Vielerorts entstehen im Landkreis Haßberge aktuell Photovoltaik-Anlagen auf Freiflächen in der Landschaft. Eine solche ist auch nördlich von Allertshausen im Markt Maroldsweisach geplant. Auf einer Fläche von rund 30,8 Hektar will die BayWa r.e. Solar Projects GmbH dort eine Photovoltaik-Freiflächenanlage errichten, wie aus dem "Vorhabenbezogenen Bebauungsplan" hervorgeht, der auf der Website der Marktgemeinde einsehbar ist.
Aber in Maroldsweisach regt sich bei einem Teil der Bevölkerung Widerstand gegen den bei Allertshausen geplanten Solarpark. Ein Bürgerbegehren wurde gestartet – mit dem Ziel, einen Bürgerentscheid herbeizuführen. So möchten die Initiatorinnen und Initiatoren den Bau der Photovoltaik-Freiflächenanlage noch verhindern beziehungsweise entsprechende Beschlüsse des Gemeinderats zu Flächennutzungs- und Bebauungsplan aus dem April 2022 aufheben.
324 Unterschriften trägt das Bürgerbegehren "Zeilberg"
324 Bürgerinnen und Bürger der Marktgemeinde (Stimmberechtigte gab es bei der vergangenen Kommunalwahl insgesamt rund 2700) unterzeichneten in den vergangenen Wochen und Monaten das Bürgerbegehren, welches den Titel "Für den Erhalt der Kulturlandschaft um den Zeilberg" trägt. Gestartet war es am 12. September 2022. Vor Kurzem nun übergab Ingo Förster, Hauptorganisator des Bürgerbegehrens, die gesammelten 324 Unterschriften an Maroldsweisachs Bürgermeister Wolfram Thein (SPD).
Das Ganze ist nun zunächst eine verwaltungstechnische Angelegenheit, wie der Rathauschef erklärt. Die Unterschriften werden auf ihre Gültigkeit geprüft. Ist formell nichts zu beanstanden, habe die Gemeinde drei Monate Zeit, das Bürgerbegehren umzusetzen und einen Termin für den Bürgerentscheid festzulegen. In der Gemeinderatssitzung am 1. Februar wird das Thema nun auf der Tagesordnung stehen.
Fünf Prozent der landwirtschaftlichen Flächen für Photovoltaik freigegeben
Auf die Frage, ob er mit dieser Art von Gegenwind für den Solarpark gerechnet habe, sagt Thein: "Nein, eigentlich nicht." Es sei für ihn überraschend, dass das jetzt auf einmal so vorangetrieben werde. Das Thema "Solarpark Allertshausen" bearbeite man schließlich schon seit 2019. Wie Thein allgemein erklärt, hat sich die Marktgemeinde entschlossen, insgesamt fünf Prozent der landwirtschaftlichen Flächen für die Nutzung mit Photovoltaik freizugeben.
Dabei sei durch eine 15 Prozent-Grenze pro Gemarkung auf "eine gewisse Verteilung" geachtet und "sensible Bereiche", wie etwa die Weisachaue, seien ausgeklammert worden. In der Marktgemeinde laufen derzeit mehrere Solarprojekte parallel, wie Thein bestätigt. So ist nicht nur bei Allertshausen ein Solarpark vorgesehen, weitere Projekte: der "Solarpark Gresselgrund", der "Solarpark Wasmuthausen" und der "Solarpark Hafenpreppach". Und auch bei Gückelhirn entstehe eine Anlage, ergänzt der Bürgermeister. Bereits abgeschlossen ist der Bau des "Solarparks Saarhof".
Gegen keines der Projekte habe es in dieser Form Proteste gegeben, sagt Thein. Das Bürgerbegehren gegen den "Solarpark Allertshausen" bildet somit eine Ausnahme. Mit zwei Gegenstimmen hatte der Gemeinderat Ende Juni 2022 unter anderem den Vorentwurf für eine Änderung des Flächennutzungsplans für das Projekt gebilligt. Zwei Gemeinderatsmitglieder indes waren aufgrund der persönlichen Beteiligung von Familienmitgliedern an dem Projekt nicht stimmberechtigt. Sie saßen auch nicht am Ratstisch.
Photovoltaik-Freiflächenanlage im Blickfeld des Zeilbergs
Bleibt die Frage: Warum stößt das Vorhaben bei Allertshausen auf Gegenwind? Ein Blick auf die Website des Bürgerbegehrens und auch dessen Titel selbst – "Für den Erhalt der Kulturlandschaft um den Zeilberg" – geben Aufschluss. Es ist die Nähe zu Maroldsweisachs bekanntem Zeilberg, auf dem Bergbau betrieben wird und der touristisch unter anderem durch den Steinerlebnispfad aufgewertet wurde.
Die Photovoltaik-Freiflächenanlage sei von der Aussichtsplattform auf dem Zeilberg komplett einsehbar und es sei davon auszugehen, dass durch die Solaranlage eine Blendwirkung in Richtung Zeilberg entstehe, heißt es auf der Website des Bürgerbegehrens. "Der schöne Blick in Richtung Gleichberge wird durch die Anlage nachhaltig gestört."
Im "Vorhabenbezogenen Bebauungsplan" wird dieser Aspekt ebenfalls aufgegriffen: Die Hochfläche, auf der der Solarpark entstehen soll, sei im Nahbereich von allen Seiten einsehbar, die Fernwirkung aufgrund der umgebenden Waldflächen jedoch begrenzt. "Mit Ausnahme nach Süden, hier besteht ein Blickbezug vom Zeilberg."
An diesen Punkt knüpft das Bürgerbegehren an. Gegen den Ausbau der erneuerbaren Energien im Allgemeinen richtet es sich indes nicht. "Die Notwendigkeit des Umstiegs auf alternative Energien ist gegeben und wird von uns an geeigneten Standorten befürwortet", heißt es dazu. "Ich habe immer den Standpunkt vertreten, dass erneuerbare Energien wichtig sind", erklärt auch Ingo Förster noch einmal auf Anfrage der Redaktion. Dies solle aber nicht mit der Brechstange, sondern an besser geeigneten Standorten geschehen.
Naherholung versus Energiewende?
Vielen Bürgerinnen und Bürgern sei bisher nicht bekannt gewesen, dass nahe dem Zeilberg, einem Wahrzeichen Maroldsweisachs, eine Photovoltaik-Anlage entstehen soll, berichtet Förster. Bei verschiedenen Veranstaltungen war er zuletzt mit einem Info-Stand unterwegs und habe versucht, über das Vorhaben aufzuklären. "Es hätten gerne auch viele andere Bürger angrenzender Gemeinden, die den Zeilberg auch als Naherholungspunkt nutzen, für das Begehren unterschrieben", ergänzt er. Das ist rechtlich jedoch nicht zulässig.
Bürgermeister Thein hingegen merkt mit Blick auf das Bürgerbegehren an, dass man zunächst einmal definieren müsse, was unter dem Begriff Kulturlandschaft zu verstehen sei. Darüber lasse sich streiten. Ebenso sei der Eindruck subjektiv, ob man nun beispielsweise den Blick auf eine Photovoltaik-Anlage als störend, den auf Ackerflächen mit Monokulturen als schön empfinde.
"Für uns steht die Energiewende im Vordergrund", sagt Thein. "Hier muss jeder seinen Beitrag leisten." Mit Ausweichmöglichkeiten, falls Bürgerbegehren und Bürgerentscheid erfolgreich sein sollten, wolle er sich im Moment noch nicht befassen, aber es gebe nur begrenzte Möglichkeiten, noch alternative Flächen in der Marktgemeinde für die Nutzung mit Photovoltaik zu finden.
Das sagt die BayWa r.e. Solar Projects GmbH zum Bürgerbegehren
Hinweis: In der ursprünglichen Version dieses Artikels hatte es zunächst geheißen, dass das Bürgerbegehren voraussichtlich bereits in der Gemeinderatssitzung am 23. Januar auf der Tagesordnung stehen wird. Nun wurde für das Thema jedoch eigens eine Sitzung am 1. Februar angesetzt.
Bleibt als Argument für den Bürgerentscheid: Es soll alles so bleiben wie es ist! Weil: Es war schon immer so.
Sehen sie das auch so beim giftigen Chemischen Müll der durch ihren Konsum mitentsteht? Dieser ist ander als Atommüll auf alle Ewigkeit giftig
https://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/windanlagen-rotorblaetter-mit-recycling-problem-a-4a2c64ed-2359-4711-b808-8eb216675f41
Ökostrom wollen - aber bitte nicht in der Nähe - solche Einstellungen helfen uns nicht weiter. Warum ist es so schlimm wenn man von dem Berg blickt und auch sieht, dass der Ort seinen Beitrag zur Energiegewinnung auf vertretbare Weise beiträgt?