Seit eineinhalb Stunden steht er sich schon für die Corona-Impfung die Beine in den Bauch – und das, obwohl er "bekennender Impfverweigerer" ist. "Aber sonst komme ich ja nicht mehr ins Kino oder ins Café", sagt der 26-jährige Selbstständige. In der Würzburger Warteschlange hinter ihm: der 23-jährige Medizinstudent, der für seinen Klinikeinsatz die Booster-Impfung braucht und der 31-jährige Software-Entwickler, der seine "Johnson & Johnson"-Impfung absichern will. Außerdem eine Schülerin, die erst seit ein paar Tagen zwölf Jahre alt ist und damit gerade erst impfberechtigt. Schon steht sie an: "Weil ich unbedingt weiter Volleyball in der Halle spielen will, deshalb."
Der angehende Arzt, der Software-Experte, die Schülerin und der Selbstständige machen am Mittwoch nur einen kleinen Teil der langen Menschenschlange aus, die sich zwecks Impfung vor den Würzburger Arkaden am Rathaus gebildet hat. Angesichtsbayerischer Rekord-Inzidenzen und strengerer Verhaltensvorschriften von 3G-Plus bis 2G ist in weiten Teilen Unterfrankens der Impfandrang enorm.
Ärger bei manchen Impfwilligen über Organisation der Angebote in Würzburg
An diesem Tag wärmt die Sonne noch; es sind zehn Grad. Die lange Warterei – mindestens 50 Menschen stehen gerade an – ist also auszuhalten, zumindest wenn man jung ist. Gerade hat ein Mitarbeiter des Impfteams das Schild "Stop! Bitte nicht mehr anstellen!" hinter den Wartenden geparkt, da nähert sich noch eine ältere Dame, die das Schild großzügig ignoriert. "Was soll ich denn sonst machen?", fragt sie. "Ich bin 82 Jahre alt und extra von Veitshöchheim hergekommen. Die müssen mich doch impfen!"
Sie habe, berichtet die Seniorin, zwecks Drittimpfung zuvor versucht, im Landratsamt anzurufen, wo "keiner rangeht". Auch im Bürgerbüro Veitshöchheim (Lkr. Würzburg) habe man ihr nicht geholfen. "Eine Katastrophe, diese Organisation", findet die Dame. Sie versteht nicht, warum das Würzburger Impfzentrum abgebaut wurde. Dort sei es, meint sie, besser gelaufen. "Und parken konnte man auch."
Stillgelegte Impfzentren sollen auch in Unterfranken reaktiviert werden
Einer Ankündigung der Bayerischen Staatsregierung zufolge sollen in ganz Bayern jene Impfzentren, die erst vor wenigen Wochen heruntergefahren wurden, demnächst wieder aktiviert werden. So auch in Würzburg, bestätigt der Sprecher der Stadt, Georg Wagenbrenner. Man bespreche die Wiederaufnahme der Impfzentren aktuell mit dem Landkreis. "Aber natürlich braucht es dafür einen Vorlauf". Man tue, was man könne, handle als Kommune dabei "weit über den staatlichen Auftrag hinaus".
So berate und impfe das Team an den Arkaden jeden Mittwoch bis zu 200 Personen und biete zudem wöchentlich zwei weitere Sonderimpftermine an. Den aktuellen Bedarf deckt dieses Impfangebot offenbar dennoch nicht. Passanten berichten von "tumultähnlichen Szenen" an den Tagen zuvor, als viele Menschen nach langer Wartezeit ohne Impfung weggeschickt worden seien. "Die Leute haben lautstark protestiert und wollten nicht gehen", sagen Augenzeugen.
MVZ Mainfranken in Schweinfurt: "Die Leute rennen uns die Türen ein"
Auch in der Stadt Schweinfurt, die geplagt ist von extrem hohen Corona-Inzidenzen, ist der Impfwille offenbar stark gewachsen. Dies ist zumindest der Eindruck von Stefan Schlicht, dem Leiter des Hausärztlichen Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) Mainfranken in Schweinfurt. "Die Leute rennen uns die Türen ein", berichtet er. Das Wartezimmer fasse die vielen Impfwilligen gar nicht mehr, die Leute hätten am Mittwoch vor dem Versorgungszentrum in einer Schlange von mindestens 20 Metern Länge auf der Straße warten müssen.
Seine Arztkolleginnen und -kollegen hätten aber "alles gegeben" und zu dritt "geimpft, was nur ging": 70 Patientinnen und Patienten allein am Mittwochvormittag. Schlicht zufolge handelt es sich bei 80 Prozent der Impfwilligen um eher ältere Leute, die ihre Drittimpfung wollen. Aber aktuell kämen eben auch bisher Ungeimpfte. "Weil ihnen der Chef sonst Ärger macht, weil sie weiter in die Disco wollen. Sie kommen, weil sie den Druck spüren und nicht, weil sie der Impfung jetzt positiver gegenüber stünden", sagt Schlicht.
Impfverweigerer: Verunsichert durch uneinheitliche Aussagen zur Impfstoff-Sicherheit?
Während der Impfandrang in den großen Städten Unterfrankens steigt, hält er sich offenbar in kleineren Orten in Grenzen: Vielleicht, weil dort die Organisation besser funktioniert? Das glaubt jedenfalls Hausarzt Dr. Eberhard Helm, der in Ostheim vor der Rhön im Landkreis Rhön-Grabfeld praktiziert. Er habe, sagt Helm, seine überwiegend älteren Patientinnen und Patienten "alle schon einbestellt, beraten und geboostert"; deshalb hielten sich bei ihm die Anfragen Impfwilliger in Grenzen.
"Allerdings betreue ich einen ungeimpften Patienten im Altenheim, der wollte bisher nicht, weil er über die Impfung immer 'so viel Schlimmes' gehört hat", berichtet der Hausarzt. Auch dieser Senior habe sich jetzt - trotz Angst - für die Impfung entschieden. In diesem Zusammenhang kann sich der Ostheimer Arzt einen Seitenhieb auf die Politik nicht verkneifen: "Durch sehr unterschiedliche Ansagen zur Sicherheit der Impfstoffe, gerade was Astrazeneca angeht, hat die Politik schon selbst dafür gesorgt, dass Menschen zu Impfverweigerern geworden sind", meint er.
Wird der Impfstoff bald wieder knapp?
Auch der Mainbernheimer Hausarzt und Vorsitzende des Gesundheitsnetzes Kitzinger Land, Dr. Michael Bedö, ist auf "die Politik" aktuell nicht gut zu sprechen. Ihn ärgert, dass die Hausärzte den Corona-Impfstoff nach Maßgabe des Bundes in den vergangenen Monaten nur zweiwöchentlich vorbestellen durften. "Das führt dazu, dass wir den Impfstoff, der ja nicht lange haltbar ist, eher zurückhaltend ordern, weil wir ja nicht immer zwei Wochen im Voraus wissen können, wer zum Impfen kommt." Allerdings ändert sich diese Bestellvorgabe demnächst; laut Deutschem Apothekerverband darf ab 16. November wieder wöchentlich Impfstoff geordert werden.
Auf die Frage, ob der Impfstoff angesichts der großer Nachfrage knapp werde, winken befragte Hausärzte ab. "Noch nicht", sagen sie. Aus dem Landkreis Miltenberg aber kommt am Mittwoch eine erste Alarmnachricht: "Kommen Sie nicht ohne Termin, wir haben keinen freien Impfstoff mehr", teilt Landrat Jens Marco Scherf den Bürgerinnen und Bürgern mit. Er bitte um Geduld, aber die Impfmöglichkeiten des Impfzentrums Miltenberg seien "bis nächste Woche ausgebucht". Am Donnerstag melden weitere unterfränkische Impfzentren, Königsberg im Landkreis Haßberge etwa und Rhön-Grabfeld, Überlastungen.
Sehr weit scheints ja mit seinen Prinzipien nicht zu sein. Wenn man die über den Haufen wirft nur damit man in´s Kino kann.
Aber ich finde es gut - wieder ein Geimpfter mehr.
Corona Tote in D in der Woche vom 3.-9. Januar 2021 6145.
Bei geringerer Inzidenz als derzeit.
Corona Tote in D in den letzten 7 Tagen 1043.
Quelle Johns Hopkins Universiy.
Also sterben jetzt bei höheren Fallzahlen sehr viel weniger Menschen an Corona als vor der Möglichkeit der Impfung.
Sogar hentinger sollte kapieren woran das liegt.