zurück
Hammelburg/Berlin
Unterfränkische Grüne Rottmann wird Staatssekretärin im Ministerium von Cem Özdemir
Dass sie Politik gerne an verantwortlicher Stelle gestalten wolle, daran hat Manuela Rottmann keinen Zweifel gelassen. Warum der hochrangige Job trotzdem eine Überraschung ist.
Manuela Rottmann und Cem Özdemir 2017 im Wahlkampf im Steigerwald.
Foto: ArchivMatthias Lewin | Manuela Rottmann und Cem Özdemir 2017 im Wahlkampf im Steigerwald.
Michael Czygan
 |  aktualisiert: 08.02.2024 15:44 Uhr

Überraschung in Berlin: Die Grünen-Bundestagsabgeordnete Manuela Rottmann aus Hammelburg (Lkr. Bad Kissingen) wird in der designierten Ampel-Regierung Parlamentarische Staatssekretärin, und zwar im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. Damit ist sie quasi eine von zwei  Stellvertreterinnen von Minister Cem Özdemir am Kabinettstisch. 

Noch vor wenigen Tagen antwortete Rottmann auf die Frage, ob sie denn in einem der grünen Ministerien Staatssekretärin werde: "Glaube ich nicht. Da müsste schon mal jemand angerufen haben." Jetzt ist der Anruf doch noch gekommen, nämlich der von Özdemir. Am Donnerstagvormittag gaben die Grünen die Personalie bekannt, bereits nächste Woche ist ihre Vereidigung geplant.

"Auf die Menschen im ländlichen Raum kommt es an."
Manuela Rottmann, künftige Staatssekretärin im Bundeslandwirtschaftsministerium

"Als Bundestagsabgeordnete eines ländlichen Wahlkreises freue ich mich auf die nächsten Jahre gemeinsamer Gestaltung der Zukunft auf dem Land in ganz Deutschland", schreibt die 49-Jährige in einer ersten Stellungnahme. Cem Özdemir ins Bundeslandwirtschaftsministerium begleiten zu dürfen, sei eine "große Chance", sagt die 49-Jährige.

Manuela Rottmann bei einer Podiumsdiskussion diesen Sommer in Würzburg.
Foto: ArchivDaniel Peter | Manuela Rottmann bei einer Podiumsdiskussion diesen Sommer in Würzburg.

Auf die Menschen im ländlichen Raum und unsere Landwirtinnen und Landwirte komme es dabei an, heißt es weiter. Rottmann: "Nur mit ihnen zusammen werden wir unsere Ziele im Klimaschutz, im Artenschutz und für eine gesunde Ernährung erreichen. Gleichwertige Lebensverhältnisse, sichere Zukunftsperspektiven, nachhaltiger Wohlstand auf dem Land - diese Ziele verbinden uns." Um sie zu erreichen, brauche es Verlässlichkeit, Offenheit und Anerkennung unterschiedlicher Perspektiven.

Bereits während der Koalitionsverhandlungen leitete Rottmann die grüne Delegation der Verhandlungsgruppe "Gutes Leben in Stadt und Land". Die dort erarbeiteten Pläne, die den Kommunen größere Entscheidungsspielräume sichern und helfen sollen, das Dickicht an Förderprogrammen zu lichten, wird die Juristin jetzt mit umsetzen können. 

Schon als Schülerin umweltpolitisch engagiert

Dabei helfen wird der 49-Jährigen ihre lange politische Erfahrung in Stadt und Land. Die gebürtige Würzburgerin ist in Eßleben (Lkr. Schweinfurt), Schweinfurt, Würzburg und Hammelburg zur Schule gegangen. Schon als Gymnasiastin engagierte sie sich Anfang der 1990er Jahre umweltpolitisch, unter anderem für die Initiative "Das bessere Müllkonzept". 1991 trat Rottmann den Grünen bei, 1995 war die Jura-Studentin dann schon Bundesvorstandssprecherin der Grün-Alternativen Jugend.

Weggefährten ihrer Hammelburger Jugendjahre waren unter anderem Jochen Partsch, der heutige grüne Oberbürgermeister von Darmstadt, sowie der Solar-Pionier Hans-Josef Fell. Der frühere Grünen-Bundestagsabgeordnete und Autor des rot-grünen Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) freute sich am Donnerstag über die Nominierung seiner Parteifreundin: "Sie ist eine sehr gute Wahl." Rottmann stecke "tief in den ökologischen Themen", der Landwirtschaft komme bei der klimagerechten Transformation der Gesellschaft eine wichtige Rolle zu, so kommentierte der Präsident der Denkfabrik "Energy Watch Group" in Berlin die Personalie. 

Anzeige für den Anbieter Facebook Beitrag über den Consent-Anbieter verweigert

Fell erinnerte daran, dass Rottmann in ihrer politischen Laufbahn auch schon reichlich Erfahrung in der Exekutive gesammelt hat. 2006, nach Abschluss ihres Jurastudiums und der Promotion, wurde sie von einer schwarz-grünen Koalition in Frankfurt/Main zur Dezernentin für Umwelt und Gesundheit gewählt. Partei-Urgestein Daniel Cohn-Bendit sah Rottmann schon als erste grüne Oberbürgermeisterin der Bankenmetropole, doch die Unterfränkin stieg nach Ablauf einer Amtszeit 2012 erst einmal aus der Berufspolitik aus - und arbeitete als Juristin für die Deutsche Bahn.

Rottmann nennt sich selbst "Freilandei" 

2017 dann zog es das bekennende "Freilandei" (Selbstbeschreibung beim Kurznachrichtendienst Twitter) zurück aufs unterfränkische Land – und in die große Politik. Im Wahlkreis Bad Kissingen kandidierte sie für den Bundestag, über die bayerische Landesliste gelang ihr der Einzug ins Parlament, wo sie sich schnell als Verbraucherschutz-Expertin einen Namen machte. Mit Beginn der Pandemie kümmerte sie sich für die Grünen federführend um Rechtsfragen beim Infektionsschutz. Auf lokaler Ebene schaffte sie 2020 mit 24 Prozent Stimmenanteil bei ihrer Kandidatur als Landrätin immerhin einen Achtungserfolg.

Der Karrieresprung jetzt ist da folgerichtig - auch wenn er am Ende überraschend kam. Schon vor einem Jahr hatte Manuela Rottmann in einem Gespräch mit dieser Redaktion bekannt, sie sei zwar "vielleicht nicht so die politische Rampensau", aber es würde ihr schon Spaß machen, in einer künftigen Bundesregierung an der konkreten Umsetzung politischer Ideen mitzuarbeiten. Nach dem Anruf von Cem Özdemir hat sie jetzt die Gelegenheit dazu.   

Parlamentarische Staatssekretäre

Sie gelten als Bindeglied zwischen den Ministerien und den Fraktionen: 36 Parlamentarische Staatssekretärinnen und Staatssekretäre gibt es auf Bundesebene, mindestens zwei pro Bundesministerium. Im Bundeskanzleramt und im Auswärtigen Amt heißen die Parlamentarischen Staatssekretäre Staatsminister oder Staatsministerin. Sie müssen dem Bundestag angehören und unterstützen die Fachministerinnen und -minister bei ihren politischen Aufgaben. Staatssekretäre können als Stellvertreter der Minister auftreten, zum Beispiel im Bundestag oder bei politischen Veranstaltungen. Sie kümmern sich um die Kontakte zum Bundesrat oder zur Europäischen Union. Im Unterschied zu Parlamentarischen Staatssekretären vertreten beamtete Staatssekretäre ihre Ministerin oder ihren Minister intern als Behördenleiter. 
micz
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Hammelburg
Michael Czygan
Ampelkoalition
Bundesministerien
Bundestagswahl
Cem Özdemir
Manuela Rottmann
Minister
Parlamentarische Staatssekretäre
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • mppthi
    Man braucht Minister mit Sachverstand dann brauchen die keinen Berater. Wird ein Cahos wie bei Kynast!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Arcus
    Herzliche Glückwunsch an Frau Rottmann. Jetzt hat Unterfranken nach langer Zeit wieder mal eine kompetente Frau in Regierungsverantwortung.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • lutterbeck
    Wurde wahrscheinlich nominiert, weil Sie eine Frau ist, nach Kompetenzen geht es in der Politik schon lange nicht mehr, deswegen geht es mit diesem Land seit Jahren bergab.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Mic_Ro
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln (fehlende Quellen für Behauptungen) auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • thomas.vizl@ing-orf-vizl.de
    Manuela Rottmann ist übrigens nicht die erste Staatssekretärin aus Unterfranken aus den Reihen der Grünen. Von 2001 bis 2005 hatte Alexander Müller das Amt inne. Müller stammt aus Gerolzhofen, wo seine Familie lebt. https://de.wikipedia.org/wiki/Alexander_M%C3%BCller_(Politiker,_1955)
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Ironic
    Sie wird also Spitzen-Politikerin aus der region sicherlich komptetenter agieren, als die eher unglücklich auftretende Digital-Staatsministerin Dorothee Bär.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • norbert.zirnsak@igmetall.de
    Eine Personalie die nocheinmal unterstreicht, wie die Kräfteverhältnisse in der grünen Partei heutzutage sind. Nach der Euphorie folgt Ernüchterung. Wer keine gelben Grünen will, sollte die Partei verlassen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • kerstin.celina@gmx.de
    Sie hat Kompetenz und Erfahrung, sie ist klug, reflektiert und hat Mut. Und sie strahlt immer Ruhe aus. Ich habe schon vor Jahren ihre Blogs gerne gelesen, da standen viele spannende Gedankengänge und Argumentionsstränge drin.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • hansi07
    Immerhin habe ich an anderer Stelle gelesen, dass Sie Agraringenieurin sei. Ich hoffe, ihr passiert das nicht wie Ihrem designierten Chef, dass sie das vordere und hintere des Ferkels verwechselt, und das umstrittene "Schwanzkupieren" mit "den Rüssel abschneiden" umschreibt.
    Vielleicht kann Sie den Praktikern auch erklären, wie man mit Herbizideeinsparung /-verzicht auf der einen Seite, CO2-Bindung durch weniger Bodenbearbeitung auf der anderen, trotzdem noch Eträge und Qualitäten erzeugen kann, die der Nahrungssicherung der Bevölkerung und einer angemessenen Entlohnung des Landwirte Rechnung tragen können.
    Ich hoffe mit der Auswahl von Frau Rottmann treten überzogene ideologische Idealvorstellungen in den Hintergrund, und es werden stattdessen praktisch umsetzbare, standortangepasste Lösungen gesucht und auch gefunden.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • iknahn
    Hallo hansi07, Frau Rottmann ist Juristin, keine Agraringenieurin. Grüße aus der Redaktion, Ivo Knahn
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • popp.58
    Das ist auch egal.
    Fachwissen in solchen Positionen war und ist nicht nötig.
    Wichtig ist wie auch hier die Juristerei
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Albatros
    Da irren Sie gewaltig. Auch wenn Minister von Fachleute beraten werden ist es unzweifelhaft von Vorteil, wenn ich von der Materie verstehe und man sich nicht blindlinks auf Außenstehende verlassen muss. Was dabei herauskommt, wenn man eine Ärztin zur Verteidigungsministerin macht, das haben wir alle miterleben müssen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • wjgsell
    Und gleich kommt als Erstes der Ideologievorwurf! Wie stellen Sie sich denn ein Miteinander vor, wenn Sie von Anfang an polarisieren? Wollen Sie gar keine Zusammenarbeit? Wollen Sie ein Weiterso, mit allem Gifteinsatz, wie Sie schreiben? Schauen Sie sich einfach mal bei Leuten um, die diesen Kurswechsel in der Landwirtschaft vollzogen haben. Z.B. "Der Bauer und sein Prinz", Prinz Charles arbeitet ohne Gifteinsatz, vermindertem CO2-Ausstoss, weil er z.B. die Bodenkrume mit ihren Organismen schützt, indem er weniger oder gar nicht pflügen lässt und dadurch über die Traktoren wesentlich weniger Treibhausgase ausgestoßen werden als bei konventioneller Bearbeitung. Im Übrigen hat er das aus Deutschland gelernt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • thomas.vizl@ing-orf-vizl.de
    Herzlichen Glückwunsch! Es ist wichtig, dass Unterfranken mit einer starken Frau im Kabinett vertreten ist. Auf dem Foto ist neben Özdemir und Rottmann noch Dr. Sperber abgebildet. Deshalb nehme ich an, dass das Foto nicht in den Haßbergen, sondern im Steigerwald entstand.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • michael.czygan@t-online.de
    Danke für den Hinweis. Das korrigiere ich in der Unterzeile. Michael Czygan, Redaktion
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • norbert.zirnsak@igmetall.de
    Könnte aber auch in den Haßbergen sein, weil Rita Stäblein mit auf dem Bild ist. Was jetzt?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • thomas.vizl@ing-orf-vizl.de
    Ein Teil des Steigerwalds liegt im Landkreis Haßberge. Der Besuch fand 2017 in der Nähe von Ebrach statt, also an der Schnittstelle der Landkreise Bamberg, Haßberge, Schweinfurt und Kitzingen. Viele lokale Grünen-Politiker*innen waren dabei. https://www.mainpost.de/regional/schweinfurt/ein-neuer-agrarminister-koennte-schon-was-tun-art-9707282
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • mlewin
    Das Foto wurde am Baumwipfelpfad in Ebrach aufgenommen
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Albatros
    Oder vielleicht doch im brasilianischen Regenwald!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • rasputin32
    Ich glaube auch die Bauern und Bäuerinnen können mit dem Minister und der Staatsekretärin zufrieden sein.

    Mit Anton Hofreiter hätten sie zwar einen richtigen Bauern gehabt, aber....
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten