
Schon vor über 50 Jahren hat er mit seinen Filmen für den Bayerischen Rundfunk die Verschandelung der Natur und die Zersiedlung der Landschaft kritisiert. In Landshut aufgewachsen, machte sich der Denkmaljournalist und Autor Dieter Wieland vor allem als Schöpfer der BR-Filmreihe "Topographie" einen Namen. Und auch mit inzwischen 87 Jahren setzt er sich weiter für Denkmal- und Naturschutz ein.
Die behutsame Entwicklung von Orts- und Landschaftsbildern sind Wielands Anliegen. Der Landesverband für Heimatpflege zeichnet deshalb jedes Jahr unter seinem Namen Journalistinnen und Journalisten aus. Einen Förderpreis erhielt jetzt die Main-Post-Mitarbeiterin Rosie Füglein. Im Interview kritisiert Dieter Wieland Pendler und Politiker - und blickt aber auch zuversichtlich nach Unterfranken.
Dieter Wieland: Wir sind schamlos im Vermarkten unserer Schönheit. Wir haben ein schönes Land. Und ich habe immer darauf spekuliert, das müsste doch auch ein Politiker merken. Aber die sehen eigentlich nur die Möglichkeit, die Schönheit zu verkaufen. Dabei muss man die Schönheit schützen und pflegen. Sie ist ein Geschenk. Das ist etwas, was man schon mit Kinderaugen begreift. Leider, wenn wir mal Bausparer sind, dann sehen wir das ganz anders. Dann haben wir wahnsinnig viel vergessen, von dem, was uns Kindern mal Freude gemacht hat. Wir tun eigentlich alles, um diese Schönheit täglich zu vermindern.
Wieland: Ich habe mir nur Feinde geschaffen und bin immer wieder angeeckt. Lob können die Bayern bis zum Umfallen hören. Aber Kritik vertragen gerade Politiker überhaupt nicht. Ich habe wirklich große Gegner gehabt. Das ging rauf bis zum Ministerpräsidenten.
Wieland: München wurde zu den Olympischen Spielen 1972 autogerecht hergerichtet. Der Englische Garten zerstört, der zu den schönsten Parks der Welt gehört. Dieser Wahn, dem Auto einen Betonteppich auszulegen - und das tun wir doch im Grunde heute noch. Unsere Verkehrsminister wollen immer noch mehr Kilometer. Immer noch mehr und immer noch neu. Mit Nachfolgelasten bis in alle Ewigkeit, genauso wie bei den Neubaugebieten.
Wieland: Was ist das für ein Dorfleben, wenn ich in der Garage in das Auto einsteige, durchsause aus dem Neubaugebiet durch die Hauptstraße? 50 fährt da keiner. Es ist auch wurscht, wer da wohnt, wer da schläft, wer da isst, neben der Straße. Und dann ist da einfach kein Gespräch mehr möglich. Im Auto erfährst du nix vom Dorfleben. Das ist ein Pendler. Der pendelt von seinem Bett irgendwohin nach Würzburg, oder weiß der Teufel wohin. Und arbeitet da und kommt dann, wenn es dunkel ist, wieder heim.
Wieland: Das ist kein Dorfleben. Die Menschen wissen am Ende gar nicht mehr, wo sie zu Hause sind. Sie haben nur noch den Fußballplatz und den Kindergarten. In einer Neubausiedlung lebt man sehr für sich. Das sind alles abgeschlossene Familiengemeinschaften. Die treffen sich natürlich, Gott sei Dank, im Sportverein. Aber das ist nicht das eigentliche Dorfleben. Und so gibt es auch keine Dorfpolitik. Denn ich habe mein Haus, was will ich noch mehr?
Wieland: Demokratie ist das Gespräch mit dem Bürger. Die Politik muss endlich lernen, aus ihren Hinterzimmern und aus ihren geschlossenen Ratssälen rauszukommen und mit den Bürgern zu sprechen. Und zwar rechtzeitig und nicht erst, wenn der Termin kommt, dass man etwas öffentlich machen muss, weil es der Gesetzgeber so verlangt.
Wieland: Es gibt die kommunalen Politiker, bei denen sich etwas gedreht hat im Kopf, zum Beispiel in Hofheim. Beim Hofheimer Modell schauen sie, ob die leerstehenden Altbauten jemand will, möglichst jemand vom Dorf. Und nur einer, der dann auch dort wohnt und lebt. Sie verkaufen kein Haus im Dorfkern an einen Frankfurter, der im Sommer ein paar Wochenenden da ist.
Wieland: Es hat mir sehr gefallen, dass in Unterfranken sich sehr viele am Volksbegehren "Rettet die Bienen" beteiligt haben. Die Ergebnisse des Volksbegehrens waren etwas sehr Wichtiges für Unterfranken. Jetzt werden neue Streuobstanlagen gepflanzt. Ich habe vor 40 Jahren einen Film über alte Apfelsorten bei Veitshöchheim gedreht. Da hat man gesagt, weg mit diesen Bäumen, dafür gibt es Subventionen. Jetzt kommen wir langsam darauf, Moment einmal, die Bienen brauchen Streuobstwiesen. Jetzt pflanzen wir wieder Streuobstwiesen, finanziert mit Subventionen. Ist das nicht verrückt?
Dieter-Wieland-Preis für Main-Post Mitarbeiterin Rosie Füglein

Ganz sicher? Oder widmete er sich nicht eher dem Anprangern, Aufmerksam machen oder Verhindern?
Gruß
A. Träger
Mit freundlichen Grüßen
Ralf Zimmermann, Main-Post Digitales Management