesitzer, auch in Haßfurt, hat darauf reagiert." Von Flugzeugen, die zu tief über bewohnten Gebieten fliegen, "ist uns nichts bekannt", sagt Rolf Schneider. "Es wäre wünschenswert, dass wieder mehr ins Bewusstsein rückt, dass der Flugplatz eine wichtige Einrichtung der Infrastruktur ist, von der die Region profitiert. Der Flugplatz ist für die Bevölkerung da."
Das sehen auch die Verantwortlichen des Motorflugclubs Haßfurt so. Der MFC habe den Flugplatz vor 65 Jahren in Eigenleistung gebaut, "um in der Nachkriegszeit, nach der Erlaubnis der alliierten Siegermächte, den Flugsport in der Bundesrepublik wiederzubeleben. Der Flugplatz ist seit 65 Jahren ein fester Bestandteil der Stadt Haßfurt und im Landkreis Haßberge", so Vorsitzender Bernd Stephan gegenüber dieser Redaktion. "Der Flugplatz wurde Anfang der 1990-er Jahre an die neue Betreibergesellschaft überschrieben mit dem Ziel, neben dem Flugsport auch die gewerbliche Nutzung zu intensivieren."
Ein bezahlbarer Sport?
"Die Bevölkerung hat immer starkes Interesse am Flugsport gezeigt", erinnert Stephan, "wie es sich an den Wochenenden auf der Flugplatz-Terrasse und bei allen Flugplatzfesten in der Vergangenheit gezeigt hat. Der Flugsport im Verein ist für Flugbegeisterte ein bezahlbarer Sport. Unsere Mitglieder entstammen aus allen Schichten der Bevölkerung."
Der Club sieht nicht zuletzt auch aufgrund der jüngsten Umfrage in dieser Zeitung "eher ein sehr positives Stimmungsbild in der Bevölkerung, was auch immer wieder in Gesprächen mit Bürgern am Flugplatz vermittelt wird. Mit Hilfe einer hoffentlich bald wieder geöffneten Gastronomie am Flugplatz würde auch an den Wochenenden ein reges Interesse der Bevölkerung wie in der Vergangenheit entstehen". Und natürlich sei auch ein Kinderspielplatz attraktiv und werde noch mehr Besucher anziehen.
Stützpunkt der Bayrischen Luftrettungsstaffel
Der MFC ist mit einem Prozent an der Betreibergesellschaft beteiligt, so der MFC-Vorsitzende. "Uns geht es hier nicht um Einfluss, Eigentum, Stimmrechte oder Finanzen. Wir bieten der Gesellschafterversammlung unsere fachkundige Unterstützung an, die bisher auch immer gerne gehört wurde." Der MFC sei außerdem Stützpunkt der Bayrischen Luftrettungsstaffel und seine LRSt-Piloten flögen ehrenamtlich mit ausgebildeten Luftbeobachtern der Behörden die Überwachung in Nordbayern. "Hier wurde gerade in den vergangenen heißen und trockenen Sommern die Waldbrandgefahr im Griff gehalten."
Zum Thema „Gebrumm“ teil der Vorstand mit, "dass der Verein immer bestrebt ist, die Lärmbelastung zu minimieren. Unsere Piloten halten die vorgeschriebenen An- und Abflugverfahren ein." Es werde nicht "zu tief" über bewohntem Gebiet geflogen, sondern die vorgeschriebene Platzrunde und Flughöhe eingehalten. Des Weiteren habe der Verein sich von älteren, lauteren Flugzeugen in den letzten Jahren getrennt und dafür ein neues, sehr leises Ultraleichtflugzeug angeschafft. "Auch das PPL-Schulflugzeug (PPL = Private Pilot Licence, die Red.) wurde mit einem zertifiziertem Zusatzschalldämpfer nachgerüstet und erfüllt damit die erhöhten Lärmgrenzwerte." Der MFC werde auch weiterhin die technischen Möglichkeiten zur Reduzierung des Fluglärms nutzen.
Positive Entwicklung möglich
"Wir denken, wenn sich alle Beteiligten auch in Zukunft Mühe geben", so Vorsitzender Bernd Stephan, "wird der Flugplatz sich auch in den nächsten zehn Jahren als Infrastruktureinrichtung positiv weiterentwickeln. Beispiel sind neue Technologien wie das elektrische Fliegen. Hier wird die Lärmemission vom Verbrennungsmotor komplett eliminiert und bei Verwendung von grünem Strom der CO2-Ausstoß auf null abgesenkt."
Da sollte jeder, der diese für gewerblichen Transport wichtigen Trassen privat benutzt (auch als Fahrgast in einem SANKA) extra zahlen müssen. Ist das in ihrem Sinne?
Auto fährt fast jeder, da darf man nichts hinterfragen.
Wir suchen uns wieder eine Minderheit, mit der man nix zu tun hat und dreschen drauf ein.
Als nächstes die Motorradfahrer, dann die Mountanbiker.. am besten alle Radfahrer, die kreuz und quer durch die Landschaft fahren und ruhesuchende Wanderer stören. usw.