Schmitt's Obstgarten gibt es jetzt 32 Jahre lang. Agnes und Claus Schmitt begannen zunächst ganz klein auf ihrem Anwesen im Ort und bauten dort im Laufe der Jahre peu á peu einen florierenden Obstbetrieb auf. Jetzt wollen sie das Geschäft in jüngere Hände übergeben. Ihr Sohn Clemens arbeitet schon seit einigen Jahren zu Hause mit. Der studierte Betriebswirt hatte schließlich die Idee, am Ortsende eine neue große Halle zu bauen, in der nun der gesamte Obstbetrieb abgewickelt wird.
Aller Anfang ist schwer
Damals, 1985, ging's zunächst mit einem Hektar Heidelbeeren los. „Wir waren schon auch blauäugig“, erinnert sich der studierte Agraringenieur Claus Schmitt an die ersten arbeitsintensiven Jahre. Denn der Boden und das Klima in Reichenbach habe nun mal nicht zu dieser Beerenart gepasst. Mit dem Anbau von Erdbeeren lief es dann in den kommenden Jahren besser, wenngleich die Schmitts auch immer mal Lehrgeld zahlen mussten, weil es zur Erdbeerernte entweder zu wenig oder zu viel geregnet hatte.
„Eigentlich wollten wir aber auch im Winter etwas zu tun haben“, sagt Claus Schmitt. 1987 fiel deshalb der Entschluss, Äpfel mit ins Sortiment aufzunehmen. Heute bewirtschaften die Schmitts
13 000 Apfelbäume und verkaufen 20 verschiedene Sorten.Bauernladen als weiteres Standbein
Und dann kam Anfang der 1990er Jahre der Bauernmarkt wieder zur Blüte. War die regionale Vermarktung in den 50er und 60er Jahren alltäglich gewesen, hatte sie sich bei den Bauern irgendwann auf die Erzeugung reduziert, während andere den Vertrieb übernommen hatten. Erst Ende der 80er Jahre kam man auf diese Vermarktungsart zurück. Im April 1992 waren Agnes und Claus Schmitt mit ihren Produkten zum ersten Mal beim Bauernmarkt in Hammelburg vertreten und eröffneten am 1. Oktober des gleichen Jahres ihren eigenen Bauernladen.
„Wir hatten Höhen und Tiefen“, sagt Agnes Schmitt. Die meisten Arbeiten seien damals weitaus schweißtreibender gewesen als heute, wo es für viele Arbeitsgänge moderne Maschinen gibt. So habe man früher eine Woche gebraucht, um die Erdbeeren mit Stroh abzudecken. Heute fährt einer mit dem Strohstreuer durch die Felder und braucht eineinhalb Tage, sagt Agnes Schmitt.
„Trotzdem würde ich, wenn ich noch einmal neu beginnen könnte, wieder alles genauso machen“, ist Claus Schmitt überzeugt und schwärmt von der abwechslungsreichen Arbeit draußen in der Natur und von den zahlreichen Kunden, mit denen er inzwischen in freundschaftlichem Kontakt steht.
Ähnliches führt Clemens Schmitt ins Feld, wenn er erläutern soll, warum er künftig mit Obst und regionalen Produkten sein täglich Brot verdienen will. „Es macht einfach Spaß. Man weiß, für wen man die Arbeit macht, und es ist schön, sich von der Natur immer wieder überraschen zu lassen.“ Eine der jüngsten Überraschungen war zum Beispiel die reiche Apfelernte gewesen, denn als er mit den Eltern im April die Bäume kontrolliert hatte, waren von zehn Blüten neun erfroren. „Da staunt man nur, was bei der Ernte dann doch herauskommt“, sagt der Juniorchef.
Von Singapur über Pfaffenhofen nach Reichenbach
Eigentlich sei es nach dem Studium für ihn keine Option gewesen, daheim im Betrieb mitzumischen, gesteht der 32-Jährige freimütig. Nach einem halbjährigen Praktikum bei einer renommierten deutschen Firma in Singapur und weiteren drei Jahren in der Marketingabteilung eines Maschinenbauunternehmens in Pfaffenhofen habe er die Heimat dann doch irgendwie vermisst, schildert Clemens Schmitt seine innere Entwicklung. Seine Freundin Laura zog mit ihm nach Reichenbach. Und schließlich kam hier auch sein Sohn Paul zur Welt. Damals entschied er sich dann doch, in den Obstbetrieb der Eltern einzusteigen.
Relativ klar war für ihn gleich zu Beginn, dass Schmitt's Obstgarten expandieren muss. Zunächst machten er und die Eltern Pläne für das Anwesen an der Lehmgrube. Doch bald kristallisierte sich heraus, dass eine neue Halle besser wäre, sagt Clemens Schmitt. So hat man nun die Kühlhäuser, Lager, Büro und den Bauernladen an einem Ort.
Alles an einem Ort
Anfang 2016 ging es mit den Bauarbeiten am Unterland los. Nach eineinhalb Jahren Bauzeit bietet die 800 Quadratmeter große Halle nun auch Platz für die Apfel-Sortieranlage, welche die Schmitts zu Hause an der Lehmgrube zu Saisonbeginn jedes Mal im Hof auf- und später wieder abbauen mussten. „Man muss jetzt nichts mehr von A nach B bringen. Wenn die Ernte losgeht, steht alles an einem Ort“, umreißt Clemens Schmitt den augenfälligsten Vorteil des riesigen Neubaus. „Dennoch ist noch nicht alles perfekt, wir müssen gelegentlich noch improvisieren. Kurz gesagt: Es bleibt spannend.“
Am Wochenende wird erst mal gefeiert. Einerseits steht das jährliche Apfelfest an (Samstag und Sonntag ab 10 Uhr). Andererseits können Kunden die neue Halle – und natürlich den künftigen Juniorchef – zum ersten Mal in Augenschein nehmen. Und am Sonntag feiert der Bauernmarktverein des Landkreises bei den Schmitts sein 25. Jubiläum.