Jetzt, wenn das Frühjahr beginnt, kommt auch wieder Leben in das "Kunsthaus" in Haßfurt, für das das Stadtmarketing den Begriff "ZwischenRAUM" ersonnen hat. Weil die Geschäftsflächen hier seit einem Jahr immer wieder nach dem Modell der Pop-up-Stores genutzt werden: Egal was angeboten wird, Einzelhandel, Ausstellungen oder Workshops, es "poppt" nur für ein paar Tage auf und verschwindet dann wieder.
Für alle, die in Haßfurt wohnen oder der Innenstadt gerne einen Besuch abstatten, ein durchaus interessantes Konzept: Ein wechselndes Programm im imposanten denkmalgeschützten Haus in der Hauptstraße 35, an der Ecke zur Brückenstraße, zieht durchaus Publikum an, insbesondere, wenn es sich um Angebote handelt, die es in der weiteren Umgebung sonst nicht gibt.
Was nun die Monate März bis Mai anbelangt, so teilt sich die Nutzung im "ZwischenRAUM" in zwei Kategorien auf: Kunst auf der einen, Mode und gemütliches Zuhause auf der anderen Seite. Die ersten drei Events sind dem Bereich Kunst und Kultur zuzurechnen. Den Auftakt macht eine Foto-Ausstellung vom 3. bis 7. März von Christine Atkinson-Price unter dem Motto "Reflexionen". Die in Burgpreppach lebende Künstlerin, eine gebürtige Engländerin, die seit 2018 die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt, beschäftigt sich in ihren Arbeiten vor allem mit Spiegelungen. Welche gute Möglichkeiten Wasser, Glas und Spiegel für Reflexionen bieten, das möchte Atkinson-Price mit ihren Exponaten darstellen.
Studentinnen und Studenten aus aller Welt zeigen ihre Kunstwerke
Es folgen im März eine zweiwöchige Ausstellung mit Werken internationaler Kunst- und Fotografiestudenten sowie Ende März/Anfang April ein Auftritt der Haßfurter Autorin Cettina Vicenzino: Sie präsentiert neben ihren eigenen Kochbüchern diverse Foto- und Kunstobjekte.
Dann schlägt die Stunde der Mode: Vom ersten Aprildienstag an bietet "Keck7" (Breitengüßbach) ein fünftägiges "Last-Season-Shopping" unter dem Firmenmotto "alles außer gewöhnlich". Danach öffnet sich sogar für vier Wochen der KikuLuni-Pop-up-Store der Haßfurterin Sabine Merklein, die mit Heimtextilien und Deko locken wird.
Auch im Sommer wird das Angebot weitergehen
Auch für das restliche Jahr 2022 kündigt das Stadtmarketing weitere Nutzungen an, darunter Anfang August Ayurveda-Massagen oder im September die Faber-Castell-Ferienkunstwoche mit dem Mehrgenerationenhaus im Hintergrund.
Die Stadt Haßfurt nennt für 2021 sieben verschiedene Nutzungen des "ZwischenRAUMs", die sich auf 103 Nutzungstage summiert hätten. Was im Umkehrschluss aber auch bedeutet, dass das Kunsthaus, welches die Stadt als Eigentümerin eigentlich als Museum für den Künstler Herman de Vries vorgesehen hatte, weite Teile des Jahres ungenutzt blieb.
Trotzdem spricht Silke Brochloß-Gerner, Leiterin Kultur, Tourismus und Stadtmarketing, in einer Pressemitteilung vom Mehrwert der Pop-up-Stores: "Leerstand wird sinnvoll genutzt und neue Konzepte nach Haßfurt gebracht", heißt es in dem Schreiben vom Mittwoch. Dabei wolle die Stadt keinen finanziellen Nutzen, sondern sie unterstütze im Gegenteil die Mieter in ihrem Vorhaben. Eine Win-win-Situation: Die Stores können sich einer breiten Öffentlichkeit präsentieren. Und die Stadt profitiert von Kunden, die in die Innenstadt gelockt werden.
Allen, die gerne shoppen gehen oder sich für Kultur interessieren, darf das egal sein. Sie stellen sich vermutlich eher die Frage, wie lange es die Pop-up-Läden im Kunsthaus geben wird. Denn "ZwischenRaum" lässt sich auch mit Zwischennutzung interpretieren: Die Stadt macht hier mit einer leer stehenden Immobilie für sich und ihre Bürger aus der Not eine Tugend. Das wird, so Kritiker, aber nicht in alle Ewigkeit gut gehen, denn für das Anwesen steht eine dringende und teure Sanierung an. Und die müsste sich, zumindest in Teilen, durch eine dauerhafte Nutzung refinanzieren.