1985 starteten Claus und Agnes Schmitt mit ihrem Obstbaubetrieb in Reichenbach zunächst mit Beeren. Zwei Jahre später nahmen sie Äpfel mit ins Sortiment und bauten innerhalb von 32 Jahren ein florierendes Geschäft für regionales Obst auf. 2017 übernahm ihr Sohn Clemens den Obsthof. Aber natürlich helfen beide im Familienbetrieb weiter mit. Claus Schmitt engagiert sich neuerdings auch überregional: Seit Mitte Dezember 2021 ist der 65-Jährige Vorsitzender des Vereins Fränkische Obstbauern (Sitz Kitzingen).
"Schmitts Obstgarten" ist nämlich schon seit 1994 Mitglied in diesem Verein. Man kennt sich also gegenseitig seit Jahren – und man schätzt sich. Es lag für die Vereinsspitze nun offenbar nahe, Claus Schmitt zu fragen, ob er den Vorsitz der Fränkischen Obstbauern übernehmen will. "Ein Grund war sicher auch, dass ich jetzt, nachdem Clemens den Betrieb übernommen hat, mehr Zeit habe als die anderen", sagt der 65-Jährige im Hinblick auf die 54 Mitgliedsbetriebe des Vereins aus Unter-, Mittel- und Oberfranken, von denen die meisten im Haupterwerb tätig sind.
Reicher Erfahrungsschatz als Obstbauer
Ausschlaggebend war aber wohl auch, dass Schmitt reichlich Knowhow im Obstbau mitbringt, wenngleich in all diesen Jahren auch so manch schmerzliche Erfahrung verkraftet werden musste. 1985 zum Beispiel, als er und seine Frau zunächst mit dem Anbau von Heidelbeeren begannen und gleich Lehrgeld bezahlen mussten, weil, wie der Obstbauer erzählt, Boden und Klima in Reichenbach nun mal nicht zu dieser Beerensorte passen.
Mit dem Erdbeer-Anbau lief es später besser, wenngleich die Wetterverhältnisse zur Erntezeit nicht immer förderlich für den Betrieb waren und sind. 1987 kamen die Äpfel dazu. Heute hat Sohn Clemens rund 13 000 Apfelbäume auf den Feldern stehen und bietet 20 verschiedene Sorten an.
Obsthof hatte öfter Vorzeigefunktion
1992 waren Agnes und Claus Schmitt mit ihren Produkten zum ersten Mal beim Bauernmarkt in Hammelburg vertreten und eröffneten im selben Jahr in Reichenbach den eigenen Bauernladen. In den vergangenen drei Jahrzehnten war der Schmitt’sche Obsthof auch öfter Vorzeigeprojekt – regional wie überregional. Im Jahr 2000 zum Beispiel war eine Gruppe von Direktvermarktern aus Oberfranken in Reichenbach zu Gast.
2004 verlegte das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Bad Neustadt) den praktischen Teil seines jährlichen Hausgartentags zu den Schmitts auf die Obstplantagen. Und 2007 war sogar die damalige fränkische Apfelkönigin Jessica Haas in den Reichenbacher Obstgarten eingeladen.
Künftige Ziele des Vorsitzenden
Weil Claus Schmitt also um die Irrungen und Wirrungen des Obstbaus weiß, dürfte es für ihn nun ein Leichtes sein, die Problemstellungen, die die Kolleginnen und Kollegen im fränkischen Verein an ihn herantragen, aufzunehmen und ihnen mit wichtigen Informationen entgegenzukommen.
Dabei geht es, wie er sagt, nicht nur um praktische Tipps zum Anbau und zur Pflege von Obstanlagen, sondern auch um die Bewältigung allerhand verwaltungstechnischer Hürden und um das Umsetzen praktischer Auflagen, die Obstbaubetriebe nun mal erfüllen müssen.
Und es gibt weitere Ziele, die Schmitt sich vorgenommen hat: "Ich will den Blick für die Arbeit der Obstbauern in der Öffentlichkeit schärfen", sagt er. Denn er hat beispielsweise bei Verbraucherinnen und Verbrauchern eine Diskrepanz im Denken festgestellt: Einerseits würden diese gern mehr regionale Produkte von heimischen Betrieben kaufen.
Regionale Produkte haben ihren Preis
Dazu müssten sie jedoch andererseits auch in die Bauernläden vor Ort gehen, sagt Schmitt. Er hingegen beobachte, dass die Leute dann doch beim Großeinkauf im Supermarkt auch gleich zu Obst und Gemüse aus überregionalem Handel greifen würden, teilweise auch, weil die Ware dort angeblich "schöner aussieht", also keine Makel habe und billiger sei.
"Aber Regionalität hat eben ihren Preis", ist sich Schmitt sicher. Wenn die Äpfel im regionalen Obstbaubetrieb mit der Hand verpackt werden, komme es freilich auch mal vor, dass ein Obststück eine Schramme hat. Was den Preis angeht, sei zu bedenken, dass regionale Betriebe, relativ gesehen, ganz andere Produktionskosten zu stemmen haben, sagt Schmitt. Vor allem für Obstbauern, die an Großmärkte liefern, sei der Preisdruck durch die Konkurrenz "gewaltig".
Wichtige Themen ansprechen
Schmitt möchte auch, dass öffentlich mehr darüber gesprochen wird, welchen Aufwand regionale Anbieterinnen und Anbieter haben, die sich selbst vermarkten müssen. Die Betriebe müssten sich regelmäßig zertifizieren lassen, das Amt für Landwirtschaft als auch die Landesanstalt für Landwirtschaft wollten mitreden.
Und dann ist da unter anderem auch noch das stark diskutierte Thema Pflanzenschutz. Schmitt möchte aufräumen mit Schreckensmeldungen zu Glyphosat und Neonikotinoiden. Denn Obstbaubetriebe werden regelmäßig kontrolliert, das heißt auch Wiesen und Böden seien ständig unter fachlicher Aufsicht. "Und die Kunden sind unsere besten Kontrolleure."
Doch wie soll auf Dauer die Produktion von heimischen Obst und diesen nicht kostendeckenden Erzeugerpreisen bei 12 ,— € Mindestlohn funktionieren ?