„Rund 250 Senioren ziehen jährlich aus dem Bundesgebiet nach Bad Kissingen“, weiß Ulrike Benner, vom Bad Kissinger Seniorenbeirat. Die 71-Jährige ist den Schritt vor zehn Jahren selbst gegangen und mit ihrem Mann an die fränkische Saale gezogen. Im Gespräch mit der Redaktion nennt sie Gründe: Die kurzen Wege, das große Kulturangebot, die Sauberkeit und die niedrige Kriminalität sprechen aus ihrer Sicht für die Welterbestadt.
„In Bad Kissingen ist etwas historisch gewachsen, das Senioren anspricht“, meint Hermann-Josef Dresbach, Vorsitzender des Kissinger Seniorenbeirates. Das Flair der Stadt, die Kurbauten, die Parkanlagen: Das alles seien Dinge, die Senioren ansprechen und in denen sich die Altersgruppe wohlfühlt.
Belange berücksichtigt
Er nennt das Einzelhandelsangebot in der Innenstadt als weiteren Vorzug, genauso, dass die Senioren über den Seniorenbeirat und Seniorenbeauftragte politisch im Stadtrat gehört und ihre Belange berücksichtigt werden. Auch gebe es viele Angebote für Senioren, sei es von Vereinen, Wohlfahrtsverbänden oder von privaten Initiativen. „Es ist wirklich vieles da, vieles stimmt“, lobt Dresbach. Was alles geboten wird, könnte jedoch besser an den Mann gebracht werden. Hier hakt es.
„Es gibt so viel, nur weiß das oft keiner“, ist seine Beobachtung. Der Seniorenbeirat will daher ein Verzeichnis erstellen, das diese Informationen bündelt.
Es gibt aber auch Bereiche, bei denen der Seniorenbeirat Verbesserungsbedarf sieht. „Die Ärztesituation liegt in Bad Kissingen im Argen“, meint Dresbach mit Blick auf überlaufene Arztpraxen und langen Wartezeiten bei der Terminvergabe. Dass gastronomische Aushängeschilder wie der Ratskeller und das Kurgartencafé leer stehen, findet Ulrike Berner ein Unding. „Der Zustand ist sehr traurig“, sagt sie. Sie wünscht sich darüber hinaus öffentliche Freizeitangebote für Senioren, etwa frei zugängliche Boulebahnen oder Generationenspielplätze.
Taxiverbindungen schlecht
Maria Theresia Rottmann, ebenfalls im Seniorenbeirat aktiv, bemängelt, dass Taxiverbindungen an den Randzeiten, etwa abends nach dem Theaterbesuch oder einem Konzert, nicht ausreichend sind.
Kritisch sehen die drei Senioren die Stadt in Bezug auf Barrierefreiheit, vor allem für Rollstuhlfahrer, Menschen mit Rollatoren, aber auch Familien mit Kinderwagen. Auch da, wo Straßen und Gehwege neu gemacht werden, sei der Zustand meist nicht ideal, kritisiert Dresbach. Bordsteinabsenkungen seien nicht ausreichend, der Übergang vom Gehweg auf die Straße müsse ohne Kante auskommen. „Ein Rollstuhlfahrer muss da allein rüberkommen“, nennt er als wichtigstes Kriterium.
Angebote für Senioren
Was das Freizeitangebot angeht, aber auch für kleinere Hilfestellungen im Alltag, gibt es mit den „LachfALTen“ in Bad Kissingen eine passende Initiative. Zusammen mit dem Seniorenfreundeskreis „Menschen treffen Menschen“ macht die Initiative verschiedene Angebote, etwa gemeinsamen Unternehmungen oder regelmäßige Treffen zum Austausch. Auch gibt es Handykurse oder Unterstützung bei kleinen Reparaturen oder der Kommunikation mit Behörden.
Ursula ist eine Kissingerin, die das Angebot gerne annimmt. Für ihr Hobby, das Tanzen, muss sie jedoch ins Auto steigen und nach Thüringen, wo es ebenfalls die „LachfALTen“ gibt, zur Rentnerdisko fahren. Die 75-Jährige findet: „Nicht jeder will regelmäßig ins Theater oder die Oper.“ Daher ist sie froh, dass es mit den „LachfALTen“ hier Angebote gibt – etwa das Lindensingen im Innenhof der Unteren Saline. Die Seniorin findet es schade, dass sich hier in der Stadt nichts findet, wo Tanzveranstaltungen wie in Thüringen abgehalten werden können – hier sieht sie Stadt und Kurverwaltung in der Verantwortung, engagierten Vorhaben entgegenzukommen.
Ebenso findet sie es schade, dass das Kurgarten-Café wegen der hohen Kosten weiterhin geschlossen ist. Das bemängelt auch Jürgen Sand. Er ist gebürtiger Kissinger, ging in der Jugend aus der Stadt weg und kam 2012 wieder zurück. In der Stadt unterwegs zu sein, ist für beide kein Problem, die Stadt sei relativ barrierefrei. Was Ursula nur bemerkt, sind die geschlossenen öffentlichen Toiletten.
Ärzteversorgung mangelhaft
Ein wunder Punkt für beide ist die Ärzteversorgung, die vor allem für Senioren sehr wichtig ist. „Ärzte bekommt man hier nicht“, so Ursula. Haus- wie Fachärzte hätten einem Aufnahmestopp. Und auch Jürgen Sand sagt: „Ich bin privat versichert, und auch für mich war es das absolute Negativerlebnis, hier einen Arzt zu finden“. Einen anderen Punkt, den der 79-Jährige bemängelt: Ein Taxi bekomme man außerhalb der Zeiten von zehn bis 18 Uhr schlecht.
Ansonsten ist der Senior sehr zufrieden in der Kurstadt: Überschaubar, kurze Wege, ein sehr gutes kulturelles Angebot, kein Stress, kein Stau, die wunderschönen Kuranlagen sind Stichpunkte. „Ich kann zu Fuß ins Konzert oder ins Theater gehen. Auch Einkaufen geht fußläufig“, ist er zufrieden.
Auch die KissSalis-Therme lobt er. Zu den Lachfalten kam der 79-Jährige, nachdem seine Frau verstorben war und er sich einsam fühlte. Bei den Treffen der Lachfalten kämen viele Senioren zusammen, die einen Partner verloren haben. Doch auch das Angebot des Lindensingens nimmt der Senior gerne an.
Neben den Lachfalten gibt es für Senioren noch viele weitere Freizeit- und Geselligkeitsangebote in der Stadt, sei es das Programm des Mehrgenerationenhauses, Feste und Bälle in der Stadt, Vorträge, etwa im Rahmen der Gesundheitswochen oder Ausstellungen. Auch im Landratsamt gibt es mit der Koordinationsstelle für Seniorenfragen einen Anlaufpunkt für die ältere Generation.
Woher dieses Anspruchsdenken genommen wird, alles aufm Tablett serviert zu bekommen erschliesst sich mir nicht. Die Taxifahrer wurden ausgehungert und haben sich verändert. Mit voller Zustimmung.
Von den paar Krabberlich kann keiner existieren
Alles andere ist vorhanden, nur haben es die Alten verlernt, warten zu müssen.
Sieht man an anderen Stellen immer wieder. Nur weil man mit Geld vieles kaufen konnte, ist es mit der Geduld ungleich schwieriger.
Mit der Gastronomie doch ähnlich, alles war zu teuer. Tausendmal gehört,immer das gleiche Gemecker von immer denselben Protagonisten.
Für meine Generation wird noch weniger geboten und wir müssen auch zurechtkommen.
Wir maulen aber nicht permanent rum. BinBaujahr 63, falls es Diskussionen geben sollte.