Die Bauern sind sauer. Stinksauer: "Wir fühlen uns wie ein Bulle kurz vor der Schlachtung", beschreibt Claus Hochrein, Sprecher der Initiative "Land schafft Verbindung" die derzeitige Situation der Landwirte. Daher hat die Initiative unter dem Motto: "Wir müssen reden, deshalb bitten wir zu Tisch" Politiker am Donnerstagabend in die Höllberghalle nach Kürnach (Lkr. Würzburg) zur Diskussion eingeladen. Die Halle ist bis auf den letzten Platz besetzt, einige müssen auch stehen. Gekommen sind über 400 Landwirte aus ganz Unterfranken und neun Politiker von CSU, Grüne, FDP und Freie Wähler. Von der ebenfalls eingeladenen SPD kam kein Vertreter.
Claus Hochrein: "Wir brauchen jetzt Lösungen!"
"Was uns am meisten unter den Nägeln brennt, ist die Verschärfung der Düngeverordnung 2020", sagte Hochrein, der als Moderator souverän durch den Abend führte. "Wir lehnen den Entwurf komplett ab, weil er in der Praxis nur schwer umsetzbar ist." Mit der neuen Düngeverodnung, die ab Mai 2020 in Kraft treten könnte, soll die EU-Nitratrichtlinie künftig eingehalten werden. Im Juni 2018 hatte der Europäische Gerichtshof (EuGH) Deutschland deshalb verurteilt. Die Initiative zweifelt allerdings an, dass die Nitratwerte im Grundwasser tatsächlich so hoch sind und fordert eine Überprüfung des Messnetzes. Mit Blick auf die Politiker sagt Hochrein: "Wir brauchen jetzt Lösungen, damit wir auch nach 2020 noch wirtschaften können." Tosender Applaus!
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Anja Weisgerber: "Wir kommen mit Taten."
Als Erste tritt "die Anja", wie sie hier fast freundschaftlich genannt wird, ans Mikrofon. Gemeint ist die CSU-Bundestagsabgeordneter Weisgerber aus Schwebheim (Lkr. Schweinfurt). "Wir kommen mit Taten", sagt die Umweltpolitikerin. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder habe bei der Klausurtagung in Kloster Seeon eine Überprüfung der geplanten neuen Düngeverodnung zugesichert. "Wir werden das Messnetz neu überprüfen", verkündet sie. Außerdem müsse es mehr Austausch zwischen Bund und Ländern geben. Auch die Verbraucher will Weisgerber zur Kasse bitten: "Wir müssen erreichen, dass die Lebensmittel auch wieder das kosten, was die Wert sind."
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Immer wieder melden sich auch Landwirte aus dem Publikum zu Wort. Selten stellen sie den Politikern Fragen, vielmehr wollen sie ihrem Ärger Luft machen. Manche tun dies sachlich, andere eher polemisch: "Wir Landwirte sind ökologischer als Greta", ruft einer der Anwesenden ins Mikrofon. Dann wird wieder lautstark gepfiffen und geklatscht. Doch Claus Hochrein hat seine Landwirte im Griff. Und wer zu lange spricht, dem wird schon mal das Mirko einfach abgenommen. Als zweiter Politiker erhält "der Paul" das Wort. Auch der Würzburger CSU-Bundestagsabgeordnete Lehrieder wird in diesem Kreis geduzt.
Paul Lehrieder will sich für die Herbstdüngung stark machen
"Wir wollen uns stark machen, dass die Herbstdüngung auch weiter möglich ist", sagt Lehrieder. Für diese Aussage gibt es langanhaltenden Applaus. Die Herbstdüngung wäre in Nitrat belasteten Gebieten verboten, wozu Unterfranken nahezu komplett zählt. "Wir Landwirte wären gezwungen, große Lagerräume für Gülle zu bauen", erklärt Hochrein. Unter diesen Bedingung wäre erfolgreiches Wirtschaften nicht mehr möglich. "Wir müssen von unserer Arbeit im Stall auch leben können!" Von den Politikern erwarte die Initiative Taten.
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Als die Landtagsabgeordnete Barbara Becker (ebenfalls CSU) verkündet, dass für etwa 6,6 Millionen Euro neue Stellen an den Wasserwirtschaftsämtern geschaffen würden, für Mitarbeiter, die dann das neue Nitrat-Messnetz kontrollieren sollen, platzt Claus Hochrhein der Kragen: "Wir brauchen keine neuen Messstellen! Und wir haben genug Leute in der Verwaltung. Das Geld könnte wesentlich besser angelegt werden!", ruft er empört. "Wir wollen euch helfen und nicht behindern", verteidigt sich Becker.
Buh-Rufe für den Grünen Paul Knoblach
Schwer am Rednerpult hat es der Grünen-Landtagsabgeordnete Paul Knoblach. Das von den Grünen vorangetriebene Volksbegehren "Rettet die Bienen" war vielen Landwirten negativ aufgestoßen. Woher die hohen Nitratwerte im Wasser kommen, obwohl Unterfranken kein viehstarker Landstrich ist, kann auch Knoblach nicht beantworten, obwohl er selbst Landwirt ist. "Die Kuh steht auf dem Eis und muss runter", sagt der Grünen-Abgeordnete und verlässt das Rednerpult unter Buh-Rufen. Der FDP-Bundestagsabgeordnete Karsten Klein aus Aschaffenburg zeigte sich solidarisch mit den Landwirten: "Der Erhalt der Schöpfung treibt uns alle um." Anschließend wird er mit den Worten: "Wir machen hier keinen Wahlkampf" von Hochrein vom Mikrofon geschoben.
Von allen Politikern fordert Claus Hochrein mehr Verlässlichkeit: "Ihr denkt nur in Wahlperioden, wir denken für unser ganzes Leben", wirft der Sprecher der Initiative "Land schafft Verbindung" den Mandatsträgern vor. Die Politiker drückten den Bauern eine nach der anderen Verordnung auf und diese seien nicht mehr in der Lage, diese umzusetzen. "Ihr müsst uns jetzt helfen, sonst seid ihr fehl am Platz!" Einige Landwirte drohen den Politikern damit, diese auch nicht mehr zu wählen. Mit Pfiffen und tosendem Applaus endet die Veranstaltung.
https://youtu.be/kP0h0krkq5U
Vor diesem Hintergrund erscheint der Beitrag wie der Versuch, den schwarzen Peter einfach weiterzugeben. Motto: dort, wo die Landwirtschaft Nitrat in den Boden einbringt sind die Werte in Ordnung (stimmt nicht ganz). An den erhöhten Werten im Trinkwasser muss also die marode Kanalisation schuld sein (=unbewiesene Vermutung/Behauptung) und deswegen sind die Auflagen für die Landwirte ungerechtfertigt (=Schlussfolgerung).
Nun, ich glaube, der Deutsche Michel lässt sich nicht ganz so leicht hinter die Fichte führen …
Ich kenne viele, die für qualitativ gute, nachhaltig und unter Tierwohlaspekten produzierte Lebensmittel auch einen angemessenen Preis zahlen wollen.
Es gibt zwar einen Bio-Fleischerzeuger hier in der Nähe – aber der kommt nicht nach, die Nachfrage zu bedienen. Böse Zungen sprechen schon von der Biofleisch-Lotterie …
Es existiert aus meiner Sicht sehr wohl eine Nachfrage für nachhaltig produzierte Lebensmittel. Aber das Angebot auf dem Markt wird von diesem Industrie-Schrott dominiert und diktiert. Selbst unser lokaler Metzger bietet inzwischen eine – sorry – lausige Qualität an.
Hier sollten die Bauern ansetzen und ein Angebot schaffen, anstatt über fehlende Nachfrage zu jammern …
Die Qualität muss dann aber auch stimmen. Einfach nur mehr Geld verlangen wird nicht funktionieren …
Und immer nur über die Konsumenten zu maulen hilft ja auch nix!
Wenn man ständig von den Tierquälereien (erst gestern war wieder ein neuer Tierquälerfall im Allgäu),
von Bodenverseuchung damit man das Trinkwasser nicht mehr nutzen kann (siehe letztes Jahr -von Zell bis Zellingen konnten alle Dörfer das Trinkwassernicht nicht benutzen),
monotoner Ackerbau, so dass die Umwelt und Insekten sterben,
mit dem extremen Einsatz von Chemie im Ackerbau, so dass das Getreide, Kartoffeln usw. uns Verbraucher vergiften
und noch viele weitere Auswüchse.
Dagegen muss die Politik mit entsprechende Gesetze und Vorschriften etwas machen!!
Also liebe Bauern, Ihr sollt nicht schreien und herum meckern, sondern erst selber Eure Verfehlungen beseitigen. Ihr bekommt genügend finanziele Zuschüße aus unserer Steuerkasse damit es Euch gut geht. Ihr müßt somit was ändern!!
So jetzt könnt Ihr mich zerreißen!
bevor Sie solche Behauptungen in die Welt setzen, folgende Infos:
Ich komme vom Land, ich produziere meine Lebensmittel selbst oder kaufe dies direkt beim Biobauer auf dem Dorf und ich babble niemanden nach.
Es nervt wenn die Bauern sich als Unschuldengel hinstellen wenn gleichzeitig immer mehr Fälle von Tierfabriken mit entsprechender Tierbehandlungen bekannt werden. Es sind fast alle Tierarten betroffen (Hühner, Schweine, Kühe, Rinder und sonstige).
Oft wird doch in der Landwirtschaft nach dem Motto gearbeitet, wie erhält man die meisten Subventionen bei möglichst wenig eigenen Aufwand. Dann kommen solche Missstände mit Tieren , Umwelt, Ackerbau usw. heraus.
Dann muss der Staat und die Politik eingreifen und für die Bevölkerung und Umwelt entsprechende Gesetze schaffen.
Die Bauern sollten als Mitverursacher der Probleme nichtherum meckern oder mit Tracktoren die Städte verstopfen und die Umwelt mit den Abgasen verpessten, sondern mitarbeiten!!
Das Motto muss heißen:
Consumer for Future
und NICHT
Farmer for Future
oder doch
Farmer for wrecker / dasher
Ich kann derapfelbaum nur beiflichten das Sie hier nur dummes Gelaber schreiben.
Die Probleme mit der Trinkwasserversorgung hatte nix mit der Landwirtschaft zu tun sondern war Pfusch am Bau. !!!!!
Zitat „Dominator“: „Ich kann derapfelbaum nur beiflichten [sic] das [sic] Sie hier nur dummes Gelaber schreiben.“
Sorry, aber mit einer solchen Beleidigung disqualifizieren Sie sich für eine konstruktive Diskussion …
Zielführend ist es sicherlich nicht, ein Vertreter der Grünen auszubuhen. Das Wählerklientel dieser Partei ist gerne bereit für den Liter Milch 15 Cent mehr auszugeben wenn das vernünftig und nachhaltig produziert wurde.
Aber mit der vom Bauernverband, CSU, Chemielobby usw., propagierten Politik, macht man die Flüchtlingsboote in Afrika voll.
Wie gesagt, die Reportage"Das System Milch"anschauen.
Trotzdem hoffe ich, dass eine Landwirtsfamilie bei uns in Franken von Ihrer Scholle gut leben kann. Dazu bedarf es aber einen Systemwechsel. So geht's jedenfalls nicht weiter mit den Subventionen, und der "Geiz ist Geil Mentalität" der Verbraucher.
Wir brauchen Euch!
Aber anders!
Ich weiss, wie es im Herbst in unser Gegend nach vergorenen Äpfel riecht, weil keiner mehr den Bock hat sich zu bücken.
Ich weiss, dass das System komplett krank ist.
Schließlich bin ich nicht von einer meiner Apfelbäume auf den Kopf gefallen!
Schönen Gruß
Stefan Fuchs
Schweinfurt
Statt sich mit denen zu verbünden (lieber Paul ect.) die jahrelang eine Politik auf EU Ebene für die Agrarindustrie und gegen die bäuerliche Landwirtschaft gemacht haben, sollten sie sich mit denen verbünden, die eine Landwirtschaft unterstützten, die Erzeugern und Verbrauchern hilft.