Überraschung in Berlin: Die Grünen-Bundestagsabgeordnete Manuela Rottmann aus Hammelburg (Lkr. Bad Kissingen) wird in der designierten Ampel-Regierung Parlamentarische Staatssekretärin, und zwar im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. Damit ist sie quasi eine von zwei Stellvertreterinnen von Minister Cem Özdemir am Kabinettstisch.
Noch vor wenigen Tagen antwortete Rottmann auf die Frage, ob sie denn in einem der grünen Ministerien Staatssekretärin werde: "Glaube ich nicht. Da müsste schon mal jemand angerufen haben." Jetzt ist der Anruf doch noch gekommen, nämlich der von Özdemir. Am Donnerstagvormittag gaben die Grünen die Personalie bekannt, bereits nächste Woche ist ihre Vereidigung geplant.
"Als Bundestagsabgeordnete eines ländlichen Wahlkreises freue ich mich auf die nächsten Jahre gemeinsamer Gestaltung der Zukunft auf dem Land in ganz Deutschland", schreibt die 49-Jährige in einer ersten Stellungnahme. Cem Özdemir ins Bundeslandwirtschaftsministerium begleiten zu dürfen, sei eine "große Chance", sagt die 49-Jährige.
Auf die Menschen im ländlichen Raum und unsere Landwirtinnen und Landwirte komme es dabei an, heißt es weiter. Rottmann: "Nur mit ihnen zusammen werden wir unsere Ziele im Klimaschutz, im Artenschutz und für eine gesunde Ernährung erreichen. Gleichwertige Lebensverhältnisse, sichere Zukunftsperspektiven, nachhaltiger Wohlstand auf dem Land - diese Ziele verbinden uns." Um sie zu erreichen, brauche es Verlässlichkeit, Offenheit und Anerkennung unterschiedlicher Perspektiven.
Bereits während der Koalitionsverhandlungen leitete Rottmann die grüne Delegation der Verhandlungsgruppe "Gutes Leben in Stadt und Land". Die dort erarbeiteten Pläne, die den Kommunen größere Entscheidungsspielräume sichern und helfen sollen, das Dickicht an Förderprogrammen zu lichten, wird die Juristin jetzt mit umsetzen können.
Schon als Schülerin umweltpolitisch engagiert
Dabei helfen wird der 49-Jährigen ihre lange politische Erfahrung in Stadt und Land. Die gebürtige Würzburgerin ist in Eßleben (Lkr. Schweinfurt), Schweinfurt, Würzburg und Hammelburg zur Schule gegangen. Schon als Gymnasiastin engagierte sie sich Anfang der 1990er Jahre umweltpolitisch, unter anderem für die Initiative "Das bessere Müllkonzept". 1991 trat Rottmann den Grünen bei, 1995 war die Jura-Studentin dann schon Bundesvorstandssprecherin der Grün-Alternativen Jugend.
Weggefährten ihrer Hammelburger Jugendjahre waren unter anderem Jochen Partsch, der heutige grüne Oberbürgermeister von Darmstadt, sowie der Solar-Pionier Hans-Josef Fell. Der frühere Grünen-Bundestagsabgeordnete und Autor des rot-grünen Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) freute sich am Donnerstag über die Nominierung seiner Parteifreundin: "Sie ist eine sehr gute Wahl." Rottmann stecke "tief in den ökologischen Themen", der Landwirtschaft komme bei der klimagerechten Transformation der Gesellschaft eine wichtige Rolle zu, so kommentierte der Präsident der Denkfabrik "Energy Watch Group" in Berlin die Personalie.
Fell erinnerte daran, dass Rottmann in ihrer politischen Laufbahn auch schon reichlich Erfahrung in der Exekutive gesammelt hat. 2006, nach Abschluss ihres Jurastudiums und der Promotion, wurde sie von einer schwarz-grünen Koalition in Frankfurt/Main zur Dezernentin für Umwelt und Gesundheit gewählt. Partei-Urgestein Daniel Cohn-Bendit sah Rottmann schon als erste grüne Oberbürgermeisterin der Bankenmetropole, doch die Unterfränkin stieg nach Ablauf einer Amtszeit 2012 erst einmal aus der Berufspolitik aus - und arbeitete als Juristin für die Deutsche Bahn.
Rottmann nennt sich selbst "Freilandei"
2017 dann zog es das bekennende "Freilandei" (Selbstbeschreibung beim Kurznachrichtendienst Twitter) zurück aufs unterfränkische Land – und in die große Politik. Im Wahlkreis Bad Kissingen kandidierte sie für den Bundestag, über die bayerische Landesliste gelang ihr der Einzug ins Parlament, wo sie sich schnell als Verbraucherschutz-Expertin einen Namen machte. Mit Beginn der Pandemie kümmerte sie sich für die Grünen federführend um Rechtsfragen beim Infektionsschutz. Auf lokaler Ebene schaffte sie 2020 mit 24 Prozent Stimmenanteil bei ihrer Kandidatur als Landrätin immerhin einen Achtungserfolg.
Der Karrieresprung jetzt ist da folgerichtig - auch wenn er am Ende überraschend kam. Schon vor einem Jahr hatte Manuela Rottmann in einem Gespräch mit dieser Redaktion bekannt, sie sei zwar "vielleicht nicht so die politische Rampensau", aber es würde ihr schon Spaß machen, in einer künftigen Bundesregierung an der konkreten Umsetzung politischer Ideen mitzuarbeiten. Nach dem Anruf von Cem Özdemir hat sie jetzt die Gelegenheit dazu.
Vielleicht kann Sie den Praktikern auch erklären, wie man mit Herbizideeinsparung /-verzicht auf der einen Seite, CO2-Bindung durch weniger Bodenbearbeitung auf der anderen, trotzdem noch Eträge und Qualitäten erzeugen kann, die der Nahrungssicherung der Bevölkerung und einer angemessenen Entlohnung des Landwirte Rechnung tragen können.
Ich hoffe mit der Auswahl von Frau Rottmann treten überzogene ideologische Idealvorstellungen in den Hintergrund, und es werden stattdessen praktisch umsetzbare, standortangepasste Lösungen gesucht und auch gefunden.
Fachwissen in solchen Positionen war und ist nicht nötig.
Wichtig ist wie auch hier die Juristerei
Mit Anton Hofreiter hätten sie zwar einen richtigen Bauern gehabt, aber....