Es ist ein stimmungsvoller Freitagnachmittag im Kurgarten-Café in Bad Kissingen. Angeregte Gespräche, flotte Tänze und vor allem freudige Gesichter, wohin man auch blickt. Der Seniorentanz ist heute ein voller Erfolg. Die Damen und Herren, teils recht leger gekleidet, teils mit Kleid und Krawatte schick gemacht, genießen die gegenseitige Gesellschaft, schwofen und drehen sich ausgelassen über die Tanzfläche zu den Hits von Peter Maffay oder Andrea Berg.
Seit Juli 2023 finden die Seniorentänze im Kurgarten-Café regelmäßig statt. Im historischen Saal mit seinen prunkvollen Säulen, hohen Decken und prächtigen Kronleuchtern lebt die Vergangenheit gewissermaßen wieder auf. Wo einst regelmäßig getanzt wurde, finden heute nur noch ausgewählte Veranstaltungen statt, seit das Café zur Event-Location umfunktioniert wurde.
Die gemeinnützige Organisation gibt es seit 2023 in Bad Kissingen
Dass dazu auch die Seniorentänze zählen, liegt an der gemeinnützigen Organisation "LachfALTen". Deren Team hat sich dem Thema "Einsamkeit im Alter" verschrieben. Seit Anfang 2023 gibt es die "LachfALTen", die ursprünglich aus Thüringen kommen, auch in Bad Kissingen, wohin inzwischen auch der Firmensitz verlagert wurde.
In den Tanzpausen wird an den Tischen fröhlich geplaudert. Nicht alle Gäste haben sich schon vor dem Seniorentanz gekannt. "Wir haben ein Abkommen", erzählt eine Dame. Ihr jetziger Tanzpartner habe gefragt, ob am Tisch noch Platz sei. "Da habe ich gesagt, wenn wir dann auch tanzen, sehr gerne", sagt sie lächelnd. Es sei einfach schön, mit verschiedenen Leuten ins Gespräch zu kommen.
Bei den Veranstaltungen der "LachfALTen" geht es vor allem um Gesellschaft
Dass die Veranstaltung mehr als ein reiner Tanz ist, findet auch Anja Schneider. Die 53-Jährige ist in Teilzeit als Geschäftsführerin bei den "LachfALTen" beschäftigt. "Bei den Tänzen geht es vor allem auch darum, Kontakte zu knüpfen. Viele Menschen möchten einfach unter Leute kommen. Manche haben die Partnerin oder den Partner verloren und wollen nicht alleine sein", sagt sie.
Schneider koordiniert in Bad Kissingen ein Team aus rund 15 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern, meist im Rentenalter, die sich in ihrer Freizeit für die Organisation engagieren. "Ich lasse keine Möglichkeit aus, mich beim Team zu bedanken. Ich kann noch so viele Ideen haben, für Veranstaltungen mit 100 Gästen brauche ich mindestens zehn Helferinnen und Helfer." Inzwischen sei man zu einer Familie zusammengewachsen. "Der Spaß steht im Vordergrund", sagt Schneider.
Die "LachfALTen" arbeiten gemeinnützig. Mögliche Einnahmen, die die Unternehmensgesellschaft generiert, dienen vor allem der Refinanzierung von Fremdkosten, so Schneider.
Vom Repariercafé bis zum Lindensingen: Breites Angebot der "LachfALTen"
Das Angebot wird immer breiter: Dienstags findet in Bad Kissingen ein Mini-Repariercafé statt, jeden Mittwoch laden die "LachfALTen" zum allgemeinen Sprechtag sowie zum Handy-Einzelunterricht. Und donnerstags gibt es den so genannten "Schnack", bei dem sich einsame Seniorinnen und Senioren in ungezwungener Atmosphäre kennenlernen können.
Für ältere Herrschaften, die an ihrem Geburtstag nicht alleine sein möchten, bietet das Team die "Ehrenloge" an, in deren Rahmen die Ehrenamtlichen ganz nach Wunsch des Geburtstagskindes Zeit mit diesem verbringen oder auch beim Video-Anruf bei Freunden und Verwandten helfen. Dazu kommen Veranstaltungen wie das Lindensingen oder eben die Seniorentänze im Kurgarten-Café. Die Ehrenamtlichen helfen dort zum Beispiel beim Einlass oder bieten Kaffee und Kuchen an.
Diesmal steht in Bad Kissingen Herbert Schmidt an der Kuchentheke. "Eine Lachfalte durch und durch", sagt Schneider über den 77-Jährigen, der die damalige Zweigstelle in Bad Kissingen mit ihr zusammen ins Leben gerufen hat. Zuvor hatte Schmidt bereits die Senioreninitiative "Menschen treffen Menschen" gegründet, die nun Teil der "LachfALTen" ist.
Für Schmidt ist es "ein Muss", sich zu engagieren. Gerade in Bad Kissingen, wo viele Menschen noch im höheren Alter zuziehen, sei Alterseinsamkeit ein großes Thema. "Zuzüge bedeuten in der Regel: keine Struktur, kein soziales Umfeld. Da ist unser Angebot wichtig", findet er.
Durch Demenz entsteht eine neue Dimension der Alterseinsamkeit
Eine ganz neue Dimension entstehe dabei durch die um sich greifende Demenz. "Ehepaare kommen nach Bad Kissingen und dann stirbt der Partner still", sagt Herbert Schmidt. "Die Zurückgebliebenen haben von Multimedia oder Bürokratie oft keine Ahnung und sind plötzlich alleine. Da wollen wir helfen. Und die Menschen zahlen es mit viel Freude, Dankbarkeit und Sympathie zurück."