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Hammelburg/Eisenheim/Ostheim
Was unterfränkische Bauern von Manuela Rottmann halten - und was sie sich von ihr wünschen
Die Landwirtschaft und die Grünen, das war oft ein schwieriges Miteinander. Warum das unter Cem Özdemir und Manuela Rottmann, den neuen Chefs im Landwirtschaftsministerium, so nicht bleiben muss.
Landwirtschaft will gelernt sein. Auf Instagram postete Manuela Rottmann, die künftige Staatssekretärin im Agrarministerium, schon mal ein Foto von sich beim Melken einer Kuh.
Foto: Büro Rottmann | Landwirtschaft will gelernt sein. Auf Instagram postete Manuela Rottmann, die künftige Staatssekretärin im Agrarministerium, schon mal ein Foto von sich beim Melken einer Kuh.
Gerhard Fischer
 und  Michael Czygan
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:57 Uhr

Kritik an mangelndem Umweltbewusstsein, an mangelndem Tierwohl in den Ställen: Das Verhältnis zwischen den Grünen und den Landwirtinnen und Landwirten war nicht immer gut. Doch das scheint sich zu wandeln. Fragt man unter Bauern in Unterfranken nach, macht sich vielfach die Erkenntnis breit, dass die Grünen der bäuerlichen Landwirtschaft im Kampf ums wirtschaftliche Überleben vielmehr ein Partner als ein Gegner sein könnten. Insofern begegnet man dem neuen Agrarminister Cem Özdemir und Manuela Rottmann, seiner Staatssekretärin aus Hammelburg (Lkr. Bad Kissingen), mit einigem Wohlwollen, aber auch klaren Erwartungen.

Bauernpräsident Stefan Köhler: Man werde "vernünftig zusammenarbeiten"

Stefan Köhler, der unterfränkische Bauernpräsident, gehörte am Donnerstag zu den Ersten, die  Manuela Rottmann gratulierten. Die designierte Staatssekretärin habe auch gleich geantwortet, berichtet Köhler. "Wir kennen uns von einigen gemeinsamen Terminen", sagt der Betreiber einer Mutterkuhhaltung im Hochspessart. Rottmann sei keine Ideologin, man werde "vernünftig zusammenarbeiten". Grundlage seien die Ergebnisse der "Zukunftskommission Landwirtschaft" (ZKL). So stehe es auch im Ampel-Koalitionsvertrag.

Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte die ZKL nach den Bauern-Protesten 2019 ins Leben gerufen. Damals waren auch Landwirte aus Unterfranken mit ihren Traktoren tagelang demonstrierend bis Berlin gefahren. Für viele Beobachter überraschend, einigten sich in der Kommission Vertreter von über 30 landwirtschaftlichen Organisationen und Umweltverbänden heuer im Sommer mit der Politik auf einen Weg, die Agrarwirtschaft klima-, umwelt- und tierschutzgerecht umzugestalten.

Die Beteiligten bekannten sich zu dem Ziel, die Landwirtschaft bei dieser Transformation dauerhaft zu unterstützen, so dass die Betriebe wirtschaftlich überleben. Nicht nur das System der flächengebundenen Direktzahlungen aus EU-Töpfen soll schrittweise umgebaut werden. Es müsse dabei auch zusätzliches Geld für Gemeinwohlleistungen der Bauern bereitgestellt werden, sagt Köhler, der in dieser Woche angekündigt hat, 2022 als Bayerischer Bauernpräsident zu kandidieren.

Biobauer Eberhard Räder aus Bastheim: "Sehr glaubwürdig und unkompliziert"

Unterstützung von der neuen Regierung erhofft sich auch Eberhard Räder. Manuela Rottmann hatte seinen Biohof in Bastheim (Lkr. Rhön-Grabfeld) im Wahlkampf besucht. "Ich habe sie als sehr glaubwürdig und unkompliziert kennengelernt", sagt der Landwirt, der für die Grünen auch im Kreistag Rhön-Grabfeld sitzt.

Manuela Rottmann (Mitte) im Sommer beim Wahlkampf auf dem Biohof von Eberhard Räder (links) in Bastheim (Lkr. Rhön-Grabfeld).
Foto: Eckhard Heise | Manuela Rottmann (Mitte) im Sommer beim Wahlkampf auf dem Biohof von Eberhard Räder (links) in Bastheim (Lkr. Rhön-Grabfeld).

"Ich wünsche mir, dass sie für ein Bewusstsein arbeitet, dass Nahrungsmitteln und der Landwirtschaft mehr Wertschätzung entgegengebracht wird", erklärt Räder. Für landwirtschaftliche Erzeugnisse, egal ob ökologisch oder konventionell produziert, müsse wieder ein ehrlicher Preis möglich sein.

"Land schafft Verbindung"-Mann Claus Hochrein erwartet "konstruktive Gespräche"

Claus Hochrein aus Eisenheim (Lkr. Würzburg) gehört zu den Bauern, die sich mit der Gruppe "Land schafft Verbindung" immer wieder besonders lautstark für ihre Interessen eingesetzt haben. Gerade erst musste man wegen Corona eine für nächste Woche in Brüssel geplante Demo absagen.  Angusrinder-Züchter Hochrein fürchtet, durch den "Green Deal" der EU-Kommission drohten den Bauern bis zu 30 Prozent Einkommensverluste.

Gleichzeitig erwartet er "konstruktive Gespräche" mit der neuen Grünen-Spitze im Agrarministerium. Im Ziel, regional hochwertige Lebensmittel zu produzieren und dabei den Bauern eine auskömmliche Entlohnung zu sichern, sei man sich vermutlich einig, sagt Hochrein.

Artur Steinmann: Rottmann kennt "Strukturen des Weinbaus" in Franken

Auf den Dialog mit Manuela Rottmann freut sich auch Artur Steinmann, der Präsident des Fränkischen Weinbauverbands. Als Unterfränkin kenne die künftige Staatssekretärin "die Strukturen des Weinbaus der Silvaner-Heimat Franken".

Winzerinnen und Winzer wünschten sich "verlässliche politische Rahmenbedingungen für die Erzeugung von hochwertigen Frankenweinen, sowohl für den ökologischen als auch den integrierten Weinbau, und die Umsetzung der EU-Weinmarktreform". Gerne wolle er, so Steinmann, mit Rottmann die Stärkung des ländlichen Raums vorantreiben.

CSU-Mann Axel Kochinki findet Rottmann-Berufung "Weltklasse" 

"Es ist Weltklasse, dass Frau Rottmann Staatssekretärin wird", sagt Axel Kochinki. Der Landwirt, Braumeister und Chef der Streck-Bräu in Ostheim vor der Rhön (Lkr. Rhön-Grabfeld), saß einmal für die CSU im Stadtrat und im Kreistag.

Zwei Erlebnisse lassen Kochinki aber von der Grünen aus Hammelburg politisch schwärmen. Im April 2020, mitten im harten Lockdown, als die Streck-Bräu mit geschlossenen Gaststätten, Kurzarbeit und keiner Aussicht auf Festbetriebe arg zu kämpfen hatte, kam ein Anruf aus Berlin. Manuela Rottmann war am Telefon. Sie wollte wissen, wie der Betrieb durch die Krise kommt, wie sie helfen könne. Angesprochen auf ein Ärgernis im Zusammenhang mit der Rückzahlung von KfW-Krediten habe sich Rottmann bis ins Finanzministerium hinein schlau gemacht. Kochinki: "Letztendlich konnte sie an dem Missstand nichts ändern. Aber ich war beeindruckt, wie detailliert sie sich mit unserem Problem auseinandergesetzt hat."

Axel Kochinki, der Chef der Streck-Bräu in Ostheim vor der Rhön (Lkr. Rhön-Grabfeld), ist eigentlich ein CSU-Mann, doch Manuela Rottmann hat es geschafft, ihn zu beeindrucken.
Foto: Eva Wienröder | Axel Kochinki, der Chef der Streck-Bräu in Ostheim vor der Rhön (Lkr. Rhön-Grabfeld), ist eigentlich ein CSU-Mann, doch Manuela Rottmann hat es geschafft, ihn zu beeindrucken.

Aus dem ersten wurde ein zweiter Kontakt. CSU-Mann Kochinki hatte einen Satz nach der Art "Grüne sind unwählbar" formuliert. Manuela Rottmann wollte das so nicht stehen lassen. Also diskutierte ein gutes Dutzend eher konservativ geprägter Menschen schließlich im Sommer mit der grünen Wahlkämpferin in einem Ostheimer Wohnzimmer über alle möglichen Themen. "Wir haben zweieinhalb Stunden sachlich debattiert. Wie sie sich mit der Wählerbasis auseinandergesetzt hat, war bewundernswert. Und sie redet auch nicht jedem nach dem Maul", urteilt Kochinki. "Was kann uns Besseres passieren hier in der Rhön, wo Landwirtschaft und Tourismus im Biosphärenreservat so wichtige Wirtschaftsfaktoren sind."

 
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    In Streck Bräu is CSU dinn? Hab ich bisher immer gern getrunke...bisher.
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  • H. S.
    Am besten zu Öttinger wechseln
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  • D. K.
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • G. F.
    Doldengrün ist ne leckere Sorte und grün
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  • B. L.
    Ist und bleibt halt eine Grüne, daher kommt nichts gutes.
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  • G. W.
    Aber voreingenommen scheinen Sie nicht zu sein !
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  • D. K.
    Umkehrschluss: Egal wie schlecht sie ist, es kann nur besser werden da uns die Union so tief in die Sch… geritten hat.
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  • G. B.
    bzgl. Kompetenz ---> keine Vorschusslorbeeren ---> schaun mer erscht a mal....

    Aber: Ich wünsche Frau Rottmann viel Glück und Erfolg!
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Endlich mal eine hochrangige politische Vertreterin aus Unterfranken in Berlin, die mit Kompetenz, statt Instergrambildchen glänzt.
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  • H. O.
    Arcus: was für ein Quatsch.
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  • T. R.
    Nee, genauso ist es!
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