Hackschnitzel statt Heizöl – so lautet künftig die Devise beim Automobilzulieferer Valeo am Standort Ebern-Fischbach, dem Kompetenzzentrum für Kunststoff. Für das Unternehmen ist es eine Innovation: Das Werk ist das erste bei Valeo weltweit mit einem Heizsystem, das gänzlich auf nachwachsende Rohstoffe setzt und keine fossilen Brennstoffe mehr verwendet. Die Produktionshallen und Büroräume des Werkes werden nun nur noch mit einer modernen Biomasse-Heizung beheizt. Am Freitag ist die neue Anlage offiziell eingeweiht worden.
1. Weshalb hat Valeo am Standort Fischbach ein neues Heizsystem?
"Valeo hat sich vorgenommen, bis 2050 klimaneutral zu werden", erklärte Harry Bätz, der Senior Site General Manager für Valeo Deutschland, bei der Einweihung. Das neue Heizsystem sei für das Unternehmen nun ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg dahin, da es die bisherige Öl-Heizung komplett ersetze.
Dadurch spart das Unternehmen laut eigener Aussage nicht nur 115.000 Liter Heizöl samt Brennstoffkosten jährlich ein, sondern beheizt den Standort nun auch CO₂-neutral. Das rührt laut dem Unternehmen daher, dass das Holz während der Wachstumsphase so viel Kohlenstoffdioxid aufnehme, wie später wieder beim Verbrennungsprozess freigegeben werde. Im Vergleich zur vorherigen Öl-Heizung werde pro Tag nun eine Tonne des Treibhausgases eingespart – pro Jahr also 365 Tonnen.
2. Was bedeutet das für den Standort?
Für Landrat Wilhelm Schneider (CSU) steht fest: Die Investition in Höhe von 840.000 Euro in das neue Heizsystem setze nicht nur ein positives Signal für den Wirtschaftsraum Ebern und Haßberge, sondern sei auch eine Voraussetzung, um Arbeitsplätze zu erhalten – oder sogar auszubauen.
Die Biomasse-Anlage sei eine weitsichtige Entscheidung, gerade im Hinblick auf die CO₂-Bepreisung, erklärte Schneider. Und das Unternehmen leiste durch die neue Anlage nicht nur einen Beitrag zur Wärmewende, sondern auch zum Klimaschutz. Zusätzlich leiste das Heizsystem seinen Beitrag dazu, dass der Landkreis es schafft, bis 2030 bilanziell klimaneutral zu werden.
Das Unternehmen plane am Standort Ebern-Fischbach außerdem noch weitere Schritte in Richtung Klimaneutralität, wie Harry Bätz am Freitag erklärte. Künftig – wann genau stehe noch nicht fest – plane Valeo auch noch eine Photovoltaik-Anlage am Standort zu errichten. Dadurch sollen die rund 80 Spritzgussmaschinen im Werk mit grünem Strom betrieben werden.
Die Investition im sechsstelligen Bereich sowie die weiteren Pläne sollten für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Standort Fischbach ein gutes Zeichen sein, was die Sicherheit ihrer Arbeitsplätze betrifft. Denn die Lage in den Valeo-Werken ist nicht überall so rosig: Im Eberner Werk ging in der Vergangenheit immer wieder die Sorge vor Stellenabbau um, und am Standort Bad Neustadt soll die Fertigung zum Sommer 2024 geschlossen werden. 310 Arbeitsplätze könnten dort abgebaut werden.
3. Wie ist die Heizanlage aufgebaut?
Die Biomasse-Anlage sitzt in einem eigenen, neu gebautem Heizhaus, außerhalb der Produktionsstätten. Neben einem Lagerraum für Hackschnitzel oder Pellets, welcher 230 Kubikmeter Masse fasst, gibt es dort auch zwei Heizkessel, die zusammengenommen eine Leistung von rund 1000 Kilowatt haben.
Zusätzlich gibt es einen 30.000 Liter Warmwasser-Speicher. Durch isolierte Verbindungsleitungen zum Werk wird so die Wärme in das interne Heizungsnetz eingespeist. Außerhalb des Heizhauses gibt es eine Anlieferbucht samt Fördertricher – von dort kann die Biomasse direkt vom Lkw in den Vorratsraum befördert werden. Valeo hat für das Projekt einen regionalen Handwerksbetrieb als Generalunternehmer an Bord geholt. Die Sanitär- und Heizungsfirma Freß aus dem Maroldsweisacher Ortsteil Allertshausen.
4. Wie viel Brennstoff benötigt die Heizung und woher kommt er?
Pro Jahr benötigt Valeo am Standort Ebern-Fischbach etwa 1500 bis 1600 Kubikmeter Hackschnitzel, um Produktionshallen und Büroräume warm zu bekommen. Der Rohstoff, der in der neuen Heizanlage verbrannt wird, stammt von Waldpflegearbeiten aus dem Staatswald – beispielsweise durch Borkenkäfer-Holz, das dort entnommen wird.
Valeo arbeitet hier mit den bayerischen Staatsforsten Bad Königshofen zusammen. Die anfallende Asche und auch die ausgestoßenen Emissionen wie Feinstaub sollen sich laut den Verantwortlichen durch moderne Filtersysteme und Abgaswäscher in Grenzen halten.
Wald schützen und nutzen, aber nicht übernutzen.
Wald aus der Nutzung nehmen ist dagegen klimaschädlich!