Lärmbelästigung, Umweltverschmutzung, für Hobbyfliegerei verschleuderte Steuergelder? In der kommunalpolitischen Debatte im Haßbergkreis scheinen die Gegner des Flugplatzes dessen Befürworter in die Defensive zu drängen, erst recht, seitdem die Stadt Schweinfurt aus der Finanzierung des Verkehrslandeplatzes ausgestiegen ist. Das Bild des Flugplatzes in der Bevölkerung ist jedoch deutlich positiver, wie eine Online-Umfrage der Redaktion ergeben hat. Knapp zwei Drittel der Befragten halten Tower und Landebahn in den Mainauen durchaus oder ganz sicher für eine wichtige Infrastruktureinrichtung.
Es sei vorweg geschickt, dass die Umfrage trotz der Zahl an fast 650 ausgefüllten Fragebögen nicht repräsentativ ist: Die anonymisierten Antworten bieten keine Gewähr dafür, die Gesamtbevölkerung etwa hinsichtlich Alter oder Geschlecht realistisch widerzuspiegeln. Auch haben sich, wie die Kommentare teilweise erkennen lassen, Personen beteiligt, die außerhalb der Region leben.
Dennoch geht die Redaktion davon aus, dass die geäußerten Meinungen das Stimmungsbild in der heimischen Bevölkerung zumindest grob wiedergeben. Was allerdings die weit verbreitete Vorstellung relativiert, in den Augen der meisten Haßbergler sei die Fliegerei im Maintal in erster Linie ein die Allgemeinheit schädigendes Privatvergnügen.
Mehrheit spricht sich für Betrieb durch Gesellschaft in kommunaler Hand aus
Nicht nur, dass mit 60,7 Prozent die Mehrheit der Umfrage-Teilnehmer dem Flugplatz eine große Bedeutung für den Landkreis und die Region beimisst - 51,3 Prozent sagten dazu klar "Ja", 9,4 Prozent "Eher ja". Mehr als die Hälfte (52,6 Prozent) bewertet auch den Betrieb des Platzes durch die öffentliche Hand, sprich durch die Verkehrslandeplatz Haßfurt Schweinfurt GmbH, als positiv und hält auch - bei dieser Frage mit 57, Prozent - die jährlichen Betriebskostenzuschüsse in gegenwärtiger Höhe von jeweils 50 000 Euro für die beiden verbliebenen Gesellschafter Stadt Haßfurt und Landkreis Haßberge, für gerechtfertigt.
Wobei aus den ergänzenden Anmerkungen auf den Fragebögen hervorgeht, dass auch mancher Flugplatz-Gegner die kommunale Verantwortung vorzieht - als geringeres Übel. "Wenn sich die öffentliche Hand zurückzieht, droht die komplette Privatisierung mit deutlich höherer Lärmbelastung für die Bürger in den umliegenden Gemeinden", vermerkt ein Kritiker, nur um im nächsten Satz festzuhalten: "Wenn der Rückzug bedeuten würde, dass der Flugplatz abgerissen wird, dann mit wehenden Fahnen. Raus aus der Verschwendung von Steuermitteln für eine Einrichtung, die niemand braucht, die aber vielen schadet." Im Kreistag Haßberge respektive im Nachhall von Kreistagssitzungen hatten jüngst SPD, Grüne und ÖPD den Ausstieg des Landkreises aus dem Flugplatz oder auch dessen gänzliches Aus gefordert.
In einem Punkt scheint der Umfrage zufolge weitgehend Einigkeit zu herrschen: Mehr als Dreiviertel (76,9 Prozent) der Befragten hält es für angebracht, dass sich die Unternehmen, die den Flugplatz etwa für Dienstreisen nutzen, stärker an dessen Finanzierung beteiligen sollten. Nur 36 von 638 Antworten (5,6 Prozent) lauten hier klar "Nein".
Unternehmen, die Flugplatz nutzen, sollen sich stärker beteiligen
Nichtsdestotrotz weisen mehrere Kommentatoren darauf hin, dass Straße, Wasserstraße oder Schiene deutlich teurer seien, aber jede Verkehrsinfrastruktur aus Steuermitteln bezahlt werde. Es sei ja gerade die Aufgabe des Staates, die Infrastruktur für Wirtschaft und Privathaushalte vorzuhalten. Und ist die heimische Wirtschaft wirklich darauf angewiesen ist, in den Mainauen abheben oder landen zu können? Davon ist gut ein Drittel (33,8) der Umfrage-Teilnehmer überzeugt, ein weiteres Drittel (33,4 Prozent) glaubt das nicht, das letzte Drittel tendiert leicht zu "Eher ja".
Ein interessanter Nebenaspekt der Umfrage: Wenn auch nur mit leichter Dominanz, so geht die Tendenz unter den Befragten doch dahin, dass ihrer Überzeugung nach der weltweite Flugverkehr trotz Klimawandels und Umweltrelevanz der Fliegerei nicht oder eher nicht (zusammen 48,9 Prozent) reduziert werden müsse. 43,6 Prozent halten dies für sicher oder eher notwendig.
Somit überrascht es auch nicht, dass eine Mehrheit der Teilnehmer Flugplätze wie den Haßfurter, die in erheblichem Maße der Hobbyfliegerei dienen, ungeachtet der Lärm- und Umweltbelastungen für zeitgemäß hält. 278 Befragte (43,3 Prozent) sagten hierzu klar "Ja", dem stehen 152 eindeutige Nein-Stimmen gegenüber (23,7 Prozent). Zählt man die "Eher-Stimmen" dazu, passen für 58,5 Prozent der Umfrage-Teilnehmer der Haßfurter und vergleichbare Verkehrslandeplätze absolut in die Zeit. Zumal zahlreiche Fragebögen daran erinnern, dass Tower und Rollfelder in den Mainauen wichtig unter anderem auch für Rettungsflüge seien.