
Die Olympiade des Silvaner nennt Hermann Mengler, Leiter der Kellereifachberatung beim Bezirk Unterfranken, den Internationalen Preis des Silvaner Forums. 1998 gegründet, will das Forum seit über zwei Jahrzehnten die Bedeutung des Silvaners weltweit stärken. Den Vorsitz hat derzeit der fränkische Weinbaupräsident Artur Steinmann inne. Alle zwei Jahre veranstaltet das Silvaner Forum den Wettbewerb um den besten Silvaner. In diesem Oktober kamen nun wieder 17 Sommeliers, Weinhändler und Weinjournalisten im Schloss Steinburg in Würzburg zusammen, um an zwei Tagen aus den 297 eingestellten Weinen die Sieger in fünf verschiedenen Kategorien zu ermitteln.
Wie bei Olympischen Spielen mussten die Weine eine Vorrunde überstehen, um ins Finale zu kommen. Und es waren erfahrene Sommeliers, die da verkosteten.

Für die Vorrunde wurden die 297 Weine auf vier Gruppen verteilt. Jede Gruppe musste über 70 Weine probieren und die besten in die nächste Runde schicken. Also hieß es: nicht einen Schluck trinkt, nur Nase und Gaumen riechen und schmecken lassen. Mit einem Punktesystem von 0 bis 20 wurden die Weine bewertet. Immer wider gab es heftige Diskussionen, weil ein Juror einen bestimmten Wein unbedingt in der nächsten Runde sehen wollte: "Bitte, bitte gebt ihm 17 Punkte oder mehr. Dieser Wein muss eine Runde weiter."
Die Vorstellungen, was einen richtig guten Silvaner ausmacht, überschnitten sich nicht immer. Doch waren sich die Verkoster meist einig, welche der Kandidaten Spitzenpotential hatten, welche Mängel zeigten, Durchschnitt waren oder eben nur "interessant".
Am Ende gab es vier Finalisten in jeder Kategorie. In der Endrunde waren keine Punkte mehr zu vergeben. Die Jury musste sich entscheiden, wer die "Goldene Rebschere" erhalten sollte. Hier sei heftig gerungen und diskutiert worden, berichtet Hermann Mengler, der den Wettbewerb leitete. Zwei Tage konzentrierter Arbeit hatte da hinter den Verkostern gelegen: Was sind die Eigenarten des Weines? Wo hat er kleine Fehler oder besondere Harmonien?
An diesem Freitag nun erhielten die Sieger von Artur Steinmann, Hermann Mengler, Ferdinand Fürst zu Castell-Castell und der deutschen Weinprinzessin Saskia Teucke in der Vinothek des Fürstlich Castell'schen Domänenamts in Castell (Lkr. Kitzingen) die Goldenen Rebscheren überreicht. Der Ort war nicht zufällig gewählt, belegt doch eine Urkunde , dass auf dem Casteller Schlossberg 1659 die ersten 25 Pflanzen der aus Österreich stammenden Rebsorte Silvaner in Deutschland gepflanzt wurden. Fürst zu Castell-Castell sah in seiner kurzen Ansprache Parallelen zum heutigen Weinbau: Auch damals habe es einen Klimawandel gegeben, man spreche heute vom Beginn einer kleinen Eiszeit. Der Silvaner habe diesen Unbillen des Wetters damals so gut getrotzt wie heute den steigenden Temperaturen.

In der Kategorie "Jederzeit" waren Alltagsweine verkostet worden. Alle mussten aus dem Jahrgang 2020 stammen und durften höchstens 12,5 Prozent Volumenalkohol haben. Unter 70 eingestellten Weinen gewann hier der 2020 Silvaner Familiengewächs, Alte Rebe, der Winzergenossenschaft Sommerach. Kellermeister Stefan Gerhard nahm den Preis entgegen.

In der Königsklasse "Herausragend" waren die Premium-Silvaner eingestellt worden - ohne vorgegebenen Jahrgang, der Volumenalkohol musste mindestens 12,5 Prozent erreichen. Siegreich war der Weingut Freihof der Familie Kram aus Sommerach (Lkr. Kitzingen) mit dem 2019er Sommeracher Katzenkopf. Er hatte sich gegen 151 eingestellte Weine durchgesetzt.
Künstlerisch wurde es in der Kategorie "Anders" mit 39 Kandidaten. Roter Silvaner, Maischegärung, Amphorengärung - eben außergewöhnlich ausgebaute Silvaner. Hier überzeugte das Weingut Manfred Rothe, fränkischer Pionier im Bioweinau, mit dem 2019er Silvaner Indigenius.

Die Kategrorie "Souverän" beweist , dass auch ein Silvaner lange reifen und sich entwickeln kann. Hier waren nur Weine zugelassen, die mindestens zehn Jahre gereift sind. Unter den 21 Weinen mundete den Juroren der 2011 Silvaner Eigenart vom Weingut Max Möller I in Volkach am besten.
"Bezaubernd" heißt die Kategorie der restsüßen Weine. Hier waren nur Beerenauslesen, Trockenbeerenauslesen und Eiswein erlaubt. Mit seinem 2015er Stettener Stein Beerenauslese gewann das Weingut Höfling aus Eußenheim. "Es ist der Geburtswein unserer Zwillinge", sagt Winzer Klaus Höfling.
In der Kategorie "International" gewann der 2016er Aylvaner Zolzenberg Grand Cru der Domaine Boeckel aus dem Elsass. Diese Kategorie war eingeführt worden, weil kein nicht-deutscher Silvaner aufs Siegertreppchen kam. Dies liege, so Hermann Mengler, auch daran, dass Silvaner außer in Franken auf dem Rückzug sei. So sei die mit Silvaner bestockte Rebfläche in Franken zwar seit 2009 um 18 Prozent gestiegen - bundesweit nahm sie aber im selben Zeitraum um 12 Prozent ab.