Der Klimaschutz im Haßbergkreis kann weiter Fahrt aufnehmen: Der Klimapakt, mit dem der Landkreis bis zum Jahr 2030 klimaneutral werden möchte, ist am Montag im Kreistag mit überwältigender Mehrheit verabschiedet worden. Nur eine Gegenstimme gab es – und die kam von Altbürgermeister Bernhard Ruß (SPD) aus Sand.
Das ist nicht überraschend: Ruß hatte bereits in einer vorangegangenen Gemeinderatssitzung gegen die Teilnahme der Kommune am Klimapakt gestimmt. Die Gemeinde des Altbürgermeisters ist aber nicht die einzige, die sich gegen das Bündnis ausgesprochen hat. Auch die Marktgemeinde Rentweinsdorf lehnte den Beitritt zuletzt ab. In Riedbach, Pfarrweisach und Burgpreppach steht der Entschluss hingegen noch aus. Die restlichen 21 Städte und Gemeinden im Haßbergkreis haben beschlossen, dem Klimapakt beizutreten.
Gebündelte Stelle im Landratsamt
Der Landkreis Haßberge sei Klimaschutzmanagerin Lisa Kötting zufolge bereits auf einem guten Weg, die bilanzielle CO₂-Neutralität zu erreichen, müsse sich aber weiter anstrengen. Während er im Jahr 1990 noch knapp 1,25 Millionen Tonnen CO₂ ausgestoßen hat, habe sich die Emission laut der Klimaschutzmanagerin bis zum Jahr 2020 auf rund 616.000 Tonnen verringert. Bis zum Jahr 2030 soll der Wert nun nochmals sinken. Und zwar auf circa 420.000 Tonnen pro Jahr.
Damit das gelingt, soll es künftig jährliche Treibhausgasbilanzen geben. Und um die Bürgerinnen und Bürger mit an Bord zu holen, auch ein digitales Maßnahmendashboard. Wer mag, kann dort dann nachsehen, welche Projekte die Kommunen umsetzen.
Die Strategie soll alle Kommunen abholen
Der Landkreis habe zwar schon ein Klimaschutzkonzept, eine komplette Strategie, an der sich sämtliche Kommunen beteiligen können, gebe es bis dato jedoch noch nicht, erklärte Kötting. Das soll sich durch den Klimapakt nun ändern. Künftig soll es eine gebündelte Stelle im Landratsamt geben, die sich um die zentrale Klimaschutzkoordination kümmert, statt mehreren Stellen in den Kommunen.
"Wir sind damit einer der Vorreiter in Bayern. Auch andere Landkreise werden sich an uns orientieren", prognostizierte MdL Steffen Vogel (CSU) und bekräftigte, dass er hinter dem Klimapakt stehe. Die Energiewende werde laut Vogel auf dem Land passieren – auch im Haßbergkreis – denn hier gebe es Fläche für Photovoltaikanlagen und Windkraft.
"Damit haben wir noch nicht unsere Heizungen ausgetauscht", merkte der Eberner Bürgermeister Jürgen Hennemann an. Der Beschluss, dem Klimapakt beizutreten, löse nicht automatisch alle Probleme. Jetzt sei es wichtig, dass das beschlossene Papier nicht in einer Schublade versauere, sondern dass die Ziele darin auch umgesetzt werden. Dem stimmte auch der Aidhausener Bürgermeister Dieter Möhring (Wählergemeinschaft) zu: Das Papier habe eine lange Vorlaufzeit gehabt. Nun müsse es umgesetzt werden. "Sonst verlieren wir an Glaubwürdigkeit."
"Wir haben das gleiche Ziel, aber unterschiedliche Auffassungen, wie das Ziel erreicht werden kann", brachte sich Ruß in die Diskussion ein. Ihm zufolge brauche es nicht noch eine weitere, neue Institution, die sich um Klimaarbeit kümmere. Er blieb mit seiner Meinung alleine.
Julian Müller (CSU) hoffte indessen, dass sich der Sander Gemeinderat noch zur Teilhabe am Pakt umstimmen lässt. Die Entscheidung des Gemeinderats sollte akzeptiert werden, kritisierte dagegen der ehemalige Sander Rathauschef und schoss weiter gegen Müller: Diese Entscheidung "sollte man jetzt nicht schlecht und hintenrum madig machen".