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Bad Kissingen
Gesundheitstage Bad Kissingen und Nacht des Sports sind out: Der eine hat's rechtzeitig gewusst, die andere nicht
Die Sportlerehrungen werden 2023 in die Vereinstage integriert und im Mai sind Gesundheitswochen angekündigt. Wie Elisabeth Müller und Michael Nachemia das finden.
Über Jahrzehnte hinweg war die Nacht des Sports in Bad Kissingen ein spektakuläres Ereignis (im Bild 2016).
Foto: Peter Rauch | Über Jahrzehnte hinweg war die Nacht des Sports in Bad Kissingen ein spektakuläres Ereignis (im Bild 2016).
Isolde Krapf
 |  aktualisiert: 15.07.2024 08:51 Uhr

Die Stadt will ihren rund 150 Vereinen mit einer Großveranstaltung an zwei Tagen im Mai 2023 eine neue Plattform bieten, hieß es unlängst im städtischen Ausschuss für Kultur, Bildung, Familie und Soziales. Am Rande erwähnt wurde dort, dass aus den Bad Kissinger Gesundheitstagen im Mai 2023 Gesundheitswochen werden sollen. 

Auch die Nacht des Sports soll es in alter Form nicht mehr geben, hieß es, denn verdiente Sportlerinnen und Sportler werden 2023 bei den Vereinstagen geehrt. Wie kam das bei den Verantwortlichen von Gesundheitstagen und Nacht des Sports an? Wir fragten nach.

Schwierige Phase der Corona-Pandemie

"Nein, ich war in die Pläne der Stadt nicht eingebunden", sagt Laboklin-Chefin Elisabeth Müller nach der Ausschusssitzung im Gespräch mit dieser Redaktion. Bekanntlich hatte Müller, nach Auflösung des Fördervereins Gesundheitszentrum, die Organisation der Gesundheitstage drei Jahre lang bis zur Veranstaltung im Jahr 2022 privatwirtschaftlich getragen – und das über die schwierige Phase der Corona-Pandemie hinweg.

Bei den Kissinger Gesundheitstagen war stets jede Menge los (im Bild die Veranstaltung 2015). In etlichen Jahren kamen bis zu 20.000 Gäste. 
Foto: Isolde Krapf | Bei den Kissinger Gesundheitstagen war stets jede Menge los (im Bild die Veranstaltung 2015). In etlichen Jahren kamen bis zu 20.000 Gäste. 

Mit dieser Interimslösung habe sie der Stadt die Chance geben wollen, 2023 an die früheren Erfolge dieser Gesundheitsmesse anzuknüpfen. Ihrer Ansicht nach könne man die Gesundheitstage nämlich, wenn nicht gerade das Coronavirus grassiert, mit einer "schwarzen Null" betreiben. Man muss dann freilich in Vorleistung gehen und das unternehmerische Risiko tragen, macht Müller klar.

Eine Person muss die Veranstaltung in die Hand nehmen, sagt die Laboklin-Chefin und verweist auf Projektleiterin Elisabeth Dichtl, die die Gesundheitstage neun Jahre lang intensiv vorbereitete und dann auch betreute. Dass dazu eine Personalstelle notwendig ist, darüber sei man sich bei der Stadt Bad Kissingen offenbar nicht klar gewesen. Denn schon vor längerer Zeit hatte man, laut Müller, vonseiten der Stadtverwaltung nachgefragt, ob ein Vier-Stunden-Kontingent pro Woche eventuell für die Vorbereitungen ausreichen würden.

"Man hätte die Messe wieder zur Blüte bringen können."
Dr. Elisabeth Müller, Unternehmerin

Bereits vor eineinhalb Jahren habe sie klar gesagt, dass sie die Gesundheitsmesse nur vorübergehend machen wird. "Aber es ist nur unverbindlich zurück kommuniziert worden", sagt Müller in Bezug auf die Stadt Bad Kissingen. Unterdes sei sie immer wieder von Händlern gefragt worden, ob sie für die nächste Gesundheitsmesse einen Stand buchen könnten. Müller ist überzeugt: "Man hätte die Messe 2023 wieder zur Blüte bringen können."

Händler als Botschafter für Bad Kissingen unterwegs

Dass die Gesundheitstage gestorben sind, findet die Unternehmerin "sehr schade", weil eben zahlreiche Händler von auswärts hierherkamen und Bad Kissingen nach der Messe sozusagen "mitnahmen", also auch Werbung für die Stadt machen konnten.

Retteten die Kissinger Gesundheitstage über die Pandemie hinweg: Projektleiterin Elisabeth Dichtl (links) und Unternehmerin Elisabeth Müller, die zu den Gründungsmitgliedern des Fördervereins gehörte.
Foto: Siegfried Farkas | Retteten die Kissinger Gesundheitstage über die Pandemie hinweg: Projektleiterin Elisabeth Dichtl (links) und Unternehmerin Elisabeth Müller, die zu den Gründungsmitgliedern des Fördervereins gehörte.

Außerdem seien vor einiger Zeit, auf Wunsch der Stadt, Veranstaltungen zur Messe "aufgepeppt" worden, weil eine Verjüngung des Publikums gewünscht worden war. Und das sei auch gelungen. Müller: "Wir haben die Braut aufgehübscht. Wenn sie nun nicht geheiratet wird, kann man nichts machen."

Die Nacht des Sports muss nicht unbedingt sterben, bloß weil die Stadt Bad Kissingen die Sportlerehrungen jetzt an den Vereinstagen machen will, sagt TSV-Vorsitzender Michael Nachemia im Gespräch mit dieser Redaktion. Ja, er sei vonseiten der Stadt über die Vereinstage informiert worden.

"Eine Erneuerung für die Vereine ist notwendig."
Michael Nachemia, TSV-Vorsitzender

"Eine Erneuerung für die Vereine ist notwendig, alle sprechen ja auch von der berühmten Zeitenwende." Erst 2019 hatte der TSV die Nacht des Sports neu konzipiert – mit Erfolg, sagt Nachemia. Während der Corona-Phase gab es aber weiter die sehr erfolgreiche Boxnacht. "Sie lief und läuft bestens", freut sich der Vorsitzende.

War in den vergangenen Jahren das Veranstaltungs-Highlight beim TSV Bad Kissingen: die Boxnacht.
Foto: Jürgen Schmitt | War in den vergangenen Jahren das Veranstaltungs-Highlight beim TSV Bad Kissingen: die Boxnacht.

Dennoch hat Nachemia immer noch im Kopf, eine weitere Show-Veranstaltung für den TSV zu erfinden. Warum nicht doch wieder eine Nacht des Sports, die sich rein auf Show-Elemente beschränkt und die das Publikum am Stück genießen kann? Idee und Finanzierung müssten halt auf neue Beine gestellt werden, sagt er.

Publikumswirksame Veranstaltung im Freibad?

Schon 2021, als die Nacht des Sports wegen Corona ausfiel, habe er darüber nachgedacht, im Sommer eine Veranstaltung im Freibad zu machen, bei der sich verschiedene Abteilungen des TSV – allen voran natürlich die Schwimmabteilung – präsentieren würden. Auch die Fechtabteilung hätte in Aktion gehen können. "Der TSV hatte früher auch Turmspringer", weist Nachemia auf ein weiteres mögliches Element für diese Veranstaltung hin, über die er noch immer nachdenkt.

Die geplanten Vereinstage 2023 sieht der TSV-Vorsitzende mit gespaltenen Gefühlen: "Wo ist der Benefit für alle Vereine, wo ist die Zielrichtung?", fragt er sich. Andererseits könne man diese Veranstaltung auch als "Brainstorming" für die Zukunft begreifen: Weil die Vereine zeigen könnten, was sie alles haben.

Welche Abteilungen hat denn der TSV Bad Kissingen eigentlich? Beim Tag der Vereine 2023 könnte sich beispielsweise auch die Fechtabteilung öffentlich präsentieren, sagt Vorsitzender Michael Nachemia.
Foto: Peter Rauch | Welche Abteilungen hat denn der TSV Bad Kissingen eigentlich? Beim Tag der Vereine 2023 könnte sich beispielsweise auch die Fechtabteilung öffentlich präsentieren, sagt Vorsitzender Michael Nachemia.

Viele Menschen wissen ja nicht, welche Abteilungen so ein Verein hat, sagt Nachemia. In Bezug auf den TSV könnte dies bedeuten, dass sich 2023 beispielsweise die Mitglieder der Sambo-, der Fecht- und der Judoabteilung auch mal größer nach außen zeigen könnten.

"Wir haben eine große soziale Aufgabe."
Michael Nachemia, TSV-Vorsitzender

Er persönlich wünscht sich, dass es weitergeht mit den Vereinen, das diese nicht an der Zeitenwende sterben. "Denn wir haben eine große soziale Aufgabe", sagt er mit Verweis auf die vergangenen Corona-Jahre und auf das aktuelle digitale Zeitalter, in dem viele Kinder und Jugendliche einen Großteil ihrer Zeit an Computer und Handy verbrächten.

Was den TSV anbelangt, sei der Mitgliederschwund während der vergangenen drei Jahre verkraftbar gewesen. "Es gab einen Schwund, aber er war nicht so stark wie erwartet." Aktuell hat der TSV Bad Kissingen insgesamt 970 Mitglieder. Dennoch spürt Nachemia, dass der Trend, aktiv in einen Sportverein zu gehen, "leicht zurückgeht".

Das hat seiner Ansicht nach auch damit zu tun, dass sportliche Leistung nicht mehr so attraktiv ist wie früher. Das Interesse an Wettkämpfen habe allgemein nachgelassen. "Die Leute wollen heutzutage abgeholt werden, wollen belustigt werden." Das sei für die Vereine eine große Herausforderung.

 
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