
Die vierte Coronawelle rollt. Auch im Landkreis Haßberge steigt die Sieben-Tage-Inzidenz weiter. Mit 408,2 meldet das Robert Koch-Institut (RKI) für den Landkreis am Freitag den höchsten Wert seit Beginn der Pandemie im März 2020. Nur kurzzeitig, während der dritten Welle, hatte die Inzidenz mit 350,8 Ende April dieses Jahres annähernd dieses Niveau erreicht.
Der große Unterschied: Anders als in den vorangegangenen Coronawellen mit stark ansteigenden Inzidenzen ist die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit dem Virus in den vergangenen Wochen kaum gestiegen. 87 gestorbene Coronapatienten hatte der Landkreis Haßberge nach Abflauen der dritten Welle im Mai 2021 verzeichnet. Erst Ende September kam der 88. Todesfall hinzu. Seitdem sind drei weitere Patienten gestorben.
Das Landratsamt will allerdings auf Anfrage dieser Redaktion keine Prognosen dazu abgeben, ob die Anzahl der Todesfälle in den kommenden Wochen weiter steigen wird. „Dies kann aus den uns vorliegenden Daten nicht prognostiziert werden und ist daher nicht vorhersehbar“, schreibt Pressesprecherin Moni Göhr. Die vergangenen Wochen hätten allerdings gezeigt, dass die Impfungen vor schweren Verläufen schützen.
Nur ein Bett auf der Intensivstation ist noch frei
Dass sich nun endlich auch Skeptiker zum Wohle der Allgemeinheit impfen lassen sollten, zeigt auch ein Blick auf die Intensivstation der Haßberg-Kliniken im Haus Haßfurt. Sechs Intensivbetten stehen hier zur Verfügung, davon sind derzeit fünf belegt, wie das Unternehmen informiert. Allerdings handele es sich nur bei zwei der intensivmedizinisch Betreuten um Covid-Patienten. Ein weiteres Intensivbett belegt demnach ein Corona-Verdachtsfall. Stationär werden - inklusive der drei Personen auf der Intensivstation - derzeit 25 Corona-Patienten behandelt. Wegen der hohen Auslastung gehen die Haßberg-Kliniken laut der Mitteilung aktuell dazu über, geplante Operationen zu verschieben, falls dies verantwortbar erscheint.
Der Haßbergkreis gilt als regionaler Hotspot
Aufgrund der hohen Inzidenz und derzeitigen Auslastung der in der gesamten Region zur Verfügung stehenden Intensivbetten gilt der Landkreis Haßberge als regionaler Corona-Hotspot. Für diese greifen laut der jüngsten Pressemitteilung des Landratsamtes die Regelungen der roten Stufe der bayerischen Klinik-Ampel. Das bedeute insbesondere großflächige Zugangsbeschränkungen im Sinne der 2G-Regelung und FFP2-Maskenpflicht.

Das aktuelle Infektionsgeschehen sei diffus. Die Fälle sind flächendeckend über den ganzen Landkreis verteilt, wie auch unsere Grafik zeigt. Vor Wochenfrist gab es noch zwei Kommunen, in denen keine aktiven Coronafälle bekannt waren: Ermershausen und Stettfeld. Doch auch hier hat sich das Virus inzwischen wieder ausgebreitet und jeweils fünf Menschen infiziert. Gemessen an der Einwohnerzahl sind Knetzgau (66 aktive Fälle/6501 Einwohner), Kirchlauter (20/1311) und Ebelsbach (41/3843) derzeit am schlimmsten von der Pandemie betroffen. Die mit Abstand meisten Infizierten gibt es im Landkreis Haßberge zurzeit in Haßfurt (126).
52 Corona-Neuinfektionen am Freitag
Insgesamt meldet das Gesundheitsamt am Freitag 52 weitere Neuinfektionen. Dadurch erhöht sich die Zahl der bestätigten Fälle auf 5363. Davon seien 4723 Bürgerinnen und Bürger inzwischen wieder genesen, somit gelten 549 Personen als infiziert. 91 Menschen sind im Zusammenhang mit der Infektion verstorben. In häuslicher Isolation befinden sich 356 Personen.

Wie vor den Ferien gibt es laut dem Landratsamt auch derzeit einzelne Fälle in Schulen und verschiedenen Einrichtungen. Auch bei privaten Treffen und Feiern, innerhalb der Familie und auch bei Vereinstreffen und -aktivitäten finden demnach die Ansteckungen statt. Derzeit infizieren sich vor allem jüngere Personen mit dem Virus. 20 Patienten seien derzeit jenseits der 80. In der Altersgruppe der 60- bis 79-Jährigen seien aktuell 89 Bürgerinnen und Bürger aus dem Haßbergkreis mit Covid-19 infiziert. Im Alter von 35 bis 59 Jahren sind es 192, unter den 15- bis 34-Jährigen 119 Patienten. Bei Kindern im Alter von fünf bis 14 Jahren verzeichnet das Gesundheitsamt aktuell 80 aktive Coronafälle sowie acht bei Kleinkindern.
Fast die Hälfte der aktuell Infizierten sei vollständig geimpft, erklärt das Gesundheitsamt und nimmt dabei Bezug auf die Zahlen vom Donnerstagnachmittag. Von 490 Patienten galten da 229 Personen als vollständig geimpft. Allerdings legt die Behörde Wert auf die Feststellung, dass die Betroffenen mit Impfschutz in den wenigsten Fällen Symptome aufweisen würden. Deswegen sei es aus medizinischer Sicht auch nicht korrekt, diese Fälle als Impfdurchbrüche zu bezeichnen.