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Würzburg
Obsternte in Unterfranken: "Leicht unterdurchschnittlich"
Spätfrost und Hagel führen in diesem Jahr zu einer unterdurchschnittlichen Obsternte in Deutschland. Auch Trockenheit spielt eine Rolle. Wie steht es um Unterfranken?
Diese Obstanlage in Erlenbach bei Marktheidenfeld ist schon teilweise abgeerntet. Die Erträge in Unterfranken fallen heuer schlechter aus als 2018.
Foto: Laura-Sophie Lang | Diese Obstanlage in Erlenbach bei Marktheidenfeld ist schon teilweise abgeerntet. Die Erträge in Unterfranken fallen heuer schlechter aus als 2018.
Nicolas Bettinger, Volontär, Mediengruppe Main-Post
Nicolas Bettinger
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:27 Uhr

Nach dem Ertragsrekord im vergangenen Jahr müssen die deutschen Obstbauern 2019 Verluste hinnehmen. Trockenheit, Spätfröste und Hagelschäden werden aller Voraussicht nach zu einer unterdurchschnittlichen Obsternte führen. Das teilte die Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) mit und bezog sich dabei insbesondere auf die Apfelernte. Auch Bayern und speziell Unterfranken sind davon betroffen, kommen aber im Vergleich mit einem "blauen Auge" davon.

Die Einbußen treffen demnach alle Anbaugebiete in Deutschland. Die bayerischen Apfelbauern etwa rechnen für dieses Jahr mit einer geringeren Erntemenge als im Vorjahr. Ein Grund sei die Trockenheit des vergangenen Jahres, sagte Karl-Ludwig Rostock vom Bayerischen Erwerbsobstbau-Verband der Deutschen Presse-Agentur. "Weil die Knospen für das Folgejahr bereits im Juni dieses Jahres gebildet werden", erklärte Rostock. Und im Juni 2018 gab es sehr wenig Niederschlag - schlecht für die Apfelknospen.

Sonnenbrände bei Früchten

Für Thomas Riehl, Geschäftsführer des Vereins Fränkischer Obstbauern, halten sich die Ausfälle in der Region in Grenzen. "Die Obsternte ist in Unterfranken nicht schlecht - wenn, dann leicht unterdurchschnittlich", so Riehl. Gerade im Vergleich zum vergangenen Jahr, in dem es einen Rekordsommer gegeben hatte, wirke die diesjährige Ernte einfach schlechter. Die Ausfälle träfen hier aber nur vereinzelte Betriebe in Unterfranken, wo es immerhin die größten Obstanbaugebiete in Bayern gebe. Vor allem Zwetschgen und Äpfel, aber auch Johannisbeeren und Himbeeren gehörten hier zu den wichtigsten Kulturen.

Auch dieses Jahr spielen Zwetschgen für die Ernte in Unterfranken eine wichtige Rolle.
Foto: Patrick Seeger, dpa | Auch dieses Jahr spielen Zwetschgen für die Ernte in Unterfranken eine wichtige Rolle.

Dabei mache den betroffenen Obstbauern vor allem die Hitze und die damit einhergehende Trockenheit zu schaffen. Deshalb müssten sie auf genügend Wasserspeicher oder Brunnen zurückgreifen.

"Hier macht sich der Klimawandel natürlich bemerkbar", erklärt Riehl. Für Ausfälle bei der Ernte sorge ebenfalls die starke Sonneneinstrahlung. "Wir sprechen hier von Sonnenbränden an den Früchten, die eine Verwertung des betroffenen Obstes unmöglich macht." Bei 40 Grad Außentemperatur heize die Frucht in der Sonne mitunter auf fast 60 Grad auf. Sie regiere dann mit deutlichen Verfärbungen.

Frostschäden in Unterfranken: "Keine nennenswerten Ausfälle"

Im Baumobstbereich gibt es laut Riehl "kaum nennenswerte Ausfälle" durch Frostschäden in Unterfranken. Am stärksten traf es dort noch die Rhön, den Raum Würzburg dagegen weniger. Vom Frost betroffen war dabei vor allem die Erdbeerernte. Ein weiteres Problem sieht Riehl in Hagelschäden: Dadurch würden Früchte beschädigt und eine ertragreiche Ernte sei daraufhin unmöglich. Deshalb rät er den Obstbauern dringend zu einem schützenden Hagelnetz.

Von Hagelschlägen seien alle deutschen Anbaugebiete betroffen gewesen, sagte Helwig Schwartau von der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI). Insgesamt rechnen die Experten in diesem Jahr mit einer Gesamterntemenge von rund 912 000 Tonnen in Deutschland. Die Durchschnittserntemenge liegt bei gut einer Million Tonnen Äpfel. Wegen der Hagelschläge seien 30 000 bis 40 000 Tonnen Tafeläpfel verloren gegangen, sagte Schwartau. Für einzelne Betriebe sei die Situation existenzbedrohend. So ernst sei die Lage in Unterfranken nicht.

Steigende Nachfrage nach Äpfeln - Preise bleiben stabil

Für die Verbraucher dürften sich die Kilopreise im üblichen Bereich bewegen, schätzte Helwig Schwartau. Er rechne mit Preisen zwischen 1,45 Euro bis 2 Euro pro Kilo. "Das ist der normale Bereich, der der Ware auch gerecht wird." Immerhin sorgt die Sonne dafür, dass die Früchte von guter Qualität sind.

Die Erzeuger ihrerseits erhoffen sich nach einem Überangebot im vergangenen Jahr wieder Erlöse, die die Produktionskosten decken. Für die Erzeugerpreise ist die europäische Apfelernte wichtig - auch diese wird den Prognosen zufolge mit rund 10,6 Millionen Tonnen um gut drei Millionen Tonnen geringer ausfallen als im Vorjahr.

Insgesamt sei mit einer steigenden Verbrauchernachfrage nach Äpfeln zu rechnen, weil die Ernte in den Hausgärten und auf den Streuobstwiesen in diesem Jahr geringer ausfallen werde als 2018, erklärte Schwartau. Nachdem die Bäume im vergangenen Jahr sehr reichlich trugen, bräuchten sie in diesem Jahr gewissermaßen eine Ruhepause - mit einem entsprechend geringeren Ertrag.

Mit Informationen von dpa.

 
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