
Irgendwie hat das Ganze etwas von Real-Satire. Und ist man nicht direkt betroffen, könnte man aus dem Schmunzeln in Sachen Paddelzoff um die Fränkische Saale im Landkreis Bad Kissingen nicht mehr herauskommen. Denn nach einer Saison voller Schuldzuweisungen, Unverständnis und einem Rechtsstreit wird am Ende sehr wahrscheinlich wieder (fast) alles so sein, wie vor der folgenreichen Sperre.
Denn 2025 werden aller Voraussicht nach wieder Warnschilder am Fluss stehen: Befahren auf eigene Gefahr – wie in den Jahren vor dem Paddelverbot auch. Der feine, aber zugegeben wichtige Unterschied: Das Landratsamt sieht sich künftig rechtlich auf der sicheren Seite, sollte es zu einem Unfall auf dem Gewässer kommen.
Das Paddelverbot ist ein Musterbeispiel für bürokratische Wirrungen
Man mag es der Behörde mit Landrat Thomas Bold an der Spitze nicht verdenken, dass sie im Februar 2024 aktiv wurde. Die Mentalität hat sich in Unfallfragen gewandelt. Passiert etwas, wird verbissen der Schuldige gesucht.
Aber: Das Paddelverbot mit seiner Entstehung und schließlich auch seinem wohl bevorstehenden Ende ist ein Musterbeispiel dafür, warum viele Bürgerinnen und Bürger die Politik weit weg von ihrem Alltag sehen. Bürokratische Wirrungen, wohin man nur schaut.
Landratsamt und Wasserwirtschaftsamt: Wer ist für was genau zuständig?
Zu dem Verbot kam es überspitzt ausgedrückt ja eigentlich nur, weil es viele Jahre ein gewisses Vakuum in der Frage nach der Zuständigkeit für die Pflege des Gewässers gab. Oder genauer: in der Frage, wie man diese Pflege denn definieren mag.
Bad Kissingens Landrat Thomas Bold sagt wiederholt und mit Recht: Für die Pflege der Fränkischen Saale ist nicht das Landratsamt, sondern das Wasserwirtschaftsamt zuständig. Fragt man bei benannter Behörde dazu nach, so heißt es: Die Pflege umfasst es nicht, die Saale als Bootsstrecke zu präparieren. Auch das ist richtig.
Nur: Wenn der Landkreis den Bootstourismus schon aktiv bewirbt, muss sich eine Lösung finden lassen, die weniger folgenschwer als eine komplette Sperre ist.
Warum haben sich nicht früher Lösungen finden lassen, um eine Sperre zu vermeiden?
Zwar haben beide Ämter sich ausgetauscht und nach Lösungen gesucht, auch in den letzten Jahren schon. Und jetzt auch verstärkt zusammengearbeitet, um die versäumten Arbeiten nachzuholen. Warum nicht früher mit diesem ergebnisorientierten Nachdruck? Warum kann jetzt auf einmal eine Projektstelle beim Wasserwirtschaftsamt geschaffen werden, um die Gehölzpflege zu optimieren, wenn doch der Bestand nicht von heute auf morgen überaltert ist?
Zumindest werden Betroffene im Landkreis sich das immer wieder gefragt haben. Zumal das Verbot bislang einmalig in Bayern ist. Was darauf schließen lässt: Anderswo klappt es offenbar. Und auch da gibt es den Klimawandel und den Biber.
Was wird von all den bürokratischen Schleifen bleiben? Ein nervenzehrender Sommer für die Betroffenen, deren Einbußen hoffentlich nicht nachhaltig sein werden. Und Verlierer auf allen Seiten.
Wenn schon, dann armer LK Bad Kissingen.